München – Als letzter Ausweg bei Arthrose im Endstadium gilt ein künstliches Gelenk. Doch auch auf diesem Gebiet hat sich die Behandlungsstrategie etwas geändert. Immer öfter werden Teilprothesen eingesetzt. Ärzte sprechen von unikondylären Schlittenprothesen.
Zur Erklärung: Im Knie sitzen am oberen Ende des Schienbeins und am unteren Ende des Oberschenkels jeweils zwei Gelenkhöcker, sogenannte Kondylen. In vielen Fällen ist aber nur eines der beiden Kondylen-Paare von Arthrose befallen, zu etwa 90 Prozent jenes auf der Innenseite des Knies, die Betroffenen haben meist O-Beine. „Mit einem unikondylären Schlitten wird nur dieser Teil des Gelenks ersetzt, vereinfacht erklärt ein halbes künstliches Knie eingesetzt“, weiß Köhne. Die Vorteile: Anders als bei einer Totalendoprothese bleiben bei einem Unischlitten die Bänder erhalten, die Patienten kommen in der Regel schneller wieder auf die Beine und ihr Knie ist meist gut beweglich.
„Falls erforderlich, kann man später immer noch eine Totalendoprothese einsetzen“, erläutert Köhne. Auch das Fremdkörpergefühl, das viele Patienten mit einem künstlichen Kniegelenk verspüren, kommt bei Unischlitten seltener vor.
Vera Sandler (52) kann das bestätigen: „Ich merke gar nicht, dass ich Metall und Kunststoff mit mir herumtrage“, erzählt sie lachend. Dieses optimale Ergebnis nennen Operateure „forgotten knee“ – ein vergessenes Knie beziehungsweis eine vergessene Knieprothese.
Bei Versa Sandler ist dieser Idealfall gleich doppelt eingetreten. Sie ließ sich während derselben Operation an beiden Knien Unischlitten einsetzen. „Ich wollte die Angelegenheit schnell hinter mich bringen und nicht zwei Mal hintereinander wochenlang in die Reha gehen“, erinnert sich die Münchnerin.
Die OP selbst war alternativlos: „Vorher konnte ich kaum noch laufen, war meistens mit Gehstützen unterwegs. Das hat mir sehr zugesetzt, zumal ich gerne mit unseren Hunden in der Natur bin.“ So entschied sich Sandler für die sogenannte Simultan-OP an beiden Knien. Sie dauerte gut zwei Stunden, anschließend musste Sandler sechs Tage lang in der Klinik bleiben. „Nach drei Tagen konnten ich schon wieder an Krücken laufen. Heute, anderthalb Jahre nach dem Eingriff, habe ich nahezu keine Schmerzen mehr und kann so ziemlich alles machen, was ich möchte – außer auf den Knien arbeiten. Die Beweglichkeit ist insgesamt sehr gut.“
Weil viele Patienten ähnlich zufrieden sind wie Vera Sandler, gewinnt diese OP-Strategie immer mehr an Bedeutung. „Inzwischen sind etwa 20 bis 30 Prozent meiner ca. 300 Knieprothesen Uni-Schlitten“, erläutert Köhne. Allerdings komme eine solche Lösung nur dann infrage, wenn wirklich nur ein Gelenkanteil von Arthrose befallen ist. Dr Manuel Köhne: „Wenn das gesamte Knie und insbesondere auch der Knorpel unter Kniescheibe große Schäden aufweist, führt an einer Totalendoprothese kein Weg vorbei.“