Bessere Chancen bei Darmkrebs

von Redaktion

Elf wichtige Ratschläge, die jeder beachten kann – Neue Therapien machen Mut

VON CHRISTINE MERK

Agatharied – Darmkrebs schlägt nicht aus heiterem Himmel zu. Der bösartige Tumor entwickelt sich meist aus harmlosen Polypen, erklärt Professor Hans Martin Schardey vom Darmkrebszentrum am Krankenhaus Agatharied im Kreis Miesbach. Diese kleinen Gewächse im Darm verursachen selten Beschwerden. Frühzeitig entfernt, können sie nicht mehr gefährlich werden. Die gute Nachricht also: Darmkrebs ist besiegbar, bevor er entsteht – durch eine einfache Vorsorgeuntersuchung. Wir haben elf Fakten zum Darmkrebs zusammengetragen, die Mut machen.

Was Sie selbst tun können:

. Achten Sie auf Ihre Ernährung. Essen Sie viel Obst, Gemüse, Salat und Rohkost. Experten empfehlen fünfmal täglich die Menge einer Faust. Das sorgt für ausreichend Ballaststoffe und eine regelmäßige Verdauung.

. Genießen Sie Alkohol und Koffein bewusst und in Maßen. Auch rotes Fleisch und geräucherte Wurstwaren sollten nicht zu oft auf dem Speiseplan stehen. Die enthaltenen Reizstoffe können das Entstehen von Krebs begünstigen.

. Bewegen Sie sich wenigstens einmal täglich für eine halbe Stunde. Das mobilisiert die Darmtätigkeit. „Wenn der Nahrungsbrei den Darm schnell passiert, haben schädliche Stoffe nicht so lange Kontakt zur Darmwand“, sagt Professor Schardey. Außerdem verbraucht Bewegung Kalorien, denn zu hohes Gewicht gilt ebenso als Risikofaktor.

. Harmlose Polypen können Warnsignale senden. Wenn Sie im Stuhl Blut oder Schleim erkennen – auch wenn das nur bisweilen der Fall ist –, dann gehen Sie zum Arzt. Eine Veränderung der Stuhlgewohnheiten sollte ebenso Anlass für einen Arztbesuch sein, vor allem der Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung.

. Gibt es in Ihrer Familie Fälle von Darmkrebs? Dann sollten Sie bereits in jungen Jahren zur Vorsorge gehen. Genetische Faktoren spielen vermutlich bei einem Drittel der Darmkrebserkrankungen eine Rolle. Besprechen Sie das mit Ihrem Hausarzt.

. Das Wichtigste: Nutzen Sie Vorsorgeuntersuchungen. Die Krankenkassen bezahlen diese bei Männern ab 50 und bei Frauen ab 55 Jahren.

Bei der Diagnose Darmkrebs:

. „In der Therapie von Darmkrebs hat sich in den vergangenen Jahrzehnten viel getan“, sagt Professor Schardey. „Je früher er erkannt wird, umso besser ist die Chance auf eine Heilung.“ Die optimale Versorgung garantieren Darmkrebszentren (siehe Kasten).

. Klassische Therapien bei einem Karzinom im Enddarm (Rektum) sind die Strahlentherapie kombinierte mit einer leichten Chemotherapie (macht Krebszellen empfänglicher für die Strahlenbehandlung) und anschließend die operative Entfernung des Karzinoms. Die Strahlentherapie wird ambulant durchgeführt. Röntgenstrahlen zerstören die Erbsubstanz der Tumorzellen. Der Tumor wird kleiner. Bei einer Operation soll er möglichst komplett entfernt werden. Ein künstlicher Darmausgang (Stoma) ist bei Krebs im Dickdarm (Kolon) äußerst selten notwendig. Bei einem Karzinom im Enddarm (Rektum) hängt dies von der Lage des Tumors ab (insgesamt nur bei 15 Prozent der Patienten erforderlich).

. Mit welcher Methode ein Darmkrebs operiert wird, hängt vor allem von der Größe und der Lage des Tumors ab. Möglich sind die klassisch offene Technik, eine minimalinvasive Operation oder eine Entfernung des Tumors nach der ESD-Technik („endoskopische Submukosa-Dissektion). Experten mehrerer Fachgebiete beraten jeden Fall individuell. Bisweilen müssen Teile des Darms entfernt werden oder bei einem Tumor im Enddarm ein künstlicher Darmausgang (Stoma) angelegt werden. „Die Planung und Behandlung erfolgt immer interdisziplinär und wird im Rahmen des Tumorboards festgelegt“, betont Professor Schardey vom Darmkrebszentrum Agatharied. Um Komplikationen vorzubeugen, kommt in seiner Abteilung eine von ihm entwickelte spezielle Antibiotikamischung zur Anwendung, die lokal im Niveau der Magen- und Darmschleimhaut wirkt. Sie soll nach Operationen schädliche Bakterien von den Nähten fernhalten und so eine bessere Heilung ermöglichen. Spezialist für die ESD-Technik ist in Agatharied Privatdozent Dr. Peter Klare, Chefarzt der Gastroenterologie. „Bei diesem Verfahren wird der Tumor von innen mit einem elektrischen Messer in der Submucosa abgeschnitten“, erklärt er. „Das ist eine relativ neue Technik, die wir in Agatharied seit 2019 anwenden.“ Sie könne in manchen Fällen eine Alternative zu einer Operation sein. „Für die Patienten ist das sehr schonend. Sie können schon nach zwei Tagen entlassen werden und bald wieder normal Nahrung aufnehmen.“

. Eine neue Immuntherapie mit sogenannten Checkpoint-Hemmern wird beim Darmkrebs derzeit in klinischen Studien überprüft. Bei metastasierenden Erkrankungen gibt es Hinweise, dass das Tumorwachstum effektiver unter Kontrolle gehalten werden kann. Experten empfehlen eine Therapie mit Checkpoint-Hemmern, wenn etablierte Therapien nicht oder nicht mehr wirken und der Tumor die entsprechenden molekularen Voraussetzungen erfüllt.

. Bei der Nachsorge ist der Patient nicht allein. Spezialisten in den Kliniken beraten zum Umgang mit einem künstlichen Darmausgang und der richtigen Ernährung. Der Sozialdienst vermittelt auf Wunsch Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und Pflegedienst. In zertifizierten Darmkrebszentren stehen Psychoonkologen zur Verfügung.

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