Von Sorgen und Nöten mit dem Biber

von Redaktion

SCHIESST DER ARTENSCHUTZ AUCH MAL ÜBER DAS ZIEL HINAUS?

Er war ausgerottet, nun ist er zurück. Und polarisiert wie kein anderer: Castor fiber, der Biber. Plump, plattschwänzig und extrem fleißig. Man rechnet mit etwa 30 000 Bibern in Bayern, sehr unterschiedlich verteilt. Grundsätzlich gilt: „Jenseits dieses nassen Frühjahrs, wurde es in den letzten 20 Jahren immer trockener. Da es ein vorrangiges Ziel ist, Wasser in der Landschaft zu halten, hilft der Biber, denn er ist auf Wasserrückhalt spezialisiert. Letzte Libellenlarven konnten in den Hitzesommern da überleben, wo der Biber gestaut hat. Da, wo Bäche trockengefallen wären, war es der Biber, der noch etwas Wasser gehalten hat. Auch der stark abnehmende Grasfrosch hat profitiert“, sagt Naturschützer Andreas Zahn. Der Biber renaturiert kostenlos Moore. Er schafft immer wieder stehende Abschnitte in Fließgewässern und hinter dem Damm strömt das Wasser schnell über den Kies – Lebensraum für verschiedenste Fischarten.

Das „Aber“ folgt – durchaus auch von Biberberatern. Gerhard Schauberger betreut den Raum zwischen Lech und Ammer und sagt: „Mancherorts sind das definitiv zu viele wie am Südufer des Staffelsees. Ich kenne in meinem Beritt allein 48 Reviere.“ Vor allem, wenn sie an Hochwasserrückhaltebecken, in Löschwasserteichen oder Fischweihern arbeiten, wenn Dämme untergraben und ausgehöhlt werden oder Abflüsse verstopfen, wird es kritisch. Das Problem ist ein vielschichtiges. „Es gibt den rein wirtschaftlichen Schaden, für den Grundeigentümer eine Ausgleichszahlung bekommen. Ich komme zur Schadensaufnahme, die Zahlung muss man dann beantragen. Es besteht ein Katalog, der das klar regelt“, sagt Schauberger. Wenn es sich um eine Eiche, einen Baum in der höchsten Klasse handelt, der seinerseits auch vielen Arten Wohnraum und Nahrung bietet, ist das bitter. Schauberger empfiehlt, wertvolle Bäume durch Hasendraht zu schützen. Auch Schäden in Wiesen durch Überflutung sind nicht immer rein wirtschaftlicher Natur. Es gibt auch ökologische Bedenken: Wenn das Wasser durch die Biberaktivitäten trübe wird, leiden Fischer wie der Eisvogel, der gute Sicht braucht.

Wo Biberberater und Untere Naturschutzbehörde zustimmen, kann ein Tier „entnommen“ werden, was fangen und töten meint. Biber bekommen alle zwei Jahre ein bis zwei Junge. Nach zwei Jahren werden sie aus dem Revier gejagt und müssen sich woanders eine Bleibe suchen. „Wenn man Biber aus einem – aus ihrer Sicht – geeigneten Lebensraum herausschießt und somit das Revier frei macht, wird es bald von Jungtieren neu besiedelt“, weiß Zahn. Es wird eine Einzelfallentscheidung bleiben.

„Wenn man sieht, wie weit vom Ufer entfernt der Biber fällt, heißt das natürlich auch, dass in einer Urlandschaft Biber die Auen großflächig prägten. Wir haben im Kopf, dass entlang von Fließgewässern von Natur aus hohe Bäume stehen, aber natürliche Auen mit Bibern waren eher halb offene Landschaften“, sagt Zahn. Eine weniger aufgeräumte, vernässte Welt, in der Grundeigentümer auch angemessen entschädigt würden, ist bisher eher Utopie. Aber die Akzeptanz gegenüber dem Nager schwindet, Eingaben nach Brüssel, den Schutzstatus zu ändern, häufen sich. Der Biber hat zwei Feinde: Den Menschen und den Wolf…

. Interessanter Tipp

Auf den Spuren des Bibers – Aktion zum Natura 2000-Tag – ein Video auf YouTube.

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