Luftreiniger: Was sie wirklich bringen

von Redaktion

VON JÖRG HEINRICH

Im Herbst und Winter ist die Aufforderung zum Stoßlüften oft leichter gesagt als getan. Denn bibbernd und frierend lernt und arbeitet es sich nicht gut. Und fest eingebaute Filtersysteme, die die Raumluft austauschen und reinigen, sind teuer, aufwendig und in den wenigsten Schulen oder Büros vorhanden. Mobile Raumluftreiniger sind da eine denkbare Lösung – für die einige Eltern mittlerweile sogar Geld sammeln, um sie in den Klassenzimmern ihrer Kinder aufstellen zu können. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu den Geräten, die sich auch für Wartezimmer, Therapieräume, Studios oder kleinere Geschäfte eignen.

Was leisten die Luftreiniger?

Solche Geräte reinigen und filtern kontinuierlich die Raumluft. Ein leistungsstarkes Gerät wie der „Pure“-Reiniger der Firma „Berliner Luft“ wechselt die Luft rund zwei- bis siebenmal pro Stunde aus. Dadurch werden Keime und Krankheitserreger (hoffentlich) ausgefiltert, bevor sie andere Menschen im Raum erreichen und auf deren Schleimhäuten landen.

Dieses Risiko ist tatsächlich groß. US-Forscher haben herausgefunden, dass Aerosole in geschlossenen Räumen zehn Meter und mehr zurücklegen können. So kann eine infizierte Person viele weitere anstecken. Mobile Raumluftreiniger, die die Aerosolkonzentration senken, sind eine der möglichen Gegenmaßnahmen.

Wie wirksam sind die Geräte?

Die meisten Experten sind sich einig, dass Lüften der wichtigste Schutz bleibt, den Luftreiniger aber sinnvoll ergänzen können. Das Umweltbundesamt spricht von einer „unterstützenden Maßnahme“. Tests bestätigen die Wirkung. So hat die Münchner Bundeswehruniversität in einem 80 Quadratmeter großen Testzimmer gemessen, dass ein Luftreiniger den Anteil an Aerosolen in sechs Minuten halbiert. Die Goethe-Universität in Frankfurt hat vier kleinere, aber mit HEPA-Filtern sehr wirksame Luftreiniger in einem Klassenzimmer aufgestellt. Sie haben binnen einer halben Stunde 90 Prozent der Aerosole entfernt.

Wie wirksam die Aerosole beseitigt werden – darauf geben CO2-Messgeräte (ab 50 Euro) einen Hinweis. Fazit des Frankfurter Forschers Joachim Curtius: „Es gibt eigentlich keine Gründe, warum man die Luftreiniger nicht im Klassenraum einsetzen sollte“ – wenn zusätzlich regelmäßig gelüftet wird.

Ansteckungen durch direkten engen Kontakt oder Anhusten können die Geräte aber nicht verhindern. Professor Christian Kähler von der Bundeswehr-Uni sagt ihnen trotzdem eine große Zukunft voraus: „Wahrscheinlich wird das zum Standard werden wie eine Heizung.”

Worauf kommt es bei einem guten Gerät an?

In Corona-Zeiten treiben manche Firmen Schindluder mit der Angst der Menschen. Die Angebote für angebliche „Raumluftreiniger gegen Corona“ häufen sich – obwohl viele Geräte gar keinen Schutz vor Infektionen bieten. Im Gegenteil: Billig-Luftreiniger verteilen die Keime häufig noch besser im Raum und erhöhen damit die Ansteckungsgefahr.

Wer sich, seine Kinder oder seine Kunden wirksam schützen will, muss vor allem auf die installierten Filter achten. Gute und professionelle Geräte verwenden HEPA-Spezialfilter der Schutzklassen H13 oder H14. Sie filtern bis zu 99,99 Prozent aller Aerosole aus der Luft heraus. Zudem sollten Interessenten darauf achten, für welche Raumgrößen und Personenzahlen ein Luftreiniger ausgelegt ist.

Die Filter müssen regelmäßig gewechselt werden, was für laufende Kosten sorgt. Wer sich um das Gerät kümmert, sollte deshalb eine entsprechende Einweisung erhalten.

Welche Luftreiniger gibt es?

Billig-Modelle wie der Xiaomi Mi Air Purifier 3H für 130 Euro sind zum Corona-Schutz ungeeignet. Zumindest für kleinere Räume ist der Zigma Luftreiniger Allergie für 270 Euro sinnvoll, der bereits über einen H13-Filter verfügt. Wirklich professionelle Geräte kosten je nach Raumgröße und Filterwirkung zwischen 500 und 3000 Euro – deshalb kommt die Anschaffung in Schulen auch nur schleppend voran.

Der Aeris Aair LITE Luftreiniger (499 Euro) eignet sich für bis zu 30 Quadratmeter, der Blueair Pro XL Luftreiniger (2777 Euro) für bis zu 110 Quadratmeter.

Angebote und Beratung gibt es bei Spezialisten wie luftreinigerdepot.de. Mittlerweile ist auch Mieten und Leasen ab rund 50 Euro im Monat möglich.

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