Sich erst mit dem neuen Coronavirus anzustecken und dann auch noch schwer an Covid-19 zu erkranken: Wer ohnehin schon Probleme mit der Lunge hat, sorgt sich davor besonders – gerade jetzt, wo die Zahl der Infektionen hoch ist. Umso wichtiger ist es, seiner Lunge etwas Gutes zu tun. Das gilt übrigens auch für Gesunde. Denn: „Eine fitte Lunge und freie Atemwege können die Krankheit vielleicht nicht verhindern, aber helfen, sie schneller und besser zu überstehen“, sagt Dr. Sebastian Hellmann, Pneumologe, also Facharzt für Lungenheilkunde, in München. Hier gibt er zehn Tipps, wie Sie Ihre Lunge fit halten!
Hören Sie mit dem Rauchen auf
Auf das Rauchen zu verzichten ist Voraussetzung für eine bessere Lungengesundheit – und das hat jeder selbst in der Hand. Anders als im Alltag, wo man oft Schadstoffen wie Feinstaub ausgesetzt ist, vor allem, wenn man in der Nähe von Verkehrsknotenpunkten oder Industriezentren woht. Sie sind die größten Feinde gesunder Atemwege. Feinstaub lagert sich in Lunge und Gefäßen ab, er belastet die Schleimhäute. Schadstoffe sind aber nicht nur im Zigaretten- und Feuerrauch enthalten, sondern auch in Abgasen und vielen Reinigungsmitteln.
Machen Sie Ausdauersport
Sich regelmäßig zu bewegen ist gut für die Lunge. Dadurch bilden sich nämlich mehr rote Blutkörperchen, der Sauerstoffgehalt und das Fließverhalten des Blutes verbessern sich. Allerdings sollten Sie beim Sport auf gute Luftqualität achten: Treiben Sie bei einer hoher Feinstaub-Belastung und hohen Ozonwerten also besser keinen Sport im Freien – das belastet die Lunge. Denn dringt Feinstaub in die Lunge ein, löst dieser an der Bronchialschleimhaut Prozesse aus, die Entzündungen nach sich ziehen und das Gewebe schädigen.
Asthma? So beugen Sie Infektionen vor
Chronische Erkrankungen sollten unbedingt behandelt und Infektionen vermieden werden. So leiden Patienten mit Asthma und chronischer Bronchitis an einer dauerhaften Entzündung der Schleimhaut. Die wiederum kann dazu führen, dass Viren und Bakterien leichter eindringen und sich vermehren können – eine infektiöse Bronchitis oder gar eine Lungenentzündung ist die Folge. Die Reinigungsfunktion der Lunge ist durch die Entzündung ebenfalls gestört. Darum bleiben Feinstaub, Viren und Bakterien, die man einatmet, in den Bronchien – und je länger sie darin sind, desto mehr schädigen sie die Lunge. Die gestörte Reinigungsfunktion lässt sich durch regelmäßiges Inhalieren unterstützen. Sie bietet aber keinen ausreichenden Schutz vor Viren und Bakterien.
Schützen Sie sich vor Milbenkot
Atmet man organische Stäube und Allergene ein, kann das allergische Reaktionen und somit Entzündungen auslösen. Zu diesen Allergieauslösern gehören auch Schimmelpilze – und vor allem Milben. Letztere ernähren sich von Hautschüppchen und vermehren sich deshalb vor allem in Matratzen und Bettwäsche. Gefährlich ist genau genommen nur der Milbenkot, den man übrigens nicht sehen kann. Trifft er auf die Haut oder atmet man ihn ein, kann das vor allem in den oberen Atemwegen Entzündungen hervorrufen. Das merkt man an einer verstopften Nase am Morgen. Lassen Sie sich bei solchen Beschwerden also beim Facharzt testen. Denn diese Art von Allergie ist häufiger, als viele denken. Um sich vor Milbenkot zu schützen, sollten Sie Ihre Bettwäsche häufig wechseln und morgens nach dem Aufstehen das Bett nicht sofort zudecken. Matratze und Bezüge reinigen Sie am besten mit Milbenspray. Und: Matratzen sollte man alle fünf bis sieben Jahre austauschen, denn darin leben etwa zehn Millionen Milben. Bei einer Hausstaub-Allergie sind zudem „Encasings“ hilfreich. Das sind spezielle Bezüge, die unter dem Bettzeug eine milbendichte Barriere bilden. Schlafzimmer und Wohnung sollte man bis zu zwölf Mal täglich lüften. Auch regelmäßiges Staubsaugen hilft, die Milben-Population in Schach zu halten. Das Gerät sollte dazu unbedingt einen Hepa-Filter haben.
