Ernüchterndes Fazit: Mit der Reparaturfreundlichkeit ist es nicht weit her. Nur ein Smartphone schnitt sehr gut ab. Der Rest kassierte die Urteile „ausreichend“ oder „mangelhaft“. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Wie schwierig sind die Reparaturen?
Eigene Reparaturversuche kommen laut Warentest nur für wagemutige Bastler infrage. Die Tester sprechen von einer „Mission: Nahezu Impossible“. Für Laien ist es schwer bis sehr schwer, einen zersprungenen Bildschirm oder einen ausgelutschten Akku zu reparieren. Das ärgert nicht nur Hobby-Bastler, sondern macht auch die Reparaturen in Profi-Werkstätten aufwendig und teuer.
Wo liegen die Hindernisse?
Das Instandsetzen wird vor allem durch die Bauweise der Geräte erschwert. Statt Schrauben oder Klemmverbindungen zu verwenden, wird meist kostengünstig und platzsparend geklebt. Diese Verbindungen lassen sich allenfalls durch Erhitzen mit Föhn oder Wärmekissen oder durch chemische Lösungsmittel trennen, ohne das Gerät zu beschädigen.
Häufig ist Spezialwerkzeug erforderlich, das nur teuer oder gar nicht erhältlich ist. Zudem stellen die meisten Hersteller keine Anleitungen bereit. Und eine eigene Reparatur ist nicht ungefährlich. Denn die weichen und flexiblen Hüllen fest eingebauter Akkus sind sehr empfindlich, hier herrscht akute Brandgefahr.
Wie haben große Her- steller abgeschnitten?
Apple, Samsung, OnePlus, Sony, Microsoft & Co. kassierten allesamt nur ausreichende oder mangelhafte Wertungen für die Reparaturfreundlichkeit. Für iPhone 11 und Samsung Galaxy S10 setzte es jeweils die Reparatur-Note 4,2. Und fürs iPad von 2019 sogar eine „mangelhafte“ 4,6 – die zweitschlechteste Bewertung nach dem Microsoft-Tablet Surface Pro 7 (4,8).
Die Hersteller haben naturgemäß kein großes Interesse an Reparaturen, die Kunden sollen lieber neue Geräte kaufen. Und das bedeutet auch eine enorme Umweltbelastung. Denn die Produktion immer neuer Smartphones, die viel zu kurz genutzt werden, erfordert einen enorm hohen Einsatz seltener Rohstoffe wie Gold, Kobalt, Palladium oder Tantal. Dazu kommt die CO2-Belastung durch Herstellung und Transport.
Für welche Geräte lohnt sich eine Profi-Reparatur?
Hierfür kommen vor allem teure und noch relativ neue Smartphones und Tablets infrage. Beim anbieteroffenen Dienstleister „My Phone Repair“ (myphonerepair.de), der bei Warentest zuletzt am besten abgeschnitten hat, kostet ein neuer Bildschirm fürs iPhone 11 289,90 Euro und eine neue Glas-Rückseite 199,90 Euro. Das ist teuer – aber immer noch günstiger als ein neues iPhone 11 mit 128 GB Speicher, für das Apple 710,60 Euro verlangt. Bei einem Samsung Galaxy A21s mit Neupreis 150 Euro lohnt sich die Reparatur eines zersprungenen Displays zumindest finanziell eher nicht.
Und noch zwei Hinweise: Für ganz neue Geräte wie das iPhone 12 gibt es in den ersten Wochen und Monaten kaum oder allenfalls extrem teure Ersatzteile. Und weil Tablets meist günstiger sind als Smartphones, aber größere Austausch-Bildschirme brauchen, sind hier Reparaturen häufig nicht mehr wirtschaftlich.
Welches Smartphone hat sich ein „sehr gut“ verdient?
Das Fairphone 3 aus den Niederlanden (419 Euro) wurde konsequent mit Hinblick auf Nachhaltigkeit und Reparaturfreundlichkeit entwickelt. Dafür gibt es von Warentest bei der Reparierbarkeit die Note 1,4. In dem „fairen“ Handy stecken einzelne Module, die sich als Ersatzteile nachkaufen und auch von Laien austauschen lassen. Dafür gibt es im Inneren kleine Beschriftungen und eine mitgelieferte Anleitung. Ein Ersatzlautsprecher kostet 20 Euro, ein Akku 30 Euro und ein Bildschirm 90 Euro. Der Hersteller vermeidet problematische Rohstoffe. Und er liefert einen einzigen Schraubenzieher mit, mit dem sich alle Teile wechseln lassen. Zum Vergleich: Für den Tausch eines iPhone-11-Bildschirms sind acht Werkzeuge erforderlich.
Lohnt sich ein Fairphone?
Aus Umwelt- und Nachhaltigkeitsgründen auf jeden Fall. Denn hier ist das gute Gewissen im Preis inbegriffen. Außerdem ist Fairphone der einzige Hersteller, bei dem die Garantie auch bei Reparaturen durch den Kunden nicht erlischt. Allerdings sind andere Smartphones in der 400-Euro-Klasse deutlich leistungsstärker. Kamera, Prozessor und Software sind nicht überragend. Und weil das Fairphone 3 im Regentest nicht wasserdicht war, setzte es am Ende bei Warentest die (nicht ganz faire) „mangelhafte“ Gesamtnote 4,7. Mittlerweile gibt es aber für 469 Euro den Nachfolger Fairphone 3+, der dieses Problem beseitigt. Wer der Umwelt zuliebe auf das letzte bisschen Leistung verzichten kann, liegt mit dem Fairphone genau richtig.