Diabetes: Angriff auf den ganzen Körper

von Redaktion

Ein Münchner Experte erklärt, wie dauerhaft erhöhter Blutzucker unsere Organe schädigt

Er gilt als „stiller Killer“ mit einem harmlosen Namen: Diabetes Typ 2 – im Volksmund Zuckerkrankheit genannt – bringt inzwischen weltweit alle zehn Sekunden einen Patienten um. In Deutschland geht nach Schätzungen von Medizinern mehr als jeder fünfte Todesfall darauf zurück. Die Opfer leiden und sterben dabei an den Folgen eines schleichenden, häufig lange Jahre unerkannten Krankheitsprozesses. Hier erklärt der Münchner Internist Dr. Karlheinz Zeilberger, warum Diabetes so tückisch ist, wo er überall im Körper angreift – und wie man sich schützen kann.

Das Problem: Weil man einen erhöhten Blutzuckerspiegel nicht spürt, unterschätzen die meisten Menschen die Folgen für ihren Körper. Beim Diabetes Typ 2 handelt es sich jedoch um eine fortschreitende Erkrankung, deren Spätfolgen beinahe jedes Organ des Körpers betreffen (Grafik und Erklärtexte unten) kann. Bereits geringfügig erhöhte Blutzuckerwerte können zu gefährlichen Veränderungen an den kleinen und großen Blutgefäßen des Körpers und zu Nervenschäden führen. Ein Herzinfarkt, Schlaganfall, Sehstörungen, Nierenschäden Amputationen oder Sexualstörungen sind daher häufige Spätfolgen eines Diabetes. Umso wichtiger ist es, Diabetes möglichst früh zu erkennen – und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Fast sieben Millionen Bundesbürger leben bereits mit der Diagnose, doch viele weitere Millionen Betroffene wissen nichts von ihrer Erkrankung, schätzt Zeilberger. Zu den Warnsignalen gehören permanent starker Durst, ein außergewöhnlich häufiger Drang zum Wasserlassen sowie Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Viele Diabetiker merken aber auch zunächst gar nichts von ihrer Erkrankung.

„Gehen Sie zu den regelmäßigen Check-up-Untersuchungen“, rät Zeilberger daher. „Die Krankenkassen bezahlen die Prävention!“ (Artikel unten). Denn wer seine Diagnose kennt, kann schnell gegensteuern, um Organschäden zu verhindern.

Noch besser ist es natürlich, wenn sie erst gar nicht entsteht. Sport spielt dabei eine entscheidende Rolle. „Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass vor allem der Bewegungsmangel – neben Übergewicht, einer erblichen Veranlagung und dem fortgeschrittenen Alter – die größte Rolle spielt“, sagt Zeilberger. Bewegung löst nämlich eine Art biochemische Kettenreaktion im Körper aus: „Muskeln saugen den Zucker aus der Blutbahn in die Zellen hinein, wo er hingehört und zu Energie verarbeitet werden kann“, erklärt der Experte. Außerdem werden zur Außenwand jeder Muskelzelle zusätzliche Zuckertransporter verlagert, die den Abtransport des Zuckers aus den Gefäßen befeuern. Durch diese Mechanismen ziehen die Muskeln praktisch Glukose aus dem Verkehr und entlasten so das Gefäßsystem.

„Wer etwa 20 Minuten pro Tag spazieren geht, reduziert das Risiko für Diabetes erheblich“, sagt Zeilberger. Mindestens so wichtig ist Bewegung für Menschen, die bereits daran erkrankt sind. Bei ihnen zeigt sie auch relativ rasch einen positiven Effekt.

Hinzu kommt: Wer regelmäßig sportelt und leichtes Krafttraining macht, baut Muskelmasse auf – und verbraucht dadurch auch im Sitzen und beim Schlafen mehr Zucker. Denn was viele nicht wissen: „Die Muskulatur ist das größte Stoffwechselorgan für Zucker“, sagt Zeilberger. „Bewegung ist deshalb das A und O, um Organschäden durch Diabetes vorzubeugen.“ SUSANNE HÖPPNER

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