Gesunde Füße: Tipps gegen Fehlstellungen

von Redaktion

VON SUSANNE SASSE

Die Liste der häufigsten Ursachen

Wie kommt es zu Fehlstellungen an den Füßen und warum sind meist Frauen betroffen? Die Ursachen sind vielfältig, erklärt Steffen Zenta: „Die Genetik spielt eine große Rolle. In den meisten Fällen ist eine erbliche Veranlagung gegeben.“ Dass häufig Frauen betroffen sind, liegt unter anderem auch daran, dass bei ihnen das Bindegewebe schwächer ist.

Aber auch das falsche Schuhwerk spielt eine Rolle. „Sehr viele Frauen tragen Schuhe, die zu eng oder zu klein sind“, sagt Dr. Zenta. Schuhe dürfen an den Nähten nicht drücken und müssen in der Breite, der Länge, in Bezug auf den Fußrist und die Weichbettung zum Fuß passen. Insofern begrüßt Dr. Zenta den Trend, dass junge Frauen heute häufiger auf hohe Absätze verzichten: „Auch aus orthopädischer Sicht ist es positiv, dass bei der jüngeren Generation auch ein Turnschuh optisch erlaubt ist.“ Denn dieser sitze meist nicht zu eng und dämpfe. Schlecht für die Füße sind dagegen Schuhe mit dünnen Ledersohlen, da haben die Füße keine Führung, kein Polster und keinen Halt.

So verhindert man schmerzende Probleme

Tipp Nummer 1: Schuhe öfters wechseln, verschiedene Modelle tragen und keine gebrauchten Schuhe tragen, da diese schon von einem anderen Fuß geformt wurden.

Tipp Nummer 2: Lernen Sie, richtig zu gehen: Der Fuß muss dabei von der Ferse nach vorne abgerollt werden, und zwar über die Außenseite, dann sollte man sich mit dem großen Zeh abstoßen. „Das richtige Gehen lernt man bei Kursen zum Thema Spiraldynamik, die zahlt zwar nicht die Krankenkasse, aber es ist eine Investition, die sich für jeden lohnt“, empfiehlt der Orthopäde.

Kinderfüße: Was Eltern wissen müssen

Kinderfüße sind bis zum sechsten Lebensjahr oft platt, da sich erst dann die Muskulatur und das Fußgewölbe ausbilden. Voraussetzung aber ist, dass die Kinder ihre Füße benutzen, laufen, springen und herumtoben, am besten draußen und auch barfuß. Wichtig ist es, dass Kinder nicht immer das gleiche Paar Schuhe tragen, dass ihnen ihre Schuhe passen und dass sie keine bereits gebrauchten und von jemand anderem eingelatschten Schuhe bekommen, rät Dr. Zenta.

Welche Alarmzeichen muss man achten?

Schmerzen am Fuß und optische Veränderungen sollten Sie mit einem Spezialisten besprechen. Alarmzeichen sind beispielsweise Hornhäute oder Hühneraugen an den Zehen, den Ballen oder an den Seiten, das ist immer ein Anzeichen dafür, dass die Belastung punktuell zu groß ist.

So entstehen Fußfehlstellungen

Ein Fersensporn macht den Betroffenen große Schmerzen beim Auftreten. Ursache sind eine Entzündung und kleine Verletzungen der Sehne beziehungsweise der Plantarfaszie, die verkalken und dann stark drücken und letztlich in einem dornenartigen Knochenauswuchs am Fersenbein münden. Er entsteht meist durch Fehl- und Überlastungen. Also etwa, wenn zu häufig dieselben Schuhe getragen werden und die Rückseiten der Beine verkürzt sind – hier sollte man durch regelmäßiges Dehnen entgegenwirken.

Der weitverbreitete Platt-, Senk-, Knick- oder Spreizfuß resultiert daher, dass wir uns fast immer auf platten Böden bewegen und die Fußmuskulatur verkümmert, da sie nicht genug arbeiten muss. So bildet sich das natürliche Längs- und Quergewölbe zurück. „Am besten wäre es, wenn wir jeden Tag auch mal barfuß querfeldein über Stock und Stein laufen würden, aber das funktioniert natürlich nicht – zumindest aber sollte man täglich die Zehen bewegen, am besten einzeln und die Muskulatur trainieren,“ rät Dr. Zenta.

Ein Hallux Valgus (Ballenzeh) beginnt, wenn sich die große Zehe zu den mittleren Zehen schiebt und sich gleichzeitig eine Wölbung an der Fußinnenseite bildet. Diese Fehlstellung entsteht aus erblichen Gründen oder auch durch das Tragen ungeeigneter Schuhe. Bei einem Hallux Valgus werden dann als Folge der zweite Mittelfußknochen und die Fußwurzel zu stark belastet. Dies kann zur Schädigung der Gelenke und Knochen führen, was zunehmende Schmerzen verursacht. Es können Schwielen und eine Schleimbeutelentzündung auftreten.

Sport, Schmerzmittel, Schienen: Was hilft?

Fußmassagen helfen nicht dauerhaft, sagt Dr. Zenta. Bei einem Fersensporn ist meist keine Operation notwendig, hier rät der Orthopäde zu Schuheinlagen. Gut ist es auch, den Fußdruck vermessen zu lassen, um individuell therapieren zu können. Weiter ist es möglich, durch Stoßwellentheorie oder Laserbestrahlung den Körper dabei zu unterstützen, die Verhärtung aufzulösen.

Auch gegen Senk-, Spreiz-, Knick- oder Plattfüße helfen gezielte Gymnastik, Physiotherapie und Einlagen, Operationen sind häufig nicht nötig.

Bei der Ballenzehe, dem Hallux Valgus, wird zunächst versucht, durch Nachtschienen, Zwischenzehenpolster und Einlagen zu behandeln.

Wann muss operiert werden?

Operationen sind dann angezeigt, wenn ein Gelenk anders nicht mehr in die Stellung gebracht werden kann, in die es eigentlich gehört. „Generelle Aussagen aber kann man dazu nicht machen, da jeder Fuß und damit auch jeder Fall anders ist“, sagt Dr. Zenta. Vor allem bei einem Hallux Valgus haben die Betroffenen häufig mit Folgeproblemen zu kämpfen. Hier kann es sinnvoll sein, schon in jungen Jahren zu operieren, damit die Gelenke nicht zu stark in Mitleidenschaft gezogen werden.

Das sind die neuen OP-Methoden

Oft genügt es, einen Teil des Mittelfußknochens zu durchtrennen, neu zu justieren und das Ergebnis mit kleinen Schrauben fest zu fixieren.

Es gibt neuartige, gut biologisch verträgliche Implantate und auch bessere und kleinere Schrauben aus Titan. Neu sind zudem Magnesiumschrauben, die sich von selbst im Köper mit der Zeit zu Knochen anbauen. Bei Hammerzehen kann man heute kleine Klammern implantieren.

Dann ist man nach einer OP wieder mobil

Früher durfte der Patient den Fuß nach der Operation sechs Wochen lang gar nicht belasten, heute sind es unter bestimmten Umständen nur noch zwei Wochen.

Aber es braucht sechs Wochen, bis ein durchtrennter Knochen wie auch eine Fraktur geheilt sind, stellt Zenta klar: „ Ich rate meinen Patienten, in den ersten sechs Wochen nach der Operation davon ab, Sport zu machen. Im besten Fall tragen sie in der Zeit auch einen Spezialschuh.“ Eine Physiotherapie kann nach der Operation den Heilungsprozess unterstützen.

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