von Redaktion

VON NICOLA FÖRG

Einst folgten die Fellfarben von Hunden keinerlei ästhetischem Zweck. Fell diente der Tarnung, um besser Beute zu schlagen. Zudem hat Fell eine Schutzfunktion, dunkel pigmentiertes Fell schützte vor UV-Strahlen. Hunde lebten draußen, sie folgten in der langen Periode der Domestizierung dem Menschen, sie hatten Aufgaben als Jagdhelfer und Wächter. Der Luxus, sich über ihre Fellfarbe Gedanken zu machen, kam erst mit den adligen Damen auf, die Schoßhündchen hielten. Und erst seit etwa 150 Jahren hat der Mensch so richtig nach seinen Vorlieben spezielle Rassen auf bestimmte Farben hin gezüchtet.

Die Fellfarbe ist eine Frage der Genetik. Das ist ein höchst komplexes Gebiet: Es gibt nur zwei Farbstoffe (Melanine), die im Fell vorkommen: schwarzes Eumelanin und rotes Phäomelanin. Alle von Tieren bekannten Fellfarben entstehen durch unterschiedliche Verteilung dieser beiden Farbstoffe im Fell. Diese beiden können kombiniert oder verdünnt werden oder auch zusätzlich mit Weiß auftreten. Dann gibt es weitere Gene, die diese Grundfarben überdecken oder zu bestimmten Mustern führen.

Das Aussehen wird durch die Erbanlagen, die Gene bestimmt. Jedes Gen besteht aus zwei Allelen. Das sind praktisch zwei Einzelteile, die sich zu einem Gen zusammensetzen. Ein Allel kommt vom Vater über den Samen und eines von der Mutter über die Eizelle. Bei der Befruchtung verschmelzen beide zu einem Gen und ergeben so eine neue Kombination. Die Allele können sich dominant oder rezessiv vererben. Dominant heißt, dass sich dieses Gen gegenüber anderen durchsetzt, die unterdrückten Gene sind die rezessiven. Im Tier schlummern also Gene und damit Farben, die es selber zwar nicht zeigt, die aber weitervererbt werden können.

Und so kommt es vor, dass ein Züchter, der seit Jahrzehnten weiße Spitze züchtet, plötzlich einen rabenschwarzen Welpen in der Wufkiste liegen hat. Rezessive Allele können sich über Generationen im Genom ihrer Träger „verstecken“ und dank der Anwesenheit eines dominanten Allels am gleichen Genort nie zur Ausprägung kommen. Wenn dann zwei Träger dieses versteckten Merkmals miteinander verpaart werden und der Nachwuchs von beiden Elternteilen das rezessive Allel erbt, kann dieses „plötzlich“ nach vielen Generationen sichtbar werden!

Was früher dann eher Pech war, kann man heute mit einem Gentest austesten lassen, Züchter entnehmen entweder eine Haarprobe oder einige Milliliter Vollblut und senden sie ans Labor. Mit der Rassezucht kamen auch Rassestandards – und die beziehen sich auch auf die Farbe und da gibt es große Unterschiede. Es gibt Rassen, bei denen alle Farben zugelassen sind, wenn sie gesundheitlich unbedenklich sind. Bei anderen aber sind bestimmte Fellfärbungen nicht erwünscht, das Tier wird von der Zucht ausgeschlossen, obwohl das gesundheitlich keine Relevanz hat. Richtig kompliziert wird es, wenn unterschiedliche Clubs und Länder unterschiedliche Regeln haben. Ein Neufundländer im amerikanischen Kennel Club darf „black, brown, gray, and white and black“ sein, im Dachverband FCI hingegen sind nur die Farben „Schwarz, Weiß-schwarz und Braun“ erlaubt!

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