Der Einsatz von OP-Robotern gewinnt in der Spitzenmedizin zunehmend an Bedeutung. Das gilt auch für den Gelenkersatz. So konnten die Spezialisten des Uniklinikums rechts der Isar in München diese Technologie bereits am Kniegelenk etablieren. „Wir haben schon über 200 Patienten mit unserem Robotersystem operiert und sehr gute Ergebnisse erzielt“, berichtet Prof. Rüdiger von Eisenhart-Rothe, Klinikdirektor und Chef des Endoprothesenzentrums. „Der Vorteil besteht darin, dass wir Gelenkersatz stärker individualisieren und die Implantate noch exakter an die Anatomie jedes einzelnen Patienten anpassen können.“ Nun kommt sein Hightech-Helfer mit dem Namen „Mako“ auch am Hüftgelenk zum Einsatz. Die Premiere bei Patientin Hildegard Vogt (62) aus Taufkirchen ist geglückt.
Die Erfolgsbilanz der Endoprothetik ist eindrucksvoll – gerade wenn es um das Hüftgelenk geht. Mehr als 90 Prozent der jährlich weit mehr als 200 000 Patienten sind mit dem Operations-Ergebnis zufrieden. Trotzdem gibt es nach wie vor einige Probleme zu lösen. So arbeiten die Gelenkersatz-Spezialisten im Uniklinikum rechts der Isar in München daran, wie sie bestimmte Risikopatienten noch effektiver bzw. sicherer versorgen können.
Dazu zählen Menschen, deren Becken nicht so steht oder sich nicht so bewegt, wie es die menschliche Anatomie eigentlich vorgesehen hat. Ärzte diagnostizieren in solchen Fällen eine gestörte Beckenkippung. Insbesondere Wirbelsäulen-Patienten, die eine Versteifungs-OP (Fachbegriff „Fusion“) hinter sich haben, stellen Endoprothetiker mitunter vor besondere Herausforderungen. „Diese Patienten haben ein bis zu zehnfach erhöhtes Risiko, dass der Hüftkopf aus der Gelenkpfanne springt“, sagt Prof. von Eisenhart-Rothe.
Um das zu verhindern, ist eine hochpräzise, individuelle Positionierung des Pfannenimplantats erforderlich. Dabei – auch bei der Bestimmung der optimalen Beinlänge -– hilft den Experten jetzt ein OP-Roboter des US-Unternehmens „Stryker“. Der Hightech-Assistent ist in der Lage, Sägeschnitte und Fräsungen am Knochen noch genauer auszuführen, als es der Operateur selbst vermag. Dabei nutzt er eine innovative Planungssoftware, die sich auf die Bilder einer Computertomografie (CT) stützt.
Bereits vor der OP wird die für den Patienten perfekte Positionierung der Gelenkpfanne bestimmt. Während des Eingriffs gleicht der Roboter permanent seine Position an der Hüfte mit dem im Computer hinterlegten Hüftmodell samt Prothesenplanung ab. Er kann sich dadurch wie mit einem Navi exakt orientieren – und zwar in allen drei Ebenen. „Dadurch garantiert der OP-Roboter eine Genauigkeit, die das menschliche Auge und die Hand des Operateurs gar nicht leisten können. Und der Plan kann dabei perfekt umgesetzt werden“, erklärt von Eisenhart-Rothe.
„Kinematic alignment“ nennt man diese Strategie. „Die individuelle Positionierung wird uns auch in der Hüftgelenksendoprothetik weiterhelfen“, ist der Experte überzeugt. ANDREAS BEEZ