„Dunkeldeutschland“ war ja mal ein böser Begriff für die DDR und ist 1994 zu Recht als Kandidat für das „Unwort des Jahres“ gehandelt worden. Die Wortherkunft ruht aber unter anderem auf der Tatsache, dass es im Osten weniger Straßenbeleuchtungen und kaum Werbetafeln gab. Wie sehr sich das Bild gewandelt hat und wie zauberhaft hell erleuchtet Städte und Orte – natürlich vor allem von einer erhöhten Position aus – wirken, zeigt dieser fantastische Bildband. Mit einem Kleinflugzeug ist der Autor Robert Grahn nachts über die Republik geflogen, um Bilder von poetischer Kraft einzufangen. Millionen bunter Lichter funkeln in den Gassen, Straßen und Fenstern der Häuser, angestrahlte Kirchtürme erheben sich in die Schwärze der Nacht. Selbst Fabriken, Bahnhöfe und Flughäfen verlieren ihren nüchternen Gebrauchswert im glitzernden Licht.
Von Lübeck bis München, von Düsseldorf bis Dresden geht die Reise des leidenschaftlichen Piloten und Fotografen, dessen Überflüge unser Land aus wahrlich ungewohnten Perspektiven zeigen. Ansichten, die es in Zukunft vielleicht nicht mehr geben wird, wenn für den Schutz der bedrohten Insekten Straßen- und Kirchenbeleuchtungen in vielen Gemeinden und Städten ausgeschaltet bleiben. Dann ist wieder überall „Dunkeldeutschland“. mcb Deutschland leuchtet
Entdeckungen von oben. Von Robert Grahn (Fotos) und Julia Schattauer. Frederking & Thaler-Verlag, 192 Seiten, 27.4 x 29.2 cm, 39,99 Euro.