Machen Sie jeden Tag Atemübungen
Schauspieler absolvieren täglich Atemübungen. Diese kräftigen nicht nur Atemmuskulatur und Lunge, sondern wirken bei Stress auch entspannend. Grundsätzlich ist es gesünder, durch die Nase zu atmen als durch den Mund. Denn dabei wird die Luft gereinigt, leicht angefeuchtet und angewärmt, bevor sie in die Lunge gelangt. Geeignete Atemübungen finden Sie zum Beispiel im Internet. Anfangs reichen drei bis fünf Minuten täglich. Steigern Sie Ihr Training dann auf bis zu drei Mal täglich. Später können Sie die Einheiten dann auf bis zu 10 Minuten ausweiten. Wichtig: Machen Sie nur Übungen, die Ihnen guttun, und hören Sie auf, wenn Sie dabei Schmerzen spüren.
Ernähren Sie sich lungenfreundlich
Ja, auch das richtige Essen ist wichtig für eine gesunde Lunge. Lebensmittel, die wie etwa Fisch Omega-3-Fettsäuren enthalten, können zur Stärkung der Lungenfunktion beitragen. Bei einer Bronchitis wiederum ist es besonders wichtig, möglichst viel zu trinken. Das verdünnt den Schleim in Lunge und Atemwegen. Wer unter Asthma leidet, sollte bei Lebensmitteln mit Konservierungsstoffen und Glutamat zurückhaltend sein – sie können Anfälle fördern.
Lassen Sie Ihre Lungenfunktion testen
Auch eine fachärztliche Überprüfung der Lunge sollten Sie als regelmäßige Vorsorge-Untersuchung einplanen – so wie bei jedem anderen Organ auch. Was viele gar nicht wissen: Die Lunge ist eines der größten Immun-Organe des Körpers. Deshalb werden versteckte Autoimmunerkrankungen mitunter erstmals in der Lunge sichtbar. Für den Lungenfunktionstest stehen dem Pneumologen spezifische Testverfahren zur Verfügung. Die wichtigste Untersuchung ist dabei die „Bodyplethysmographie“. Damit lässt sich nicht nur das Lungenvolumen messen, sondern mehr als 30 weitere Parameter. Der Gesundheitszustand der Lunge lässt sich damit genau bestimmen. Der Pneumologe kann aber auch auf viele andere Untersuchungen zurückgreifen. Dazu gehört etwa die Messung der Atemkraft und die „Spiroergometrie“, eine Untersuchung der Lungenfunktion unter körperlicher Belastung. Sauerstoff-Aufnahme und Atemkraft lassen sich wiederum per „Diffusionskapazitätsbestimmung“ ermitteln.
Sie schnarchen? Dann gehen Sie zum Arzt
Schnarchen ist gefährlicher als viele glauben: Es kann Ursache von Müdigkeit, Kopfschmerzen, Depressionen, Impotenz, Bluthochdruck und vielem mehr sein. Denn: Wer schnarcht, hat oft Atemaussetzer. Meist bemerkt der Betroffene diese aber selbst nicht. Fühlt man sich morgens stets unausgeschlafen oder nickt tagsüber immer wieder ein, kann eine solche „Apnoe“ die Ursache sein. Oft hilft auch der Partner bei der Diagnose oder ist der Erste, der einen darauf hinweist. Ob wirklich eine Schlaf-Apnoe vorliegt, lässt sich mittels moderner Technik leicht herausfinden. Manche Praxen bieten dazu spezielle Diagnose-Geräte, die der Patient mit heimnimmt und dort angelegt. So lassen sich Atemaussetzer feststellen und dokumentieren.
Bauen Sie Übergewicht ab
Dass Bauchfett gefährlich ist, haben Sie vielleicht schon gehört. Überschüssiges Fettgewebe sammelt sich aber längst nicht nur im Bauchraum an. So haben Wissenschaftler aus Australien, Neuseeland und Kanada in einer im Fachblatt „European Respiratory Journal“ (2019) erschienenen Studie gezeigt: Fett wird auch in den Wänden der Bronchien abgelagert. Das führt zu einer Verengung der Atemwege und zu Entzündungsprozessen in der Lunge – und dass wiederum erhöht das Risiko für Asthma-Beschwerden.
Lüften Sie oft und ausgiebig
Die Luftqualität in geschlossenen Räumen wirkt sich ebenfalls auf die Gesundheit der Lunge aus. Lüften ist darum längst nicht nur in Corona-Zeiten wichtig. Öffnen Sie das Fenster dazu mehrere Minuten lang weit. Sogar noch wirksamer als dieses „Stoßlüften“ ist Quer- bzw. Querstromlüften. Beim Umweltbundesamt rät man beim Stoßlüften, das Fenster mindestens 10 bis 15 Minuten offen zu lassen. Im Sommer dürfen es sogar 20 bis 30 Minuten sein. Im Winter, bei starkem Temperaturunterschied, können auch schon fünf Minuten ausreichen. Halten sich bei einem Familienbesuch viele Personen in einem Raum auf, sollte man nicht erst hinterher, sondern auch zwischendrin regelmäßig gründlich lüften.
MARGIT RÜDIGER