Viele Entenvögel, dazu gehören auch die Gänse, betreiben zwar keinen Brutparasitismus, machen es sich aber leicht. Es kann sein, dass eine Stockente und eine Reiherente in ein gemeinsames Nest ihre Eier legen. Meist übernimmt dann aber nur eine Ente das Brüten. Schlüpfen dann beispielsweise Reiherentenküken, sind sie sofort fehlgeprägt, weil sie ja eine Stockenten-Mama sehen. Sie glauben dann, eine Stockente zu sein, und balzen, wenn sie geschlechtsreif sind, auch eine Stockente an.
Deshalb kommt es im Entenreich häufig zu „wilden Mischungen“, wie Hans-Joachim Fünfstück vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) sagt. „Sie machen unter Umständen Vogelbeobachtern das Leben schwer. Eine weiße Ente in freier Natur – das ist entweder eine Hybrid-Ente oder eine verwilderte Hausente. Das ist noch relativ einfach!“ Mischlinge, also Hybride, gibt es sehr viele. Sehr oft paaren sich Grau- und Kanadagänse und die Hybride sind teils sogar fortpflanzungsfähig. Die nächste Generation muss sich aber nicht unbedingt mit einer dieser Arten fortpflanzen, sondern sucht sich eine ganz andere Art heraus. Sehr gut kann man Hybride in München am Nymphenburger Park beobachten.
Auch unter Falken sind oft Hybriden anzutreffen, allerdings hatte hier manchmal der Mensch die Hand im Spiel. „Um besonders starke und große Falken zu züchten, wurde künstlich befruchtet. So wurden Wanderfalken mit Saker- oder nordischen Gerfalken gemischt. Nicht selten kam sogar eine dritte Art dazu. Meist waren arabische Scheichs die Abnehmer für solche Mischlinge“, wie Fünfstück erläutert. „Zum Glück ist die Zucht von Falkenhybriden seit 2015 in Deutschland endgültig verboten. Denn diese Hybriden stellen, wenn sie in die Freiheit entkommen, für wild lebende Falken ein sehr großes Problem dar. Sie sind so stark, dass sie selbst brütende Wanderfalken töten oder die Brut behindern. Auch ist der Genpool natürlich gestört, wenn sich Hybriden mit Wildvögeln einer Art erfolgreich fortpflanzen. So sind in Ungarn über die Hälfte der Sakerfalken genetisch schon gar keine reinen Sakerfalken mehr, sondern Hybriden mit anderen Großfalken“, erklärt der Experte.