ÜBERLEBEN

Scheintote leben länger

von Redaktion

Sich totzustellen, in eine Schreckstarre zu verfallen, kann klappen, weil Beutegreifer vor allem auf Bewegung reagieren. Die Verhaltensweise ist häufig bei Insekten, Spinnen und Vögeln anzutreffen, auch bei Reptilien, die von Schlangen bedroht werden. Die häufigste Tiergruppe, die diese sogenannte Thanatose praktiziert, sind Wirbellose. Stabschrecken lassen sich mit angelegten Beinen fallen, um wie Pflanzenteile auszusehen: Der Fressfeind findet sie dann nicht mehr. Dornschrecken gehen den entgegengesetzten Weg: Sie stellen sich tot, indem sie ihre Beine in alle Richtungen von sich strecken. Das macht es für Frösche fast unmöglich, die sperrigen Insekten in ihr Maul zu bekommen.

Sich totzustellen ist oft die letzte Chance – allerdings immer auch riskant. Die Larven der Geflecktflügligen Ameisenjungfer können das fast eine Stunde lang. Ein Räuber, beispielsweise ein Vogel, bemerkt die Larven und will das Insekt picken. Lässt es aber fallen, was gerade auch bei Jungvögeln passiert. Die Larve stellt sich tot, der Vogel verliert das Interesse.

Doch nicht nur, um dem sicheren Tod zu entgehen, setzen einige Lebewesen auf diesen Trick, auch bei der Paarung kommt er zum Einsatz. So bastelt das willige Männchen der Jagdspinne ein Futterpaket, heftet sich daran und stellt sich tot. Das Weibchen schleppt dann Futter und Männchen mit sich herum, bis sie anfängt zu fressen. Dann wird das Männchen plötzlich quicklebendig und liebestoll – manchmal klappt der Trick. Die weibliche Torf-Mosaikjungfer hingegen gibt sich viel Mühe, sich nicht zu paaren. Diese Libellenart stürzt fluglahm zu Boden, um aggressiven Männchen zu entkommen.

Oder aber man ist ein ganz perfider Kamerad wie der mittelamerikanische Buntbarsch. Der tut so, als läge er tot auf dem Seegrund. Wenn ein Fisch naht, um den Kadaver zu verspeisen, beißt der Buntbarsch zu! Interessant ist auch eine weitere Überlebensmethode: Rotfüchse fangen Enten, die sich sofort tot stellen. Erfahrene Füchse töten ihre Beute immer sofort, auch wenn sie nicht gleich fressen wollen. Viele Jungfüchse schleppen die Enten dagegen in ihren Bau, um sie später zu fressen. Folge: Die Beute kann entkommen. Für die Enten eine minimale Überlebenschance.

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