Nach der Covid-Impfung: Was nun?

von Redaktion

Sport, Alkohol, Maske und Ansteckungsgefahr: Das müssen Sie nach dem Pieks wissen

Wie lange ist die empfohlene Nachbeobachtungszeit?

15 Minuten, empfiehlt das Robert-Koch-Institut (RKI). Längere Nachbeobachtungszeiten von 15 bis 30 Minuten sollten vorsichtshalber bei bestimmten Risikopersonen eingehalten werden, zum Beispiel bei Personen mit Gerinnungshemmung oder einer Impfkomplikation in der Anamnese.

Darf man Alkohol trinken?

Besser nein. Größere Mengen beeinträchtigen die Immunantwort. Das Immunsystem sollte in Hochform sein, um optimal auf den Impfstoff anzusprechen – und ein paar Gläser Wein verringern die Zahl der Lymphozyten im Blut. Die Empfehlung der russischen Amtsärztin Anna Popowa, der zufolge man nach der Impfung 56 Tage auf Alkohol verzichten sollte, finde ich übertrieben. Allerdings sollte man bedenken, dass Alkohol Gift für den Körper ist und man den Körper, wenn er nach einer Impfung mit der Immunabwehr beschäftigt ist, nicht mit Giftstoffen belasten sollte.

Welche Aktivitäten schaden der Wirkung der Impfung?

Man sollte direkt nach einer Impfung nicht auf einen Gletscher gehen. Dort schwächen die Höhe und die Sonne die Immunantwort. Weiterhin rate ich von einem Saunabesuch direkt nach einer Impfung ab.

Darf man nach der Impfung Sport treiben?

Das kommt darauf an, in welchem Maß man Sport treibt. Es ist bewiesen, dass extremes Training, etwa Hochintervalltraining wie bei Freeletics oder HIT-Training, bei denen der Körper bis an die Spitze seiner Belastungsgrenze gepusht wird, der Impfwirkung schadet und die Immunisierung abschwächt. Gut dagegen ist leichtes Ausdauertraining nach der Impfung, das verstärkt die Abwehrkräfte.

Auf welche Alarmsignale, vor allem bei Astrazeneca, sollte man achten, und welche Nachwirkungen nach einer Impfung sind ungefährlich und normal?

Häufig ist eine lokale Rötung direkt nach der Impfung, eine allgemeine Müdigkeit, leichte Kopfschmerzen und ein Gefühl der Abgeschlagenheit. In diesen Fällen sollte man sich einfach schonen. Zu den gefährlichen Nebenwirkungen zählen anhaltende Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit, Beinschwellung, anschwellende Bauchschmerzen und punktuelle Hautrötungen, die auf ein Abfallen der Blutplättchen hindeuten können. Treten solche gefährlichen Nebenwirkungen später als drei Tage nach der Impfung auf, dann muss man rechtzeitig eine Therapie beginnen, damit es nicht zum schlimmsten Krankheitsbild kommt. Hier nach dem Motto zu verfahren, ein Indianer kennt keinen Schmerz, und die Zähne zusammenzubeißen, ist nicht zu empfehlen und kann schlecht enden.

Wenn ich keinerlei Impfreaktion verspüre, muss ich dann damit rechnen, dass die Impfung keine Wirkung hat?

Nein. Keine Impfreaktion zu haben, das ist nicht bedenklich. Studien zeigen, dass dann ebenso Antikörper produziert werden.

Muss ich nach der Impfung weiter Maske tragen et cetera?

Ja, auch nach der Impfung sollte man selbstverständlich die Schutzmaßnahmen einhalten und Abstand halten, lüften, Hände waschen und Maske tragen. Denn keine Impfung bietet zu hundert Prozent Schutz. Es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, wie viele Antikörper gebildet werden.

Kann man nach der Impfung dennoch andere mit Covid-19 anstecken?

Die Chance, dass Geimpfte andere anstecken, ist gering, aber es ist nicht ausgeschlossen. Die Viruslast ist bei einer Infektion nach einer Impfung wohl deutlich niedriger als ohne – und insofern auch die Ansteckungsgefahr. Nur ist dieses Risiko derzeit noch nicht genau kalkulierbar, da es noch nicht genug Studien und Daten dazu gibt.

