Augen auf bei diesen Krankheiten

von Redaktion

VON BERNADETTE WINTER

Nein, unsere Augen leisten nicht das Leben lang gleichermaßen gute Dienste. „Es ist normal, dass die Sehschärfe mit dem Alter nachlässt“, sagen Experten. Auch die Empfindlichkeit der Netzhaut lasse etwas nach, erklärt Prof. Martin Spitzer, Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. „Das Auge verliert seine Zoomfähigkeit, also die Fertigkeit, sowohl in die Ferne als auch nah scharf zu sehen.“ Allerdings: Viele altersbedingte Krankheiten fangen mit ähnlichen Symptomen an, die sich kaum unterscheiden lassen. Umso wichtiger ist die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung beim Augenarzt. Die besten Experten-Tipps.

Grauer Star geht an keinem vorbei

„Wir bekommen alle einen Grauen Star, wir müssen nur alt genug werden“, umschreibt Prof. Spitzer das Phänomen der Katarakt, also der getrübten Linse. Diese Trübung entwickle sich typischerweise ab der sechsten Lebensdekade, ergänzt Prof. Hans Hoerauf, Direktor der Klinik für Augenheilkunde der Universitätsmedizin Göttingen. Es kann aber auch Jüngere treffen – zum Beispiel Kurzsichtige oder Diabetiker sowie Personen, die regelmäßig etwa Cortison einnehmen müssen. Wer Grauen Star hat, kann Kontraste nicht mehr gut wahrnehmen. Die Linse trübt sich, die Sehschärfe lässt nach. Das liegt daran, dass die Linse fester wird und sich Ablagerungen bilden. Wenn die Augen ansonsten gesund sind, kann eine OP oft Besserung bringen. Dieser Eingriff lasse sich meist ambulant und mit örtlicher Betäubung vollziehen, erläutert Experte Hoerauf. Infektionen seien selten. Jedoch erhöht sich gerade bei jüngeren und kurzsichtigen Patienten das Risiko für Netzhautablösungen.

Vorteil: Mit der Grauen-Star-OP lasse sich auch eine Kurz- oder Weitsichtigkeit korrigieren, erklärt Prof. Spitzer. Allerdings kann sich die dann eingesetzte künstliche Linse nicht anpassen. Aus dem Grund raten Fachleute zu einem intensiven Vorgespräch, in dem entschieden wird, welche Linse infrage kommt und was sinnvoll ist. Zum Beispiel wird die Linse auf eine Entfernung eingestellt, dazu kommt eine Lesebrille. Selbst die Korrektur einer Hornhautverkrümmung ist mit einer Linse möglich. Die Kosten dafür übernehmen die Krankenkassen aber nur zum Teil.

Verhindern lasse sich ein Grauer Star übrigens nicht. Wer seine Augen vor zu viel Sonne schütze, könne aber zumindest dafür sorgen, dass die Katarakt später entstehe, sagt Prof. Spitzer.

Grüner Star – der schleichende Dieb

Als „schleichenden Dieb des Sehens“ bezeichnet Augenarzt Spitzer den Grünen Star, auch Glaukom genannt. Ein zu hoher Augeninnendruck ist dafür ein Risikofaktor. „Die Patienten haben meist überhaupt keine Beschwerden und das ist auch das Gefährliche“, sagt Experte Hoerauf.

Der Sehnerv wird geschädigt und das Gesichtsfeld eingeschränkt. Das tut nicht weh und das Gehirn kompensiert die Einschränkungen anfangs gut – deshalb bleibt die Erkrankung zu Beginn häufig unentdeckt. „In manchen Fällen können schon 60 Prozent des Sehnervs zerstört sein, bevor jemand etwas merkt“, heißt es. Hat das Glaukom sich bereits in Richtung Zentrum des Gesichtsfelds vorgearbeitet, ist es meist schon zu spät.

Der Grüne Star ist nicht heilbar, der Schaden lässt sich nur begrenzen. Der Druck im Auge wird meist mithilfe von Tropfen abgesenkt – auch Lasertherapien werden angewandt oder das Auge operiert. Allerdings gebe es nicht, wie beim Grauen Star, die eine Operation, die alles erledige, schränkt Experte Spitzer ein.

Für gesunde Menschen ab 40 ohne Vorerkrankungen wird alle fünf Jahre eine Glaukom-Früherkennung empfohlen – diese muss man als gesetzlich Versicherter in der Regel selbst bezahlen. Ab 60 sollte man alle zwei bis drei Jahre zur Untersuchung gehen. Denn je früher der Grüne Star diagnostiziert wird, desto mehr kann vom Sehnerv gerettet werden.

Eine lebenslang gesunde Ernährung und der Verzicht auf Zigaretten können das Risiko eines Grünen Stars senken. Diabetiker müssen eher damit rechnen, ein Glaukom zu entwickeln; ebenso wie Kurzsichtige und Patienten, die bestimmte Medikamente – etwa bestimmte Entzündungshemmer – einnehmen.

AMD – wenn sich die Netzhaut verändert

Bei einer Altersbedingten Makuladegeneration (AMD) verändert sich die Netzhautmitte. Patienten hätten vor allem Schwierigkeiten beim Lesen und Probleme, im Dunkeln zurechtzukommen, heißt es. Das Tückische: „In der frühen Phase der Krankheit merkt man davon nichts“, sagt Experte Spitzer.

Prof. Hoerauf rät zu Selbsttests: entweder regelmäßig ein spezielles Gitternetz (Amsler-Gitter) betrachten oder beispielsweise im Bad die Fugen zwischen den Fliesen mit jeweils einem Auge ansehen und darauf achten, ob sie einem gerade erscheinen. Sind die geraden Linien verzerrt, sollte man das schnell beim Arzt abklären lassen.

Trocken oder feucht? Das sind die zwei Formen der AMD. Die trockene Form der AMD führt Experte Spitzer zufolge langsam zum Verlust der Lesefähigkeit. Man kann etwa Gesichter nur noch schlecht erkennen. Und: Es gibt noch keine Therapie zur Heilung der trockenen Form. Hier bilden sich Ablagerungen, auch Drusen genannt, unter der Makula. „Das ist so, als ob die Müllabfuhr unter der Netzhaut nicht mehr funktioniert“, erklärt Augenarzt Hoerauf.

Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu einem Absterben (Atrophie) der Sehzellen kommen. Wer nun versucht, Zeitung zu lesen, dem fehlen einzelne Buchstaben. Oder sie fangen an „zu springen“. Mit der Zeit könnten immer mehr Sehzellen unterversorgt ausfallen, sodass ganze Wörter fehlen.

„Die feuchte AMD läuft indes schneller ab und hinterlässt ohne Behandlung einen deutlich größeren Schaden“, sagt Prof. Hoerauf. Dabei wachsen, vereinfacht gesagt, Gefäße unter die Netzhaut. Als Therapie kommen Spritzen mit wachstumshemmenden Medikamenten zum Einsatz. Dadurch wird die AMD quasi trockengelegt. Das bedeutet aber keine Heilung, es verlangsamt nur den Prozess. So kann die Sehfähigkeit gegebenenfalls aber noch für längere Zeit erhalten werden.

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