WENN KANINCHEN ZUR PLAGE WERDEN
Richard Adams, der Autor des im Bericht oben erwähnten Buches, hatte auch viele Anhänger in der Umweltbewegung. Er engagierte sich auch für die Einstellung der Fuchsjagd in England. Aber er sagte auch, er sei kein sentimentaler Umweltschützer und dass er es für gerechtfertigt halte, Kaninchen zu töten, wenn sie zu einer Plage werden. Und das kommt nun mal vor, oft in innerstädtischen Bereichen, wo eine Jagd mit Schusswaffen natürlich unmöglich ist.
„Es gibt dann Ausnahmegenehmigungen für Überpopulation“, erklärt Jägerin und Falknerin Katharina Weinberger, „da ist Gefahr in Verzug, wenn Bahndämme zu brechen drohen oder anderswo Einsturzgefahr vorliegt.“ Dann kommt Dante ins Spiel. Der stolze Habicht bekam seinen Namen nach seinem ersten Einsatz. „Er hatte ein Ziegenbärtchen und ist ein bedächtiger Typ. Er denkt nach“, erzählt die Eggstätterin. Quasi der Philosoph unter den Greifvögeln. „An Dämmen der S-Bahn nehmen wir solche Aufträge aber nicht an“, sagt Weinberger, „das ist viel zu gefährlich für den Vogel.“ Aber Friedhöfe sind Einsatzgebiete, wie z. B. in Donauwörth, wo die Nager einfach alles abgefressen hatten. „Auch auf dem Alten Jüdischen Friedhof in München waren eine Weile überall Kaninchen, man empfand es als pietätslos, wenn die Gräber komplett umgegraben waren. Es wird nur im Winter bejagt, die Jagd mit einem Greifvogel ist ein perfektes Zusammenspiel von Mensch und Tier, die nur funktionieren kann, „wenn ich Sensibilität für das Tier habe. Wenn ich nervös bin, sollte man die Jagd besser lassen“. Manche glauben ja, es sei widernatürlich, weil der Vogel einen Großteil der Zeit nur rumsitzen muss. Aber auch in der Natur verbringt der Greifvogel einen Großteil des Tages auf seinem Ansitz. Er fliegt ja nicht aus Lust und Tollerei umher! „Wenn der Vogel etwas erjagt und sich vollgefressen hat, dann muss er 16 Stunden verdauen. Dazu will er Ruhe haben. Dann würgt er das Gewölle heraus – also die Bestandteile des Beutetiers, die er nicht in Energie umsetzen kann – und dann erst kommt ein erneutes Hungergefühl!“
So nutzt der Falkner die Natur der Vögel. Ein satter Vogel wird auch nicht auf ein Kaninchen gehen. Wenn er es tut, ist es immer noch nicht gesagt, dass er auch tötet, die Beute kann immer auch entkommen. Wenn er Erfolg hat, dann hat das der Hund zu melden und die Falknerin nimmt dem Vogel das Tier ab. „Der Habicht bleibt auf der Beute sitzen, letztlich tötet er mit den Krallen, wir rennen da hin, erlösen das Tier mit einem Herzstich oder per Genickbruch. Letzteres geht aber nur bei einem fragilen Tier wie einem Kaninchen“, sagt die Expertin. „Dante bekommt einen Teil der Beute oder eine Belohnung, quasi ein Tauschgeschäft. Und wenn wir fertig sind, bekommt er sein Essen.“
Wenn die Falkner zu mehreren jagen, fliegt immer nur ein Vogel. Die anderen warten, wenden sich auch bewusst ab, damit die Tiere Ruhe haben. Niemand will die Kaninchen ausrotten, nur dezimieren. Auch in der Natur würde das kein Tier tun! Auch wenn ein Greifvogel auf eine Beute spezialisiert ist, würde er immer, wird sie knapp, auf ein anderes Beutetier ausweichen!