Plötzlich nicht mehr Herr seiner Sinne sein, das Bewusstsein verlieren, erwachen –und nicht wissen, was und warum es passiert ist: Das ist bedrohlich und macht Angst. Einem meiner Patienten ist es auf dem Weg vom Wohnzimmer in die Küche so ergangen. Die Folge waren ein Sturz und eine schwere Verletzung der Wirbelsäule. Nach mehreren Operationen und langer Rehabilitation findet er langsam wieder zurück ins Leben. Mit den Folgen – sowohl seelisch als auch körperlich – wird er noch länger zu kämpfen haben.
Eine andere Patientin saß auf der Toilette, als sie plötzlich ein Unwohlsein verspürte, wie sie berichtete. Als Nächstes weiß sie nur noch, dass ihr Ehemann versuchte, sie vom Boden aufzuheben. Erfreulicherweise kam es bei diesem Sturz zu keinen ernsteren Verletzungen.
In der Fachsprache nennen wir so etwas eine „Synkope“. Gemeint ist ein kurzer, plötzlich einsetzender und reversibler Bewusstseinsverlust aufgrund einer unzureichenden Durchblutung des Gehirns. 40 Prozent aller Menschen erleiden das mindestens einmal in ihrem Leben. In der Hälfte dieser Fälle kommt es zu mehr oder weniger schweren Verletzungen. 50 Prozent der Betroffenen ändern daraufhin ihre Lebensgewohnheiten – aus Angst, erneut zu stürzen.
Verschiedene Ursachen können zu einer Synkope führen: Bei der „reflexvermittelten Synkope“ führen Nervenreflexe zu einem Abfallen des Blutdrucks sowie zu einer Verlangsamung des Herzschlags. Auslöser sind Angst, Schmerz und Stress – starke Emotionen also. Ein klassisches Beispiel: Ein Patient kippt beim Blutabnehmen um.
Aber auch eine Erhöhung des „Drucks“ im Köper etwa beim Husten oder Wasserlassen kann solche Reflexe auslösen. Bei der „orthostatischen Synkope“ wiederum führt ein Absacken des Blutes in die Beine nach langem Stehen oder nach schnellem Aufstehen zu einer mangelnden Hirndurchblutung. Bei Weitem am gefährlichsten sind aber „kardiale Synkopen“, die von einer Herzerkrankung hervorgerufen werden. Meist handelt es sich dabei um Herzrhythmus-Störungen.
In jedem Fall gilt: Mit am wichtigsten in der Diagnostik ist es, die Krankengeschichte genau zu erheben – also die „Anamnese“. Allein durch genaues Befragen des Patienten lässt sich bereits bei jedem Zweiten auf die Ursache schließen. Vor allem gilt es dabei aber, die Synkope von anderen Ursachen einer Bewusstlosigkeit wie zum Beispiel einem epileptischen Anfall abzugrenzen. Gegebenenfalls kann hierzu auch eine Untersuchung bei einem Neurologen sinnvoll sein.
Bei Hinweisen auf ein kardiales Geschehen, also auf ein Herzproblem, ist insbesondere bei älteren Menschen zwingend eine weitere Abklärung mit Herzultraschall, EKG, Langzeit-EKG und Belastungstest nötig.
Die Therapie richtet sich dann nach der Ursache. Bei der reflexvermittelten Synkope gilt es, die Auslöser zu finden und dann möglichst zu vermeiden. Der Patient muss lernen, Vorzeichen zu erkennen, um die Bewusstlosigkeit abzuwenden, indem er sich rechtzeitig hinsetzt oder -legt. Wichtig ist es zudem, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten und Stress, Alkohol und heiße Räume zu meiden. Helfen können auch Übungen, bei denen man die Muskulatur anspannt, also zum Beispiel kurz die Finger ineinander verhakt und auseinanderzieht oder auch das Anspannen der Gesäßmuskulatur.
Der hausärztlich tätige Internist mit Praxis in Krailling (Kreis Starnberg) erklärt heute, welche Auslöser eine kurze Bewusstlosigkeit haben kann – und was Patienten darüber wissen müssen.