Da ist er wieder, der November – wahrscheinlich der ungeliebteste Monat des Jahres. Diesmal auch noch mit Corona als unerfreulicher Dreingabe. Allein seine Feiertage: Totensonntag, Volkstrauertag, Buß- und Bettag … so ziemlich das Gegenteil von Glück und Lebensfreude. Und dann noch das Wetter! Das Novembergrau ist im Deutschen ja nicht umsonst ein gängiger Begriff.
Tatsächlich ist Grau in den vergangenen beiden Jahren ziemlich zur Trendfarbe avanciert, ist Ihnen das schon aufgefallen? Nicht nur in Sachen Mode und Einrichtung, auch bei Autolackierungen liegen Grautöne (hinter Weiß) mittlerweile auf Rang zwei der Beliebtheitsskala. „Grau ist eine angepasste, eher unauffällige und neutrale Farbe“, meint die Psychologin Svenja Lüthge dazu. „Jede andere Farbe steht für klare Botschaften. Mit dieser Nichtfarbe kann man nichts falsch machen.“
Farben haben unleugbar eine Signalwirkung. Sie wirken sehr unterschiedlich auf Körper und Seele und beeinflussen damit auch unsere Stimmung. Rot, Orange und Gelb sind warm, optimistisch und anregend, machen aber in zu hoher Dosis auch nervös. Blautöne aller Art dagegen wirken beruhigend und kühlend. Dieser Effekt ist so stark, dass wir die exakt gleiche Raumtemperatur in einem roten Zimmer als wärmer empfinden als in einem blauen. Die emotionale Farbwahrnehmung trickst hier also sogar unsere reale Temperaturwahrnehmung aus.
Dass es warme und kalte Farben gibt, haben die meisten von uns schon in der Schule gelernt. Aber ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass auch Ihre anderen Sinne durch Farben massiv beeinflusst werden? Tatsächlich schmecken wir zum Beispiel Grünes eher als würzig, Rotes oder Rosafarbiges dagegen als süß und Türkises als frisch (Stichwort Eisbonbons). Die Industrie macht sich das natürlich gern zunutze und suggeriert uns durch entsprechende Farbzusätze häufig Geschmacksqualitäten in unseren Lebensmitteln, die real kaum vorhanden sind.
Sogar einen eigenen Klang hat jede Farbe: Helles Rot nehmen wir als laut wahr, Beige- oder Grautöne dagegen als leise. Intuitiv berücksichtigen wir das oft morgens vor dem Kleiderschrank, wenn wir unser Outfit für den Tag zusammenstellen. Will ich heute auffallen und gesehen werden? Oder lieber in der Masse untertauchen und meine Ruhe haben? Der Griff zu einem Pullover in Fuchsia sendet diesbezüglich gleich mal ein deutliches Zeichen – an unser Unterbewusstsein ebenso wie an unser Umfeld. Nicht zu vergessen, dass jede Farbe auch ein individuelles Gewicht mit sich herum- und damit auch auf uns und unsere Emotionen überträgt. Schwarz „wiegt“ zum Beispiel sehr viel schwerer als Hellblau (im Guten wie im Schlechten).
Chromotherapeuten behaupten, dass sich sogar organische Krankheiten mithilfe von Farben heilen lassen, indem man sich beispielsweise farbigem Licht aussetzt. Daran mag man glauben oder nicht. Ich plädiere aber auf jeden Fall sehr dafür, dass wir alle uns den positiven Einfluss von Farben auf unser Gemüt, wo immer möglich, aktiv zunutze machen.
Schauen Sie sich doch mal bewusst ganz kritisch in Ihrem persönlichen Alltag, Ihrer Einrichtung und Ihrem Kleiderschrank um: Welche der dort vertretenen Farben schenken Ihnen persönlich Energie und gute Laune, ganz unabhängig von Mode und Trends? Welche drücken eher auf Ihre Stimmung? Sind da ein paar zu viele dunkle und gedeckte Töne um Sie herum? Dann nur Mut zu mehr Farbe im Leben! Mit immer nur Grau in Grau machen Sie nämlich vielleicht wirklich nichts falsch. Aber das allein macht Sie ja auch noch lange nicht glücklich.
Die renommierte Diplom-Psychologin und Buchautorin schreibt, warum es so wichtig ist, sich mal was zu trauen – und dabei auf Buntes zu setzen. Vor allem im tristen November. Heyne rät: „Schauen Sie sich mal bewusst in Ihrem persönlichen Alltag um: Welche der dort vertretenen Farben schenken Ihnen Energie?“