So gesund ist Kaffee wirklich!

von Redaktion

Forscher finden heraus, wem der dunkle Trunk hilft – und wann er schadet

Sein Duft lockt uns morgens aus dem Bett. Er hilft uns durch das Nachmittagstief und wärmt uns nach einem Spaziergang bei Schmuddelwetter: Kaffee gehört nicht umsonst zu den Lieblingsgetränken der Deutschen. Allein 2019 hat jeder im Schnitt etwa 166 Liter des würzigen Wachmachers getrunken. Viele tun das jedoch mit schlechtem Gewissen. Denn Kaffee gilt immer noch als ungesund. So soll er etwa den Blutdruck in die Höhe treiben und den Körper regelrecht austrocknen. Doch stimmt das auch? Tatsächlich ist vieles, was man dem dunklen Trunk lange nachgesagt hat, längst „kalter Kaffee“. In dem renommierten Medizin-Journal „New England Journal of Medicine“ (NEJM) hat ein Team um Wissenschaftler Professor Rob van Dam von der National University of Singapore die neuesten Erkenntnisse aus vielen Studien zusammengetragen. Lesen Sie hier: die Wahrheit über Kaffee!

„Kaffee ersetzt eine Mütze voll Schlaf“

Ganz so einfach ist es leider nicht. Zwar gilt Kaffee nicht umsonst als Wachmacher – darin steckt nämlich Koffein, und anders als die meisten Stoffe, die wir zu uns nehmen, gelangt das mit dem Blut tatsächlich bis ins Gehirn. Und: Praktischerweise ähnelt es einer anderen Substanz, die der Körper selbst bildet – das „Adenosin“. Dieses dockt an bestimmten Bindungsstellen der Nervenzellen im Gehirn an. Hat sich davon viel angesammelt, fühlt man sich müde; normalerweise. Doch flutet Koffein das Gehirn, setzt es sich an dieselben Bindungsstellen – und blockiert sie. So verliert das Adenosin an Wirkung. Wir fühlen uns dann wacher und aufmerksamer. Nur: Wer die ganze Nacht nicht geschlafen hat, kann das nicht durch ein wenig Kaffee kompensieren, sagen die Forscher. Längerer Schlafmangel führt zu einem Leistungsabfall – trotz Kaffee.

„Koffein ist völlig ungefährlich“

Stimmt nicht. Wie so oft macht auch beim Koffein die Dosis das Gift – und das im Wortsinne. So kann eine Menge ab 1,2 Gramm Koffein zu einer Vergiftung führen. 10 bis 14 Gramm können sogar tödlich sein. Aber keine Angst, dazu müsste man 75 bis 100 Tassen Kaffee in kurzer Zeit trinken, sagen die Forscher. Aufpassen sollte aber, wer Koffein in Tablettenform nimmt. Oder auch bei Energy-Drinks, die oft viel mehr Koffein enthalten als der schwarze Trunk.

„Mehr als zwei Tassen pro Tag sind zu viel“

Wer es mit Kaffee übertreibt, muss mit Beschwerden rechnen. So könne eine sehr hohe Dosis zu Schlaflosigkeit, Nervosität und zu depressiven Beschwerden führen, so die Experten. Doch: Wie viel Kaffee ist gesund? Wer auf der sicheren Seite sein will, sollte maximal 400 Milligramm Koffein pro Tag zu sich nehmen. Zu diesem Schluss kommen die Forscher nach Auswertung vieler Studien. Diese Menge an Koffein entspricht etwa sechs Tassen Espresso oder vier Tassen Filterkaffee. Wie schnell Koffein wirkt und wie schnell es abgebaut wird, ist übrigens von Mensch zu Mensch ganz verschieden.

„Kaffee trocknet den Körper aus“

Wer Kaffee trinkt, muss öfter zur Toilette, denn Koffein fördert die Ausscheidung von Urin. Allerdings müsse niemand fürchten, quasi von innen auszutrocknen. Dass der Wasserhaushalt des Körpers bei maßvollem Kaffeekonsum aus der Balance kommt, widerlegen Studien.