Wann ist man bei welchem Impfstoff zu wie viel Prozent immun?

Bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna braucht es zwei Impfungen im Abstand von sechs Wochen. Hier wird derzeit erforscht, ob eine dritte Impfdosis nach einigen Monaten verabreicht werden sollte und ob jährliche Auffrischungsimpfungen empfehlenswert sind, dazu gibt es aber noch nicht ausreichend Studien. Bei dem Vektor-basierten Impfstoff von Astrazeneca werden zwei Impfungen vorgenommen, im Abstand von zwölf Wochen. Bei dem neu zugelassenen Impfstoff von Johnson & Johnson ist eine einmalige Impfung ausreichend.

Wie lange muss man jeweils nach der Erst- und Zweitimpfung auf einen Schutz warten?

Generell kann man sagen, dass zehn bis 14 Tage nach der Impfstoffgabe eine relevante Antikörperbildung zu beobachten ist.

Wann ist man bei welchem Impfstoff zu wie viel Prozent immun?

Für die einzelnen Impfstoffe ergeben Studien verschiedene Werte: Bei Astrazeneca ist vier bis zwölf Wochen nach der Erstimpfung ein Impfschutz von 60 Prozent gegeben, 15 Tage nach der Zweit-impfung ist er bei rund 80 Prozent. Bei dem Impfstoff von Biontech/Pfizer gibt es drei bis sechs Wochen nach der Erstimpfung laut einer Untersuchung des Scheba-Krankenhaus nahe Tel Aviv 85 Prozent weniger symptomatische Infektionen als bei Ungeimpften. Die Zahl aller Infektionen inklusive der asymptomatischen ging um 75 Prozent zurück. Sieben Tage nach der Zweitimpfung liegt der Impfschutz bei 95 Prozent. Bei dem Impfstoff von Moderna besteht 14 Tage nach der zweiten Impfung ein Impfschutz von 95 Prozent.

Warum gibt es Einmal-Impfungen und auch Zweifach-Impfungen?

Das kommt darauf an, was bei der Zulassung beantragt wurde. Die US-Firma Johnson & Johnson hat nur eine Einmalimpfung beantragt, und Studien mit 44 000 Probanden ergaben, dass der Impfstoff auch bei einer einmaligen Dosis eine Schutzwirkung von 66 Prozent hat. Entscheidend aber ist, dass er zu 85 Prozent die schweren Verläufe verhindert, zudem einfach zu handhaben ist, da er lange bei Kühlschranktemperaturen haltbar ist.

Hätten die anderen Hersteller ebenfalls eine Einmalgabe beantragt, hätte es sein können, dass sie diese auch genehmigt bekommen hätten. Auch bei den anderen Impfstoffen gibt es bereits nach der ersten Impfung eine Antikörperbildung und damit auch eine Schutzwirkung, allerdings in weit geringerem Umfang als nach der Zweitimpfung.

Hat eine Covid-19-Impfung einen Einfluss auf das Ergebnis von Antigen- und PCR-Testungen?

Laut Robert-Koch-Institut ist nicht davon auszugehen, dass die Covid-19-Impfung positive Antigentests (Schnelltests) hervorruft. Das RKI vermutet, dass bei einem positiven Schnelltest die Person sich kurz vor oder nach der Impfung infiziert hat.

Ist bei der Impfung Genesener eine einzige Impfdosis ausreichend?

Ja. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat ihre Impfempfehlung für Genesene auf Grundlage neuer Daten zur Immunogenität der Covid-19-Impfung bei von einer Sars-CoV-2-Infektion Genesenen aktualisiert.

Bei immungesunden Personen, die eine labordiagnostische gesicherte Sars-CoV-2-Infektion (PCR-bestätigt) durchgemacht haben, sollte eine einmalige Impfung frühestens sechs Monate nach Genesung erwogen werden. Aufgrund der bestehenden Immunität nach durchgemachter Infektion kommt es durch die einmalige Boosterung durch die Impfung zu einer sehr guten Immunantwort. Für die Impfung von Genesenen können alle zugelassenen Covid-19-Impfstoffe verwendet werden.

Interview: Susanne Sasse

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