Apple erfindet den Computer neu

von Redaktion

VON JÖRG HEINRICH

Worum geht es genau?

Die meisten Computer funktionieren seit Jahrzehnten nach dem gleichen Prinzip. Im Gehäuse stecken einzelne Teile wie der Prozessor, meist von Intel, der Arbeitsspeicher (RAM) oder die Grafikkarte. Dieses Konstrukt ist kompliziert, aber bewährt. Apple macht nun Schluss damit. In den neuen Macs sitzt die wichtigste Technik, vom Prozessor bis zum RAM, auf einem einzigen Chip – wie in Smartphones und Tablets üblich. Ein Computer wird damit praktisch zum Riesen-Smartphone mit Tastatur. Die Vorlage stammt vom englischen Hersteller ARM, deshalb wird auch von ARM-Macs gesprochen.

Was sind die Vorteile?

Die Zusammenfassung der Einzelteile auf Apples eigenem neuen M1-Chip sorgt für viel schnellere Computer mit deutlich niedrigerem Energieverbrauch. Apple verspricht bereits für die erste Generation eine bis zu 3,5-mal höhere Rechenleistung als bei den Vorgängern mit Intel-Prozessoren, bis zu sechsmal schnellere Grafik – und das bei teilweise verdoppelten Akku-Laufzeiten. Selbst das neue MacBook Air, traditionell nicht gerade ein Hochleistungsrechner, läuft laut ersten Messungen schneller als fast alle aktuellen Profi-Computer von Apple – und schneller als 98 Prozent der PC-Laptops. Der Akku hält dabei bis zu 18 Stunden durch.

Was können die neuen Rechner noch?

Weil die Technik den iPhones und iPads ähnelt, sind auch die M1-Macs nach dem Einschalten sofort startbereit. Das lange Warten entfällt komplett. Programme sollen so schnell starten wie eine Smartphone-App. Und weil das MacBook Air ganz ohne Lüfter auskommt, arbeitet es so unhörbar wie ein Handy.

Was sind die Nachteile?

Weil alle wichtigen Komponenten auf einem Chip sitzen, können Nutzer Arbeitsspeicher oder SSD-Speicherplatz nicht selbst wechseln oder erweitern. Sie sind also auf die Modellvarianten angewiesen, die Apple anbietet und die es sich teuer bezahlen lässt: Für 16 GB statt 8 GB Arbeitsspeicher verlangt Apple beim neuen MacBook Air beispielsweise 224,20 Euro Aufpreis.

Bei einem klassischen PC gibt es 8 GB RAM zum Nachrüsten schon um die 25 Euro. Außerdem brauchen die neuen Intel-losen Rechner auch neue Programme, die für den M1-Chip angepasst sind. Hier haben alle Hersteller von Microsoft über Adobe bis Google aber schnelle Aktualisierungen versprochen. Und die bisherige Mac-Software läuft auf den M1-Rechnern per Emulation teilweise sogar schneller als auf den Intel-Macs.

Was kosten die neuen Computer?

Apple spart durch den Abschied von Intel bei der Produktion angeblich 2,5 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro) im Jahr. Die Preise der Rechner bleiben dennoch weitgehend unverändert, das freut die Aktionäre. Ein Mac mini ab 778,85 Euro, ein 13,3 Zoll großes MacBook Air ab 1100,50 Euro und ein ebenfalls 13,3 Zoll großes MacBook Pro ab 1412,45 Euro können sich angesichts der enorm gestiegenen Leistung und Akku-Laufzeiten aber sehen lassen. Alle Modelle sind ab sofort im Handel.

Lohnt sich der Kauf?

Das Potenzial der neuen Macs ist gewaltig. Künftig dürfte es deutlich kleinere Rechner und ganz neue Geräteformen geben. Konkurrenten wie Huawei arbeiten bereits an ähnlichen Lösungen. Die Ära der stromfressenden Intel-Prozessoren dürfte zu Ende gehen. Die ersten Tests aus den USA klingen tatsächlich euphorisch: „Die M1-Macs blasen den Testern die Socken weg“, staunt das Magazin „CultOfMac“. Und TechCrunch hat schlechte Nachrichten für den bisherigen Chip-Lieferanten: „Apples neues MacBook Pro zeigt solche eindrucksvollen Tempo-Steigerungen, dass es Intel-Chips über Nacht überflüssig aussehen lässt.“

Apple-Fans machen trotzdem nichts verkehrt, wenn sie noch abwarten. Denn Geräte der ersten Generation sind oft noch nicht ausgereift. Außerdem lassen die neuen MacBooks mit nur zwei USB-C-Anschlüssen, mit maximal 16 GB Arbeitsspeicher und mit dem unveränderten Gehäuse ihrer Vorgänger noch ein paar Wünsche offen. Hier legt Apple 2021 sicherlich noch nach, unter anderem mit einem 16-Zoll-Modell in komplett neuem Design.

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