So quetschen sich kleine Kinder nicht ihre Händchen

von Redaktion

Münster – Die Familie fährt zum Baden an den See, die Kinder sind ungeduldig, und beim Aussteigen entsteht eine unübersichtliche Situation. Alle steigen aus, jeder greift seine Sachen und eine Autotür wird zugeschlagen, obwohl sich ein Kind noch am Türrahmen festhält. Das Kind schreit im Alarmton vor Schmerzen – eingequetscht sind die kleinen Fingerchen.

Dabei können die Fingerkuppen stark anschwellen und heftig zu pochen anfangen, denn unter den Nagel geratendes Blut kann nicht ausweichen. Manche Eltern stechen ein Loch in den Nagel, um Linderung zu schaffen, das sollte jedoch besser von ärztlicher Hand durchgeführt werden. Denn eine so genannte Nagelbett-Trepanation muss unter sterilen Bedingungen stattfinden.

Da gequetschte Finger schnell anschwellen, empfiehlt es sich, sie erst einmal zu kühlen durch darüber laufendes kaltes Wasser oder mittels kalter Umschläge. Denn Finger sind besonders empfindlich, da sie wichtige Tastfunktionen und eine besonders gute Durchblutung mit einem feinen Gefäß-Nerven-Netz haben. Eine anhaltende Schwellung, pochende Schmerzen oder ein Blutstau unter dem Fingernagel sind Warnhinweise, gegebenenfalls auch für schwerere Verletzungen und Knochenbrüche. „Dann sollte das Kind in einer unfallchirurgischen Notaufnahme vorgestellt werden, damit hier Verletzungen am Knochen oder an den Gelenken ausgeschlossen beziehungsweise behandelt werden können“, sagt Dr. Christopher Spering, Leiter der Sektion Prävention der der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie und Oberarzt an der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG).

„Autotüren, Scharniere und Brandschutztüren verursachen am häufigsten Quetschungen an Fingern oder der Hand von Kindern“, sagt Prof. Dr. Dr. Peter Schmittenbecher, Leiter der Sektion Kindertraumatologie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und Klinikdirektor am Städtischen Klinikum Karlsruhe. Ein gequetschter Finger oder eine eingeklemmte Hand sind für Kinder schmerzhaft, heilen nach wenigen Tagen jedoch meist wieder von allein aus, wenn keine schwerwiegenderen Verletzungen entstanden sind.

Nicht selten können Quetschungen an der Hand aber so schwerwiegend sein, dass sie gegebenenfalls operiert werden müssen. Amputationen sind dabei die Ausnahme, kommen aber leider dennoch vor. Häufig sind Nachkontrollen, gelegentlich ist bei den schweren Verletzungen auch Physiotherapie erforderlich. „Schwerwiegende Verletzungen können lebenslang Probleme bereiten. In Einzelfällen kann der Finger nicht ganz gerettet werden, und es muss ein Teil, meist das Endglied, amputiert werden“, so Schmittenbecher.

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