So gut ist das Superfood aus Bayern

von Redaktion

Experten-Analyse: Gesunde Ernährung gelingt auch ohne exotische Lebensmittel

VON SUSANNE HÖPPNER

München – Der Hype um Früchte und Samen aus Fernost ist ungebrochen: Das exotische sogenannte Superfood liegt voll im Trend, gesunde Ernährung und die Stärkung des Immunsystems spielen für viele Münchner auch aufgrund der Corona-Pandemie eine wichtige Rolle. Açai, Chia, Goji, Maqui oder Moringa aus fernen Ländern scheinen die Heilsbringer zu sein – die Menschen erhoffen sich vom Verzehr des weit gereisten Superfoods wie Chia, Açai oder Matcha eine Extra-Portion Gesundheit und Fitness. Dabei sind viele unserer bayerischen Lebensmittel ebenbürtig, was ihren Gesundheitswert angeht (siehe Tabelle unten). Aus hygienischer, sozialer und ökologischer Sicht sind sie den Exoten sogar überlegen. Deshalb empfiehlt Brigitte Herbst von der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM): „Wer sich klimabewusst und zugleich gesund ernähren möchte, der sollte lieber auf regionale und saisonale Ware zurückgreifen.“ Ob Hirse, Mais, Himbeeren, rote Weintrauben oder Grünkohl: Für unsere Zeitung hat die Ernährungsexpertin eine Liste mit ebenbürtigen Alternativen zusammengestellt – denn Superfood wächst auch auf unseren Feldern und Sträuchern in Bayern.

Klar, Superfoods aus fernen Ländern liefern Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Doch damit sind sie nicht allein: Bayerische Lebensmittel sind ebenso nährstoffreich. So enthalten getrocknete Goji-Beeren 48 Milligramm Vitamin C pro 100 Gramm, während in derselben Menge frischer schwarzer Johannisbeeren 181 Milligramm vorhanden sind. Quinoa liefert pro 100 Gramm 4,57 Gramm Eisen und im Hafer sind es 4,25 Gramm. In Brombeeren stecken mit 153 Milligramm pro 100 Gramm mehr Anthocyane als in Açai (111 mg).

„Verpackt“ werden die Superfoods oft in verarbeiteten Lebensmitteln. So gibt es beispielsweise Superfood-Müsli-Riegel mit Açai oder Quinoa zu kaufen oder Toast mit Chiasamen. „Anbieter stellen den Gesundheitswert von Superfood, das aus fernen Ländern zu uns kommt, gerne heraus. Ein hoch verarbeitetes Lebensmittel, das exotisches Superfood enthält, ist jedoch nicht zwingend besser: Weißmehl-Toast bleibt Weißmehl-Toast, ob mit oder ohne Chia“, sagt Prof. Anja Bosy-Westphal, Präsidentin der DGEM. Die Superfood-Müsli-Riegel enthalten oft ebenso viel Zucker wie herkömmliche Riegel. „Dass sie Superfood enthalten, darf aus gesundheitlicher Sicht kein Alibi für ihren Verzehr sein“, so Bosy-Westphal.

Auch als einzelne Zutat am heimischen Herd läuft bayerisches Superfood den Exoten zunehmend den Rang ab. Verbraucher legen bei ihrer Kaufentscheidung immer mehr Wert darauf, wie, wo und womit das Lebensmittel produziert wurde. Die Erzeugung von Chiasamen & Co. bringt häufig ökologische Nachteile mit sich.

Diese entstehen durch lange Transportwege und hohen Wasserverbrauch auf den Anbauflächen. Dass exotisches Superfood mit Pestiziden, Schwermetallen wie Blei, aromatischen Kohlenwasserstoffen, Schimmelpilzen oder Salmonellen kontaminiert sein kann, schmälert ihr gesundes Image ebenfalls. Die wenigsten Sorten des weit gereisten Superfoods stammen aus nachhaltigem Anbau – mit oder ohne Bio-Label.

„Wer weit gereistes Superfood mag, kann es auf dem Speisezettel stehen lassen – immerhin enthalten sie wertvolle Vitalstoffe“, resümiert Bosy-Westphal. „Es lohnt sich aber, heimisches Superfood zu integrieren.“

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