MEDIZIN IN KÜRZE

Brustkrebs: Wenn weniger mehr ist! Wann kann man die Chemo weglassen? Die Methode kostet wenig und ist einfach

von Redaktion

Gute Nachrichten gibt es für viele Frauen mit Brustkrebs in frühem Stadium, deren Tumorzellen viele Andockstellen für Östrogen und Progesteron haben („hormonrezeptorpositiv“), aber kaum HER2-Rezeptoren („Her2-negativ“). Betroffene haben allgemein sehr gute Heilungschancen. Um zu verhindern, dass der Krebs zurückkommt, erhalten sie zusätzlich zu OP und Bestrahlung meist eine „adjuvante“ Chemotherapie. Doch das ist wohl bei vielen unnötig. „Etwa der Hälfte der Frauen ließe sich das ersparen“, sagt Prof. Nadia Harbeck, Leiterin des Brustzentrums am LMU Klinikum München. Sie geht von 10 000 bis 15 000 Patientinnen in Deutschland aus – jedes Jahr..

Eine Brustkrebs-Chemo bedeutet nicht immer nur vorübergehende Beschwerden. Bei manchen Frauen führen die aggressiven Mittel zu Empfindungsstörungen in Fingern und Füßen, die sich nicht bei allen zurückbilden. Noch nach Jahren können Beeinträchtigungen der Herzfunktion als Spätfolge auftreten, sagt Harbeck. Umso wichtiger ist es, dass nur Frauen eine Chemo erhalten, die diese wirklich brauchen. Doch wann ist das der Fall? „Genexpressionstests“ helfen dabei, eine verlässlichere Antwort zu bekommen. Um das Rückfallrisiko einzuschätzen, wird dabei die Aktivität ausgewählter Gene in den Tumorzellen bestimmt. Ergaben diese Tests ein hohes oder niedriges Risiko, war die Sache klar. Aber auch bei einem mittleren Rückfallrisiko riet man bislang zur Chemo. Dabei gibt es auch in dieser Gruppe Frauen, die darauf verzichten können, haben Harbeck und ihre Kollegen herausgefunden.

Um herauszufinden, welche Frauen mit mittlerem Rückfallrisiko auf eine Chemo verzichten können, hat Harbeck eine Methode eingesetzt, die „einfach und kostengünstig“ sei: Patientinnen erhalten vor der OP drei Wochen eine Antihormontherapie, eine Tablette täglich. Vermehren sich die Tumorzellen danach deutlich langsamer als zuvor, heißt das: Die Frau spricht gut auf die Behandlung an. Sind zudem nicht mehr als drei Lymphknoten befallen, könne man auf eine Chemo verzichten, sagt Harbeck –guten Gewissens. Das hätten zwei Studien gezeigt, die sie mit der Westdeutschen Studiengruppe im Dezember beim San Antonio Breast Cancer Symposium vorgestellt hat, coronabedingt virtuell. Sie sind Teil ihrer Lebensleistung als Forscherin, für die Harbeck kürzlich als erste Deutsche mit dem „ESMO Lifetime Achievement Award“ ausgezeichnet wurde. A. EPPNER

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