„Bei Bluthochdruck ist Kaffeetrinken tabu“

Nein, hier geben Forscher Entwarnung. Zwar kann Koffein den Blutdruck tatsächlich auch dauerhaft etwas erhöhen – ungünstig für Menschen, die bereits Bluthochdruck haben. Diesen Anstieg konnte man aber nur bei anderen koffeinhaltigen Getränken beobachten – und nicht bei Kaffee. Das könnte an der „Chlorogensäure“ liegen, die ebenfalls in dem Getränk steckt. Sie könnte dem Ansteigen des Blutdrucks entgegenwirken und dadurch ausgleichend.

„Kaffeetrinken ist schlecht fürs Herz“

Stimmt nicht. Selbst Herzkranke müssten sich demnach keine Sorgen machen, wenn sie nicht mehr als sechs Tassen Filterkaffee pro Tag trinken. Betroffene besprechen das aber besser mit ihrem Arzt. Ein maßvoller Kaffeegenuss soll sogar gut fürs Herz sein und löst auch keine Herz-Rhythmus-Störungen aus. Solche wurden aber bei jungen Leuten beobachtet, die koffeinhaltige Energy-Drinks mit Alkohol kombinierten.

„Kaffee erhöht den Cholesterinspiegel“

Das kommt vor allem auf die Zubereitung an. Bei Türkischem oder Skandinavischem Kaffee stimmt das tatsächlich. Das liegt aber nicht am Koffein, sondern an „Cafestol“ – einer weiteren Substanz im Kaffee. Diese könne tatsächlich die Konzentration an LDL-Cholesterin erhöhen, schreiben die Forscher in ihrer Analyse. Und diese Form des Cholesterins wiederum gilt als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wie viel Cafestol in der Tasse landet, hat man aber selbst in der Hand. So fängt ein Filter offenbar viel davon ab. Der klassische Filterkaffee lässt den Cholesterinspiegel daher nicht nennenswert steigen, beruhigen die Experten. Etwas höher ist der Gehalt im Espresso.

„Kaffee lässt den Blutzucker steigen“

Stimmt nicht. Zwar kann reines Koffein tatsächlich die Wirkung des Hormons Insulin vermindern, berichten die Forscher. Der Blutzuckerspiegel steigt dann also. Das gilt aber nur für andere koffeinhaltige Getränke, nicht aber für Kaffee. Woran das genau liegt, ist noch unklar. Die Forscher vermuten, dass es unter den vielen Substanzen im Kaffee auch welche gibt, die das verhindern. Es könnte aber auch daran liegen, dass sich der Körper mit der Zeit daran gewöhnt. Studien deuteten jedenfalls sogar darauf hin, dass Menschen, die regelmäßig Kaffee trinken, seltener an Diabetes erkranken.

„Kaffee ist krebserregend“

Auch diese Sorge ist wohl unbegründet, wie inzwischen viele Studien zeigen. So war unter Kaffeetrinkern weder die Zahl der Krebspatienten noch die der Krebstodesfälle erhöht, schreiben die Autoren. Im Gegenteil: Offenbar hat Kaffeetrinken bei einigen Tumoren sogar einen schützenden Effekt. Das gilt etwa für verschiedene Formen des Hautkrebs, aber auch für Brust-, Gebärmutter- und Prostata- sowie Leberkrebs.

„Wer keinen Kaffee trinkt, lebt länger“

Im Gegenteil! Studien deuten darauf hin, dass es genau anders herum ist. Wer zwei bis fünf Tassen Kaffee pro Tag trinkt, lebt demnach im Schnitt sogar länger. Auch dieser Effekt könnte wieder auf die vielen anderen Stoffe zurückzuführen sein, die abgesehen von Koffein im Kaffee stecken. Der hat längst noch nicht alle seine Geheimnisse verraten.

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