Vietnam ist bekannt für seine Frühlingsrollen, die roh, gebraten oder frittiert gegessen werden. Die Füllungen sind regional und saisonal unterschiedlich, dazu gibt es eine Soße zum Tunken, manchmal lieblich-süß, manchmal herzhaft-scharf. Im „TiVu“ kann man Vietnam auf der Zunge erleben. Vorausgesetzt, das asiatische Restaurant, das laut dem aktuellen Gourmet-Führer „Gault Millau“ zu den besten der Stadt zählt, hat offen. In diesen Tagen ist es Corona-bedingt geschlossen, nur der Feinkostladen mit ausgesuchten Weinen und der To-go-Service ist geöffnet.
Die beiden Brüder stammen aus einer Gastronomenfamilie. Zuhause, in der Vordereifel, wurde immer vietnamesisch gekocht. Nur die Pausenbrote, die die beiden in die Schule mitbekamen, waren typisch deutsch.
Trotzdem schlugen sowohl Ti als auch Vu zunächst andere Wege ein: Sie studierten Volkswirtschafts- bzw. Betriebswirtschaftslehre, nur in den Semesterferien halfen sie im elterlichen Imbiss aus. Ti arbeitete nach dem Studium bei Google als Sales Manager, Vu bei einer PR-Agentur in Frankfurt.
Doch damit war im Herbst 2018 Schluss. „Wir hatten beide keine Lust mehr auf unsere Büro-Jobs“, erzählt Vu und fügt hinzu: „Ich wollte schon immer mit meinem Bruder zusammenarbeiten, der oft und gerne gekocht hat.“ Gesagt, getan. Weil sie in München ein passendes Lokal fanden, entschlossen sich die Brüder, an der Isar ihr gastronomisches Konzept umzusetzen.
Nach einem halben Jahr Umbau eröffnete das TiVu im Frühjahr 2019 im Glockenbachviertel. Nichts erinnert im Lokal an Asien. Der Raum, in dem sich normalerweise die Foodies der Stadt treffen, ist minimalistisch, aber gemütlich eingerichtet. Dafür geht es in der Küche vietnamesisch zu: Es zischt und raucht, wenn Ti die Zutaten in den Wok wirft. „So viel Hitze bekommt man in den normalen Haushaltsküchen meist nicht hin.“ Daher sei das Nachkochen von asiatischen Gerichten nicht immer ganz einfach,. „Die Garküchen arbeiten mit einer viel größeren Hitze.“
Einen Fehler, den viele Europäer machen, könne man aber vermeiden: „Sie sparen am Öl“, sagt Ti. Auch Zucker darf bei asiatischen Gerichten nicht fehlen. „Wir verwenden meist eine Prise Palmzucker. So wie man hier eine Prise Salz zum Kuchen gibt.“
Bevor die beiden Brüder das TiVu eröffneten, bereisten sie die Heimat ihrer Eltern. „Wir haben uns in unzähligen Küchen inspirieren lassen.“ Die Gerichte, die sie vor Ort entdeckten, haben sie weiterentwickelt und dabei auf manche Zutat verzichtet. Die Shrimpspaste sei hierzulande beispielsweise nicht jedermanns Geschmack. Auch der Umgang mit Fleisch und Fisch ist hier ein anderer: „Die Vietnamesen lieben es, auf einem zähen Tintenfisch herumzukauen“, erklärt Ti den kulturellen Unterschied. „Dann haben sie das Gefühl, mehr vom Essen zu haben.“ Nichts für den europäischen Geschmack.
Ti hat den Geschmacksnerv der Münchner getroffen, sein Bruder kümmert sich um den perfekten Service. Vor Corona war das Lokal stets ausgebucht.
Trotz Corona soll es demnächst einen Ableger des TiVu’s geben. „Da ich gerne neue Gerichte ausprobiere, soll es in dem neuen Lokal vor allem vietnamesische Tapas und eine Art Fusion-Küche geben.“ Zwei junge Männer auf Erfolgskurs.
TiVu
Vietnamesisches Restaurant an der Rumfordstraße 14 in München. Wer Gerichte bestellen will, kann dies unter Telefon (089) 3791 9575 oder auf der Homepage www.tivu-restaurant.de tun. Ab dem heutigen Freitag bieten Ti und Vu folgendes Menü an:
Vorspeise: Wan Tan (8 Euro),€ Veggie Dumplings (8 Euro), Hauptgericht: Coconut Curry, Veggie (11 Euro), Green pepper Beef (14 Euro), Chicken in Orange Soße (13 Euro).