Satt und gut

von Redaktion

VON STEPHANIE EBNER

Berufswunsch: Marktfrau. „Nein, ganz so war es nicht“, sagt Sabine Köhl. Und trotzdem kann sie sich eigentlich nichts Schöneres vorstellen. „Ich liebe es, hinter dem Tresen zu stehen und meine Kunden zu beraten.“ „Satt und gut“, wie ihr Laden auf dem Münchner Viktualienmarkt heißt, ist ihre „große Leidenschaft“. Drei Tage vor dem Lockdown in diesem Frühjahr kam die Zusage, seit wenigen Wochen gibt es hier regionale Grundnahrungsmittel. Das Motto der 46-Jährigen: „Für gute Lebensmittel muss man keine Weltreise machen.“

Sie ist in Köln geboren, lebt seit über 30 Jahren in München. Beruflich orientierte sie sich zunächst Richtung Unternehmensmarketing, doch nebenbei interessierte sich die Wahlmünchnerin schon immer für gutes Essen. Als „Ausgleich zum stressigen Bürojob“ fing Sabine Köhl vor ein paar Jahren als Aushilfe im „Sauren Eck“ auf dem Viktualienmarkt an. „Es macht mir Spaß, mit den Kunden über Lebensmittel und Rezepte zu reden.“ Als dann ein Stand frei wurde, bewarb sie sich kurzerhand – ihr Konzept kam an. Seitdem kann man auf dem Markt bayerisches Getreide kaufen.

„Ich bin schon ein Exot, umringt von lauter Metzgereien.“ Sabine Köhl konzentriert sich auf bayerische Grundnahrungsmittel. Zum Sortiment gehört fast alles, was man zu Hause haben sollte – auch in etwas außergewöhnlichen Varianten. So finden sich bei ihr im Laden neben Eiern, Honig, Ölen, Kernen und Getreideklassikern auch Produkte aus Emmer, Einkorn, Hirse, Buchweizen und Polenta. Sabine Köhl kennt ihre Produzenten, sie bezieht die Nahrungsmittel nicht über den Großhandel.

Und ganz nebenbei gibt es Küchentipps zum Korn. Die Stammkunden, die sie bereits nach so kurzer Zeit hat, wissen das zu schätzen.

Auch Nachhaltigkeit spielt hier eine Rolle: Bei der Verpackung kann der Kunde selbst entscheiden, ob er die Ware verpackt oder unverpackt einkaufen möchte. Das bayerische Quinoa, das Sabine Köhl im Regal stehen hat, ist besonders umweltfreundlich angeliefert. Der Bauer aus dem Dachauer Hinterland reist mit der S-Bahn an.

„Satt und gut“ verkauft nicht nur Grundnahrungsmittel, jeden Mittag wird gekocht. Auch wenn sich Sabine Köhl selbst nicht rein vegetarisch ernährt, bereitet sie hier ausschließlich ohneEssen ohne Fleisch zu, manchmal ist das Gericht auch vegan. „Das kommt gerade bei den jüngeren Viktualienmarkt-Besuchern gut an.“

Sie probiert gerne aus, würzt mit orientalischen Kräutern. So wie heute den Hirsesalat. Es muss bei einem Bummel über den Viktualienmarkt wirklich nicht immer die berühmte Leberkäs-Semmel sein.

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