Zu hoher Blutdruck: So oft müssen Sie messen

von Redaktion

Berlin – Jeder dritte Mensch in Deutschland hat nach einer Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) einen zu hohen Blutdruck. Da Bluthochdruck viele andere Krankheiten auslösen kann, etwa einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder schwere Nierenerkrankungen, wird Menschen ab 35 Jahren empfohlen, regelmäßig ihren Blutdruck zu messen.

Wer keine Auffälligkeiten hat, kann etwa zweimal im Jahr messen. Für viele Betroffene reicht es, die Blutdruckwerte regelmäßig mit einem herkömmlichen Blutdruck-Messgerät am Oberarm oder Handgelenk zu messen. Ein solches Blutdruckmessgerät ist im Handel für knapp 40 Euro zu haben.

Auch Smartwatches wie die Galaxy Watch Active2 oder Galaxy Watch3 von Samsung sind inzwischen in der Lage, den Blutdruck zu schätzen. Sie messen aber nur, wenn die Anwender die Messung auslösen und die Handgelenke auf einem Tisch ablegen oder den Arm in einer bestimmten Position halten. Zudem messen sie nicht in der Nacht.

Manche sollten regelmäßig messen

Bei einem sehr ausgeprägten Risikoprofil ist der Nachweis eines hohen Blutdruckes besonders wichtig. Das können etwa erhöhte Cholesterinwerte, Zuckerkrankheit, Herzerkrankungen oder die Periphere arterielle Verschlusskrankheit („Schaufensterkrankheit“) sein. Bei diesen Patienten kann eine 24 Stunden Blutdruckmessung erforderlich werden, um die Gefahr von Herzinfarkt beziehungsweise Schlaganfall zu senken. Für diese Personengruppe hat das Schweizer Start-up Aktiia eine neue Technik zur 24-Stunden-.Blutdruckmessung entwickelt. Die neue Technik hat Vor-, aber auch Nachteile:

Messungen ohne enge Manschette

Die klassische Methode einer 24-Stunden-Blutdruckmessung ist für die Patienten sehr belastend: Alle 15 Minuten pumpt sich die Manschette am Oberarm auf, klemmt den Blutfluss ab, und der Blutdruck wird gemessen. Nachts misst das Gerät jede halbe Stunde. Diese Messung findet allerdings nicht dauerhaft statt, sondern höchstens gelegentlich zur Überprüfung des Blutdrucks.

Das Armband von Aktiia, das wie ein Fitness-Tracker aussieht und rund 200 Euro kostet, verwendet eine andere Technik. Mit der Pulswellenanalyse werden optische Signale am Handgelenk der Patienten verarbeitet und der Blutdruck recht genau geschätzt. Dabei leuchtet das Armband an der Innenseite mit grünem Licht, um festzustellen, wie die Arterien unter der Hautoberfläche pulsieren. Dieses Verfahren kennt man auch von Herzfrequenzmessern oder Smartwatches mit Pulsmesser. Das Gerät nimmt die Pulsformung mit künstlicher Intelligenz unter die Lupe.

Etwas hakelige Kalibrierung

Das Verfahren wurde über 15 Jahre hinweg von einem Team rund um die Forscher Mattia Bertschi und Josep Solà am Tech-Zentrum CSEM (Centre Suisse d’Electronique et de Microtechnique) in der Schweiz entwickelt. Ganz ohne traditionelle Messtechnik kommt auch das Armband nicht aus: Es muss nämlich vor der ersten Benutzung und dann jeden Monat einmal mit dem beiliegenden Manschetten-Messgerät kalibriert werden. Im Praxistest zeigte sich hier eine Schwachstelle.

Der Abgleich zwischen der Referenz-Manschette und dem Armband erwies sich als sehr fummelig und gelang jeweils erst nach mehreren Anläufen. Immerhin hat man nach einer erfolgreichen Kalibrierung wieder einen Monat lang Ruhe.

Messdaten gibt es in der App oder per PDF

Zum Aktiia-System gehört eine App, die via Bluetooth Kontakt mit der Manschette und dem Armband aufnimmt. In der Anwendung sieht man zum einen den Verlauf im Zweistundenzeitraum über den Tag hinweg. Man kann sich aber auch Wochen- oder Monatsberichte abrufen, die man auch als PDF für einen Arztbesuch exportieren kann.  dpa

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