GLÜCKSFITNESS – DAS SCHÖNSTE GEFÜHL IM BESTEN ALTER

Reden wir doch mal über Babyelefanten

von Redaktion

Ich wusste es: die Österreicher haben einfach mehr Humor als wir. Bei denen ist gerade „Babyelefant“ zum Wort des Jahres 2020 gewählt worden. Erst mit weitem Abstand folgte „Corona“. Kurz für diejenigen, an denen das bisher vorbeigegangen ist: „Einen Babyelefant Abstand, bitte!“, das ist bei unseren alpinen Nachbarn zur gängigen Maßeinheit für den Sars-CoV-2-bedingt nötigen Mindestabstand geworden, dank eines sehr lustigen Aufklärungsvideos der österreichischen Bundesregierung. Bei uns dagegen? „Corona-Pandemie“ unangefochten auf Platz eins, gefolgt von „Lockdown“ und „Verschwörungserzählung“. Düster, düster! Okay, auch „Babyelefant“ verweist natürlich schon irgendwie auf Corona, aber wenigstens mit einem fröhlichen Augenzwinkern.

Haben Sie’s auch gerade so satt wie ich, dass man heutzutage fast keine Unterhaltung mehr führen kann, ohne dass das Wort „Corona“ darin auftaucht? Klar, dramatische Ereignisse jeder Art haben es immer an sich, dass sie eine gewisse Zeit lang die Gespräche dominieren, das war bei „9/11“ oder „Brexit“ auch nicht anders. Aber das flaut dann in der Regel nach ein paar Wochen oder Monaten wieder ab. Nur bei Corona ist das anders.

Vom psychologischen Standpunkt aus ist diese Dauerpräsenz einerseits verständlich, andererseits aber auch gefährlich. Neurowissenschaftliche Untersuchungen belegen nämlich, dass unsere Wortwahl unser Gehirn messbar verändert: Der Gebrauch negativer oder negativ besetzter Worte führt zu ungünstiger Hormonausschüttung und erhöht dadurch unseren körperlichen und emotionalen Stresslevel. In der Folge denken wir weniger logisch und verhalten uns anderen gegenüber weniger mitfühlend. Gleichzeitig verspannen sich unsere Muskeln und unsere Atmung wird flacher: Auch unser Körper gerät in Alarmzustand. Schlecht fürs Gehirn und schlecht fürs Immunsystem!

Umgekehrt senkt der Gebrauch positiver Worte – „Liebe“, „Frieden“ oder „Mitgefühl“ beispielsweise – nachweislich unseren Stresslevel und wirkt sich günstig auf Hirnareale aus, die für Motivation und Aktivität verantwortlich sind. In Experimenten war der Effekt sogar dann messbar, wenn die Versuchspersonen einfach nur vorgegebene Worte stumpf wiederholten. Ebenfalls interessant: Er trat auch dann auf, wenn die Probanden sich nur gedanklich mit bestimmten Worten befassten – aber deutlich schwächer. Ein ausgesprochenes Wort wirkt also stärker auf uns selbst zurück als ein reiner Gedanke.

Es kann uns allen nicht gut bekommen, wenn „Corona“ in unseren Gesprächen einen derart breiten Raum einnimmt. Zeit, dass wir uns verstärkt ganz bewusst anderen, positiven Themen zuwenden. Das hat sich wohl auch Cristina Mattioli gedacht, Café-Bar-Besitzerin in Rom. Bei ihr hängt nämlich seit einiger Zeit ein Plakat mit der Ansage an die Gäste: „Gespräche über das Coronavirus verboten!“ Und direkt daneben ein zweites Plakat mit Alternativthemen für die Unterhaltung: „Aktuelles, Promi-Klatsch, Geschichte, Allgemeinwissen“.

Ein dickes Lob an dieser Stelle also auch nach Italien für so viel Humor und Lebensklugheit. Nun liegt es also an uns, es unseren europäischen Nachbarn nachzumachen. Ich jedenfalls fange gleich bei meinen nächsten Telefonaten mit Familie und Freunden an und „zensiere“ mich selbst: Ab sofort rede ich so viel wie möglich über schöne Dinge mit anderen – und hoffentlich gar nicht mehr über Corona. Als Gedankenstütze klebt an meinem Telefon jetzt auch ein kleiner Sticker mit einem Babyelefanten drauf. Nur zur Sicherheit! Vielleicht probieren Sie es auch mal aus?

VON FELICITAS HEYNE

Die renommierte Diplom-Psychologin und Buchautorin schreibt, warum es so wichtig ist, sich positive Worte vorzusagen. Denn dies senkt nachweislich unser Stresslevel – und motiviert uns!

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