Seit Miss Marple weiß jeder um den Charme schrulliger, geist- und faltenreicher Ermittlerinnen. Agnes Sharp, Hauptakteurin in Leonie Swanns Krimi, ist von ähnlichem Kaliber: Schlau wie stur und unerschrocken setzt sie sich auf die Spur eines Mörders, der im beschaulichen britischen Hinterland gleich drei ältere Damen ins Jenseits befördert. Und das trotz Hüftschadens und mehr als fraglicher Unterstützung durch ihre Senioren-WG, deren Bewohner tagtäglich auf einem schmalen Grat zwischen nur etwas verrückt oder schon leicht dement unterwegs sind. Ein Balanceakt auch für die in München geborene Autorin, die die Macken und Gebrechen ihrer Heldinnen und Helden mit Witz und Würde in die ereignisreiche Handlung einbaut, in der sogar der Treppenlift auf atemberaubende Weise zum Spannungsbogen beiträgt. Es macht unendlich Spaß, dem skurril-obskuren Treiben der streitbaren Alten beizuwohnen und mitzufiebern, wie sie trotz oder sogar wegen ihrer altersbedingten Aussetzer den Täter aus seinem Versteck locken, einkreisen und stellen. mcb