Mit gleich zehn Bolonki kann man wohl behaupten, dass Anne Kollmann die Rasse in- und auswendig kennt. Dabei begann sie vor 25 Jahren zunächst mit der Zucht Kaukasischer Owtscharka, wahrlich beeindruckende Herdenschutzhunde. Die aber auch Respekt einflößen. Nun führt Kollmann auch eine Hundeschule. Und da wollte sie als tierischen Mitarbeiter außerdem einen kleinen Hund, der jeden und jede anspricht. Sie erinnerte sich, dass sie einst, in den 1970er- Jahren, in einer Zeitschrift den Bolonka Zwetna gesehen hatte – und damals gleich eingenommen war. So einer sollte es sein: Tamy kam, ist inzwischen 13 Jahre alt und quirlig wie ein junger Hund.
„Als 2011 der Bolonka Zwetna, zwar ,nur‘ national, aber im VDH als Rasse anerkannt wurde, war das für mich das Startzeichen, nun auch mit der Zucht dieser süßen Rasse zu beginnen.“ Dass Zucht und Vereinswesen immer auch mit menschlichen Empfindlichkeiten zu tun haben, musste sie schnell feststellen. Fakt ist nun einmal, „dass der Bolonka Zwetna eine Rasse ist, die noch nicht durchgezüchtet ist und die Hunde teilweise noch sehr unterschiedlich aussehen.“
Aber genau das will ein Verein für Rassehunde ja nicht. Er agiert streng nach Standard. Und Kollmann bemängelt, dass man topgesunde, charakterlich einwandfreie Hunde viel zu früh aussortiert. „Da hört man, die ist zu lang, zu groß, sieht aus wie ein Havaneser und schon wird die Hündin zur Zucht nicht anerkannt.“
Ein Irrsinn, wie Kollmann findet, denn gerade eine breite Genbasis wäre so wichtig. Zudem sind keine Schecken erwünscht, ein Hund mit einer weißen Pfote ist bei der Zucht raus… Man fragt sich nur „warum?“ Denn eigentlich ist das ja genau der Charme der wuseligen Russen, dass sie bunt sind. Doch auch in Russland können sich die fünf großen Vereine nicht so recht auf einen Standard einigen. Wer ist er also, der Bolonka? In Russland begann eine gezielte Zucht des Bolonka Zwetna Anfang der 1950er-Jahre, als Menschen anfingen, kleine Begleithunde zu suchen. Der legale Import aus dem Ausland war aber erschwert, ergo züchtet man eben eine eigene Rasse. Nun hatten sich ja bereits im 18. Jh. der europäische Hochadel mit Gastgeschenken gegenseitig übertroffen, immer auch dabei: Kleine Schoßhündchen für die Damen!
Aufgrund der damals engen Kontakte zwischen dem französischen und russischen Adel kam der Bolonka Franzuska ins Land. Den ersten kleinen weißen Hund soll König Ludwig XIV. dem Zaren überreicht haben. Aus Kreuzungen mit Hunderassen wie Pekinesen, Shih Tzu, Bologneser und Lhasa Apso entstand der Bolonka Zwetna, der nicht weiß sein sollte. 1966 wurde schließlich der erste offizielle Rassestandard vorgestellt, aber auf Ausstellungen in dem riesigen Land sehen die Hunde bis heute sehr unterschiedlich aus.
Wer immer einen sieht, wird ihn als „süß“ und „putzig“ bezeichnen. Interessenten haben den Hund irgendwo mal gesehen und sich verliebt. „Es kommen auch immer wieder Leute, die solche Welche-Rasse-passt-zu-mir-Tests gemacht haben. Und der Bolonka ist relativ einfach im Handling, sehr gelehrig, immer fröhlich, für alles zu haben“, sagt Kollmann. Der kleine Hund ist anhänglich und sehr auf seine Menschen fixiert. Drum lässt er sich auch mehr oder weniger gerne bürsten. Sein Haarkleid ist dicht und weich, er hat Unterwolle. Es fällt in Locken und Wellen. Und wenn der Hund nicht verfilzen soll, muss er zwei- bis dreimal die Woche gebürstet werden.
Anne Kollmann hätte ihre ersten acht Welpen wohl 80 Mal verkaufen können. Für sie war es auch ein elementares Erlebnis, „zu sehen, was für ein Glücksgefühl die Menschen haben, wenn sie den Welpen holen. Da haben erwachsene Männer Tränen in den Augen, weil sie sich so freuen.“ Kollmann liebt Hunde, sie mag aber auch Menschen: „Genau deshalb ist Züchten so etwas Schönes!“
Interessante Links
> www.hundeschule- frankenalb.de > www.von-der- hersbrucker-alb.de
> www.bolonkazwetna.de