Vor rund 350 Millionen Jahren entstand das erste einfache „Mittelohr“. Das Leben kommt aus dem Wasser, und als die ersten Lebewesen das Wasser verlassen, müssen ihre Ohren neue Herausforderungen bewältigen. Sie dürfen nicht austrocknen, sie müssen Schallwellen in der Luft interpretieren und nicht mehr die im Wasser. Weitere 150 Millionen Jahre dauert es, um Außen-, Mittel- und Innenohr bilden zu können. Die Ohrmuschel fängt beim Hören die Schallwellen auf. Diese werden im Mittelohr verstärkt und in das innere Ohr weitergeleitet. Dort sitzen die Hörzellen, die die empfangenen Informationen über den Hörnerv ans Gehirn senden. Der Mensch hört einen Umfang von – weit gefasst – etwa 20 bis 20 000 Hz, seine Sprache liegt im Bereich von 150 bis 6000 Hz. Die Maßeinheit heißt Hertz.
Fledermäuse aber auch Elefanten können via Infraschall (Frequenzen unter 16 Hz) und Ultraschall (Frequenzen über 20 000 Herz) kommunizieren. Viele Tiere hören weit besser als der Mensch.
Es heißt nicht umsonst: Er hört wie ein Luchs. Dessen Ohren sind hochspezialisiert: Haarbüschel stehen wie Pinsel an den Ohren nach oben. Sie wirken wie Antennen, damit Luchse Geräusche richtig orten können, und sie funktionieren quasi wie Richtmikrofone. Auch ihr Backenbart hilft: Man geht heute davon aus, dass er die Schallwellen reflektiert und den Schall direkt in die Gehörgänge lenkt. Der Luchs hört über Kilometer hinweg, es kann Geräusche aus bis zu 4,5 Kilometern Entfernung wahrnehmen. Ein Grund, weswegen man ihn höchst selten sieht: Er weiß längst, dass da etwas naht. Er hört sogar die 65 Meter entfernte Maus.
Aber nicht nur die schöne Großkatze ist ein Superlauscher, auch der Stubentiger hört extrem gut: Zwar ist der Geruchssinn der Katze weniger ausgeprägt als der des Hundes (immer noch sehr viel besser als der des Menschen), aber das Gehör bei der Katze zählt zu den besten unter allen Säugetieren! Katzen hören mehr als doppelt so gut wie Menschen, sie fährt plötzlich hoch und lauscht, wo der Mensch gar nichts hört. Die Katze erfasst Geräusche schneller als Hunde. Der Frequenzumfang des Gehörs der Katze umfasst 10,5 Oktaven. In den niedrigsten Frequenzbereichen ist es mit dem des Menschen vergleichbar, in den mittleren Frequenzen aber weit überlegen. Die obere Frequenzgrenze (100 000 Hz) liegt im Bereich der Geräusche, die Mäuse als wichtigste Beutetiere von sich geben. Ihr Gehörsinn funktioniert auch noch im Tiefschlaf und die Katze hört eine Maus auf 20 Meter Entfernung. Da ihr Gehör vor allem in den höheren Tonlagen sehr gut ausgeprägt ist, reagieren die meisten Katzen eher auf Frauen- und Kinderstimmen als auf die von Männern.
Der Hund ist ein Nasentier, hört dennoch gut. Das Gehör von Hunden unterscheidet sich von dem des Menschen durch zweierlei: Der Hund hört 15 bis 50 000 Hz. Zweitens kann der Hund die Ohrmuscheln bewegen und Geräuschquellen präziser orten. Sie können den Gehör- wie den Geruchssinn selektiv einsetzen, blenden beispielsweise laute Musik aus und hören doch den leisen Postboten durch den Gang kommen. Sie lernen schnell auch, sich Dinge zu merken. Sie können ihr Herrchen am Gang erkennen. Oder sie wissen, wer mit dem Auto vorfährt. Sie erkennen den Motor, was Katzen überdies auch können!
Auch Kaninchen haben ein ausgezeichnetes Gehör. Sie hören Töne in einem Frequenzbereich zwischen 60 bis 49 000 Hz, Kaninchen hören sehr hohe Töne. Ihre Ohren sind wie längliche Trichter aufgebaut. Die Ohrmuscheln können unabhängig voneinander gedreht werden. Das verschafft ein Hörfeld von 360 Grad, wodurch selbst kleinste Geräusche rundum geortet werden können. Dem Beutetier Kaninchen geht es vor allem um die Feindvermeidung. Aber auch ein großer Teil der Körpersprache wird über die Ohren ausgedrückt. Und dann gibt es Widder mit Schlappohren, sehr beliebt, aber wenig artgerecht! Widder haben durch ihre Ohrenform einen abgeknickten Gehörgang, Schallwellen werden schlecht weitergeleitet, das Sekret verbleibt im Gehörgang. Deshalb sind Widder oft schwerhörig, haben Ohrentzündungen und können nicht ordentlich mir Artgenossen kommunizieren!