von Redaktion

VON NICOLA FÖRG

In deutschen Haushalten leben fast 15 Millionen Katzen und etwas über 10 Millionen Hunde, insgesamt 34,3 Millionen Haustiere. Für Hundefutter geben die Tierliebhaber 1,5 Milliarden Euro jährlich aus, für Katzenstreu sind es 282 Millionen Euro! Das zeigt, wie wichtig den Deutschen ihre Vierbeiner sind – doch die werden eben auch krank. Jeder Tierhalter weiß: Das geht ganz schön ins Geld, 1000 Euro sind schnell erreicht. Da stellt sich die Frage, ob man eine Tierkrankenversicherung abschließen sollte. Allerdings zeigt sich der Deutsche da nach wie vor zurückhaltend.

„Von allen Haustieren verfügen nur etwa fünf bis sieben Prozent über eine Krankenversicherung“, sagt Countrymanagerin Franziska Trenz von SantéVet. „In Schweden oder Großbritannien sind deutlich mehr Tiere versichert.“ Das bestätigt auch Franziska Obert von der Agila-Haustierversicherung. „Zum einen liegen die Tierarztkosten in Großbritannien deutlich höher, zum anderen hat sich das Verhältnis zum Haustier in Deutschland speziell die letzten 15 Jahre stark verändert. Tiere sind Familienmitglieder und in der Tiermedizin sind heute Diagnosen und Behandlungen vergleichbar der Humanmedizin möglich.“

SantéVet ist ein neuer Player am Markt, der aber langjährig stark in Frankreich, Belgien und Spanien präsent war. SantéVet bietet hierzulande zum Beispiel zwei Versicherungstarife für Katzen an. Der Cat Indoor Tarif beinhaltet Risiken, die typisch für Wohnungskatzen sind, wohingegen der All-in-One Tarif ein Rundum-Sorglos-Paket für Hauskatzen als auch Freigänger umfasst. Die Agila ist seit 25 Jahren tätig, entdeckte damals die Nische und profitiert heute vom Haustierboom. Agila versichert ausschließlich Hunde und Katzen, bietet inzwischen einen weitreichenden Service für Tierfreunde an: eine Tiernotfallberatung, Ratings zu den beliebtesten Hunderassen, den beliebtesten Namen, auch Aufklärung wie zum Welpenhandel.

Dennoch werden Tierversicherungen in Deutschland noch sehr kritisch beäugt. „Obwohl die Bundestierärztekammer Besitzern von Klein- und Heimtieren expliziert den Abschluss einer Tierkrankenversicherung empfiehlt“, erzählt Obert. 2019 schon sagte der Präsident der BTK und Kleintierpraktiker Uwe Tiedemann: „In meinem Praxisalltag habe ich schon das eine oder andere unangenehme Gespräch mit Tierbesitzern führen müssen, weil sie von den bevorstehenden Kosten für eine nötige Operation ihres Hundes völlig überrascht waren“.

Kranke Tiere kosten unter Umständen sehr viel Geld. Nun könnte man ja einfach eine eiserne Reserve anlegen, statt der Versicherung? Nimmt man einen mittleren Tarif einer Vollversicherung von rund 50 Euro im Monat, sind das 600 Euro im Jahr, auf 10 Jahre gerechnet 6000 Euro – nicht wenig. Wenn man das Geld zur Seite legt und das Tier nie krank wird, kann man später wieder über die Summe verfügen.

Franziska Obert ist da skeptisch. „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ein Tier nie krank wird. Und selbst wenn: Auch eine Zahnsteinentfernung kann kommen, die jährlichen Kosten für Impfungen und Parasitenbekämpfung laufen auf. Auch eine Vergiftung kann enorm teuer werden. Und natürlich stellt sich die Frage, ob man das Geld wirklich konsequent zur Seite legt. Es kann sein, dass es zu einem Unfall kommt und man hat bis dahin 600 Euro angespart, doch nun gehen die Kosten weit über das Budget hinaus. Oder man hat das Geld und kauft dann doch damit die neue Waschmaschine. Klar: Die Familie, der Single, der mehrere tausend Euro auf dem Konto hat und Tierarztrechnungen sofort begleichen kann, braucht keine Versicherung. Aber ist das die Lebensrealität der meisten Tierbesitzer?“ Obert findet auch das Argument, dass sich eine Versicherung ja eventuell gar nicht lohnt, fragwürdig. „Jede Versicherung ist eine Risikoversicherung. Auch meine Autoversicherung. Aber ich freue mich dennoch, wenn ich keinen Unfall habe. Und man sollte auch froh sein, wenn das Tier nicht verunfallt oder krank wird.“

Tipps & Links

>> Vergleichen lohnt sich. Die gängigen Anbieter sind Agila, SanteVet, Petplan, Helvetia, Deutsche Familienversicherung, Uelzener, Tiergarant Versicherungsdienst.

>> Finanztest hat verglichen (www.test.de). Die Verbraucherzentrale lehnt Tierversicherungen eher ab. (www. verbraucherzentrale.de)

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