Albert Einstein hielt ihn für den Urquell aller technischen Errungenschaften, und der niederländische Kulturhistoriker Johan Huizinga vermutete in ihm gar die Basis all unserer Gesellschaftssysteme wie Kultur, Politik und Wissenschaft. Haben Sie’s schon erraten? Genau: Heute geht es hier um den menschlichen Spieltrieb!
Alle höher entwickelten Tiere spielen gerne, so auch wir Menschen. In ihren ersten sechs Lebensjahren spielen Kinder im Durchschnitt insgesamt 15 000 Stunden. Dabei lernen sie – ähnlich wie Tierkinder – wichtige Fähigkeiten und Fertigkeiten. Doch im Unterschied zum gezielten Lernen, wie es später beispielsweise in der Schule stattfindet, entsteht im Spiel eine Atmosphäre der Absichtslosigkeit und Zweckfreiheit. Genau das macht das spielerische Lernen so effektiv: Im Spiel werden nämlich jene komplexen neuronalen Netzwerke im Gehirn aktiviert, die für die Problembewältigung erforderlich sind. Das Angstzentrum im Gehirn jedoch bleibt völlig unbeteiligt. „Spielen heißt frei von Angst sein“, erklärt der Hirnforscher Gerald Hüther. Und Glückshormone, sogenannte Endorphine, gibt es in diesem Zustand gleich auch noch mit dazu. Sie sehen: Im Spiel läuft unser Gehirn zur Bestform auf.
Spielen begünstigt aber nicht nur den Lernprozess, sondern auch die Kreativität. Die Kombination aus Herausforderung (bei gleichzeitiger Entspannung) und Spaß (bei gleichzeitiger Konzentration) ist in dieser Form einzigartig und Balsam für unsere grauen Zellen. „Studien zeigen, dass Spiele über die gesamte Lebensspanne hinweg – ob nun Puzzeln, Karten- und Brettspiele oder auch Computerspiele – unsere geistige Leistungsfähigkeit verbessern“, sagt Prof. Dr. Iris-Tatjana Kolassa, Forscherin an der Universität Ulm. Die Neurowissenschaftlerin Simone Kühn konnte zudem nachweisen, dass regelmäßige Computerspiele das Wachstum der Hirnareale anregen, die für die Bewegungskoordination zuständig sind. Erfolgserlebnisse während des Spiels und angenehme soziale Interaktionen (die viele Gesellschaftsspiele ja automatisch mit sich bringen), kommen als weitere große Pluspunkte des Spielens hinzu.
Kein Wunder also, dass die Spezies Mensch lebenslang gerne spielt! Gespielt wurde daher auch schon immer, in allen Epochen und Kulturen. Manche Spiele finden sich mit nur leichten Abweichungen tatsächlich rund um den Globus wieder, so zum Beispiel „Fang den Hut“. Ab der Pubertät lässt unser angeborener Spieltrieb allerdings langsam nach, und im hektischen Alltag vieler Erwachsener hat das Spiel irgendwann oft gar keinen Platz mehr. Wie schade! Denn all die genannten positiven Effekte des Spiels kommen dem erwachsenen Gehirn natürlich genauso zugute wie dem jugendlichen. Und haben wir es nicht oft alle bitter nötig, im Rahmen einer kleinen Spiel-Auszeit abzuschalten und ein bisschen Leichtigkeit und Lebensfreude zu tanken?
Gerade ältere Menschen profitieren übrigens erwiesenermaßen so sehr vom Spielen, dass eine speziell für sie entwickelte Computerspiel-Konsole („MemoreBox“) vergangenes Jahr bundesweit in 100 Senioreneinrichtungen eingeführt wurde – und zwar auf Krankenkassenkosten! Das will schon was heißen, wenn die zahlen, finden Sie nicht? Herbst und Winter sind jetzt die ideale Zeit zum Spielen. Ob Sie dabei lieber auf Klassiker zurückgreifen oder mal was Neues ausprobieren wollen, ob Sie lieber am Computer oder klassisch spielen – ganz egal. Haupt- sache, Sie haben jede Menge Spaß! Ihr inneres Kind wird es Ihnen danken. Und Ihre Glücksbilanz auch.
Die renommierte Diplom-Psychologin und Buchautorin schreibt, warum es so wichtig ist, vor allem im Alter Spiele zu spielen: „Herbst und Winter sind jetzt die ideale Zeit zum Spielen. Ihr inneres Kind wird es Ihnen danken. Und Ihre Glücksbilanz auch!“