von Redaktion

VON NICOLA FÖRG

Wenn Roswitha Dannenberg durch die Stadt flaniert, fällt es ihr auf. Sie sieht nur wenige Schäferhunde und denkt: „Ach, wie schön!“ Wenn sie mit eigenen Hunden unterwegs ist, passiert es ihr oftmals, dass gerade ältere Leute sagen: „Wenn ich jünger wäre, wenn ich könnte, dann hätte ich einen Schäferhund. Das war immer mein Traum!“ Und wen immer die im Verein für Deutsche Schäferhunde (SV) engagierte Frau fragt: Die Älteren kennen den österreichischen Kommissar Rex, die jüngeren die TV-Serie „Hudson & Rex“, die im kanadischen St. John spielt.

Diesel vom Burgimwald ist jedenfalls ein direkter Nachkomme vom berühmten „alten“ Rex, der allerdings „nicht zuchttauglich gewesen wäre“, wie die bayerische Züchterin Agathe Rank augenzwinkernd erklärt. Egal, keiner konnte so schön Leberkassemmerl klauen und den Kopf schräg legen…

Doch was ist das nur mit dem Deutschen Schäferhund? Keine Rasse bewegt die Gemüter so sehr. Keine Rasse wird so kontrovers diskutiert. Und keine Rasse hat wohl so eine Fürsprecherin wie Roswitha Dannenberg. Die Zucht, das ist ein Thema, das ihr unter den Nägeln brennt. „Es ist zweifellos so, dass vor rund 25 Jahren zwei Linien entstanden: Eine Arbeitslinie und eine, wo die Schönheit und die Ausstellungen im Fokus stehen.“ Die Arbeitslinie ist jene, die der Laie als „gesund“ betrachten würde, weil sie einen vergleichsweise geraden Rücken hat. „Die Schönen“ haben die gewinkelten Hinterbeine, was viele Menschen für krank halten. „Man darf sich aber nicht täuschen lassen“, wendet Dannenberg ein. „Unser Verein hat schon 1968 als erster Rassehundzuchtverein HD röntgen lassen, war da wirklich fortschrittlich. Er hat das Röntgen der Hüften für alle Hunde, die in die Zucht gelangen sollen, verpflichtend eingeführt. Und eine gewinkelte Hinterhand ist keinesfalls per se krank. Aber wie so oft: Nichts hält sich so lange wie ein Vorurteil!“

Die bayerische Züchterin Agathe Rank gibt zu bedenken: „Ich kann meine Hunde in der Schaustellung vor den Richter stellen und derselbe Hund steht dann außerhalb des Rings ganz normal da. Die Schaustellung ist etwas ganz anderes, als wenn ein Hund per Geburt einen Knick in der Wirbelsäule hat!“

Wenn man zurückgeht, beginnt die Geschichte des Schäferhundes mit der Gründung des Vereins der deutschen Schäferhunde (SV) im Jahre 1899. Der Begründer der Rasse, Rittmeister Max von Stephanitz, wollte einen Gebrauchshund züchten, der als Helfer und Freund des Menschen neue Maßstäbe setzt. Hinter den illustren Namen „Horand von Grafrath“ und „Luchs von Sparwasser“ stecken die beiden Stammväter der Rasse, von denen ein Großteil der meisten Deutschen Schäferhunde bis heute abstammt. Deutschland heute will einen Schäferhund, der durch Leistung und Optik bezaubert. Auch wenn es 2004 noch rund 20 000 Welpen beim VDH gab und 2018 „nur“ noch 10 000, bleibt der Deutsche Schäferhund mit Abstand der Spitzenreiter bei den Welpen-Zahlen.

Dass man sie nicht so oft auf der Straße sieht, liegt daran, dass dieser Hund immer noch der Klassiker im Wach- und Grenzschutz ist und immer noch der beliebteste Spür- und Schutzhund. Schäferhunde stellen mittlerweile knapp 90 Prozent aller Diensthunde weltweit dar. Zurzeit leben in Deutschland rund 250 000 Deutsche Schäferhunde. In der Weltunion der Vereine für Deutsche Schäferhunde (WUSV) sind über 78 Mitgliedsländer auf allen Kontinenten organisiert!

Ein Schäferhund ist schön, edel, athletisch – und er ist durchaus ein Familienhund, wenn man ihn seinem Wesen gemäß auslastet und auch geistig nicht unterfordert. „Es ist ungeheuer wichtig, den Bedürfnissen jeder Rasse gerecht zu werden. Da sind die Welpenverkäufer gefragt – und auch die Käufer. Wie oft erlebt man es, dass Hunde angeschafft werden wegen der Farbe, der Optik oder weil sie ,in‘ sind. Wenn Leute in der Hundeschule ihrem Jagdhund dann das Jagen abgewöhnen wollen, ist das problematisch“, sagt Dannenberg. Und mit einem Schäferhund ist wahrlich ein gewaltiges Spektrum möglich: Er mag joggen, am Rad mitlaufen, er ist im Agiliy genauso zu finden wie in vielen anderen Hundesportarten.

„Es ist schön, dass viele eine Begleithundeprüfung ablegen wollen. Das schmiedet Mensch-Hund-Teams zusammen. Der Hund wird verkehrssicher und abrufbar, aber es geht auch darum, dass man stolz sein kann auf die Leistung und dass man Zeit miteinander verbringt.“ Oft ist anfangs nur der Hund im Haus, bis dann der Wunsch aufkommt, auch eine Rettungshundeausbildung oder Mantrailing zu machen: Der Schäferhund ist eben kein Couch Potato. Roswitha Dannenberg ist auch Leistungsrichterin, die bis in den USA richtet und u. a. Begleithundeprüfungen abnimmt. Fällt auch mal wer durch? „Ja leider“, sagt sie, „ich fiebere da immer so mit den Hunden. Da soll einer apportieren. ,Mensch, Hund, jetzt mach das doch, Mensch, Frauchen, sei doch klarer‘, geht es mir dann durch den Kopf.“ Roswitha Dannenberg ist empathisch – bei Mensch und Tier!

Interessanter Link

www.schaeferhunde.de

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