Iberlbühne für den Gaumen

von Redaktion

VON STEPHANIE EBNER

Die Iberlbühne ist in München eine Institution. 1966 gründete Georg Maier, der damalige Wirt der Gaststätte Iberl in Solln, das Theater. Über 50 Stücke hat er bis zu seinem Tod Anfang 2021 geschrieben. Die „Grattler-Opfer“, ein bayerisches Musical, ist das wohl bekannteste Stück Maiers und wurde über 1000 Mal aufgeführt.

Als ein Wirtshaus-Theater im besten Sinne versteht sich die Iberlbühne. Essen und Trinken spielen hier eine große Rolle. Auf der Bühne und unten im Saal – 2014 ist das Theater von Solln in die Münchner Innenstadt gezogen, ins „Augustiner-Stammhaus“ an der Herzogspitalstraße 6.

Manchmal kommt es sogar vor, dass live auf der Bühne gekocht wird. Dann sollte der Besucher nicht hungrig im Parkett sitzen, sonst knurrt der Magen. Außerdem kann es schon mal passieren, dass der Besucher ein Stamperl von der Bühne gereicht bekommt – dann ist eine gute Grundlage hilfreich.

Schweinsbraten oder eine deftige Schlachtplatte. Das sind die Klassiker auf der Speisekarte einer bayerischen Wirtschaft. Raphaela Maier erinnert sich deshalb nur zu gut an ihr Einstandsessen als junge Darstellerin bei der Iberlbühne anno 2010. Die heute 37-Jährige plagten damals Bedenken, weil sie Vegetarierin ist. Ihre Sorge: „Wie soll ich das einem Wirtshaus-Ensemble beibringen, dass ich auf Fleisch verzichte?“ Völlig unbegründet. Heute lacht sie darüber von Herzen, denn schnell stellte sich heraus, dass nicht alle auf herzhafte Kost à la Leber- und Blutwürst stehen. Georg Maier selbst war überzeugter Vegetarier.

Nicht nur das hat die beiden miteinander verbunden. Zwei Jahre später standen die junge Schauspielerin und das Münchner Urgestein, der in dieser Woche seinen 80. Geburtstag gefeiert hätte, vor dem Traualtar.

In diesen Tagen geht es in die erste Proben-Saison nach dem Tod von Georg Maier. Das Stück „Zuagricht, hergricht, higricht“, eine Dichtung über den Räuber Mathias Kneissl, hat der bayerische Theatermacher noch selbst geschrieben. Es ist wegen Corona aber bis dato nie zur Aufführung gekommen. Premiere ist im Dezember. Raphaela Maier übernimmt in dem Stück an der Seite von Volksschauspieler Hansi Kraus die Rolle der „Zenz“. (Der Vorverkauf für die Theaterspielzeit 2021/22 läuft. Karten gibt es unter der Telefonnummer 089 – 79 42 14. Die Theaterkasse ist täglich von 10 bis 14 Uhr besetzt oder online www.iberbuehne.de).

Nein, aufgeregt ist sie nicht, angesichts der ersten Saison ohne ihren Georg. „Alles Routine. Ich habe schon viele Jahre an der Seite von Georg mitgearbeitet“, sagt die Schauspielerin, die seit dem Tod von Georg Maier auch die Theater-Chefin ist. Zusammen mit dessen Tochter Georgia aus erster Ehe. „Wir werden zusammen das Lebenswerk von Georg in seinem Sinne weiterführen.“

Mit „Hollerküacherl“, einer Posse aus den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, steht die studierte Literaturwissenschaftlerin derzeit auch auf der Bühne. Deshalb hätte sie gerne Hollerkücherl rausgebacken, wie es ihre Großmutter immer gemacht hat. Doch der Holler blüht nun mal nicht im Herbst. Ein anderes Rezept von der Oma sollte es sein – „sie hat sensationell gekocht“. Weil diese aus der Nähe von Lienz stammt, hieß sie bei Raphaela immer „Oma Ö.“ Auch der Pfannenkuchen-Auflauf stammt von ihr. Freilich mit Hackfleischfüllung, die Raphaela Maier durch Gemüse ersetzt hat. In jedem Fall ein herzhaftes Gericht. „Genau das Richtige zwischen den Proben oder am Abend nach der Vorstellung.“

Schmeckt hervorragend. Oder wie das Münchner Urgestein Georg Maier immer gesagt hat: „Sakrisch gut.“

Artikel 1 von 11