Agatharied – Darmkrebs ist in Deutschland bei Frauen die zweithäufigste und bei Männern die dritthäufigste Krebserkrankung. Bei mehr als 60 000 Menschen wird er jährlich diagnostiziert, vier von zehn Patienten sterben daran. Das wäre vermeidbar, denn die häufigste Ursache von Darmkrebs sind Polypen an der Darmschleimhaut. Werden sie frühzeitig entfernt, kann Krebs gar nicht entstehen. Besteht bereits ein bösartiger Tumor, ist er gut zu therapieren, wenn er früh genug erkannt wird. „Die sicherste Vorsorgeuntersuchung ist die klassische Darmspiegelung“, betont Professor Hans Martin Schardey. Diese Koloskopie könne ein niedergelassener Gastroenterologe durchführen. „Der Patient muss davor keine Angst haben“, sagt Schardey. „Er erhält auf Wunsch eine Beruhigungsspritze und schläft während der Untersuchung.“ Schmerzen müsse er nicht befürchten. Polypen und kleinere Tumore können bei der Koloskopie teilweise sofort entfernt werden. Bei unklarem Befund entnimmt der Arzt eine Gewebeprobe zur weiteren Untersuchung. Ist ein größerer Eingriff notwendig, werde das in der Klinik durchgeführt.
Ein Paradebeispiel, wie effektiv die Darmkrebsvorsorge sein kann, ist die Krankengeschichte von Ralf B. (Name geändert). Ihm flatterte im Mai 2020 eine entsprechende Einladung ins Haus. Der 50-Jährige hatte keine Beschwerden, ging aber trotzdem zum Hausarzt. Das hat ihn vor einer schweren Krebserkrankung bewahrt und ihm vielleicht sogar das Leben gerettet. Der Arzt stellte in B.s‘ Stuhlprobe Blut fest und schickte seinen Patienten zur Darmspiegelung in eine internistische Praxis. Das Ergebnis: mehrere Polypen im Dickdarm, teilweise vier Zentimeter groß. „In der Praxis konnten sie die Polypen nicht entfernen“, berichtet B. Er sei ins Krankenhaus Agatharied vermittelt worden. „Da bekam ich noch in der gleichen Woche einen Termin.“ Bei der Untersuchung wurden Gewebeproben entnommen. Aus einem der Polypen war ein bösartiger Tumor gewachsen. Der 50-Jährige wurde zwei Wochen später mit der ESD-Technik operiert. Das Krebsgewebe konnte komplett entfernt werden.
Mit der umfassenden Betreuung im Darmkrebszentrum ist B. absolut zufrieden. Zur Nachsorge gehörten eine Ernährungsberatung und die Weitervermittlung an das Medizinisch Genetische Zentrum in München. B. ist froh über den Befund, den er von dort bekam: Sein Tumor hatte keine genetische Ursache. „Das war mir sehr wichtig, ich habe nämlich drei Söhne“, sagt er.
Es findet es gut, dass die Kassen ihre Versicherten per Brief zur Vorsorgeuntersuchung einladen, und betont, dass niemand Angst vor einer Darmspiegelung haben müsse. „Ich bekam eine Betäubung, habe während der Untersuchung geschlafen und war nach dem Aufwachen topfit.“ Das Risiko einer Krebserkrankung solle man ernst nehmen, sagt B. „Wenn ich nicht zur Vorsorge gegangen wäre, hätte es für mich zu spät sein können.“ CHRISTINE MERK