von Redaktion

VON NINA DAEBEL

Sie sind Roboter, komplexe Maschinen, allein dafür gebaut, um einen bestimmten Zweck zu erfüllen: den Bau von Solaranlagen. Und genau das tun XR_935, SkD_988 und Ceeron_902 seit 12 Jahren jeden Tag mit stoischer Gelassenheit. Das ist ihre Aufgabe in einer Welt, die einzig von Robotern bevölkert wird. Die Menschen, von denen sie einst erdacht und konstruiert worden waren, sind nämlich von der Erde verschwunden, ausgelöscht durch ihre eigenen Maschinen. Die hatten eines Tages erkannt, wie korrupt, grausam und gierig die Menschen geworden waren. Und schließlich einfach die Macht an sich gerissen.

Der Praes1dent ist das Oberhaupt dieser Robotergesellschaft mit alleinigem Zugriffsrecht auf das Archiv der Menschheitsgeschichte. Jeden Tag liest er seinem Untergebenen-Schwarm eine Erinnerung daraus vor, um zu zeigen, dass die Welt ohne Menschen eine bessere ist. Auch XR, SkD und Ceeron glauben all das. Doch dann stehen sie plötzlich Emma gegenüber. Das Mädchen ist wie sie 12 Jahre alt. Gelebt hat es bislang mit seinen Eltern und anderen Menschen in einem Bunker. Als eine Seuche ausbricht und jeden dahinrafft, beschließt Emma, an die Oberfläche zu gehen. Da steht sie nun, kritisch beäugt von drei Robotern. Und keiner weiß, wie er den jeweils anderen einschätzen soll.

XR beschließt: Emma ist ein Paradox. Weil sie zwar ein Mensch ist, aber gar nicht existieren dürfte. Dass eine solche „unzulässige Lebensform“ vor ihm steht, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. XR, SkD und Ceeron müssten das Mädchen melden, damit sie von den JagdBots ausgelöscht wird. Stattdessen helfen, beschützen und begleiten sie Emma. Sie wird zu ihrem Geheimnis, für das sie viel riskieren. Aber auch die Maschinen lernen viel von ihr. Dass Menschen nicht nur böse sind, sondern auch freundlich, gütig, heiter und kreativ. So wie Emma eben. Zugleich begreifen die Roboter, dass sie gar nicht so überlegen sind, sondern zahlreiche Schwachstellen haben. Und sie erkennen, dass ihr Praes1dent ihnen nur die schlechten Eigenschaften der Menschen vor Augen geführt hat. Die vielen guten Taten und Tugenden hat er bewusst ausgeklammert, um einen gemeinsamen Feind zu erschaffen.

Eine erstaunliche Geschichte, unglaublich klug konstruiert. Ein eindrucksvoller Gegenentwurf zu einer kindlich verklärten Roboter-Spiele-Welt. Hier geht es vielmehr um grundlegende Fragen zum Zusammenleben von Mensch und Maschine. Komplex, tiefgründig und trotzdem sehr unterhaltsam. Ein vielschichtiger Kinderroman über eins der wichtigsten Zukunftsthemen.

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