Heilungschancen durch Technologie

von Redaktion

So werden Tumoren in Niere, Blase, Hoden und Prostata erkannt und behandelt

München – Rechtzeitig erkannt, sind die Heilungschancen heute etwa beim Prostatakrebs dreimal besser als vor 20 Jahren. Auch bei den anderen urologischen Krebsarten hat sich viel getan. Experten der Münchner Universitätskliniken sprachen auf dem Krebs-Informationstag, zu dem der Krebshilfeverein Lebensmut am Samstag, 23. Oktober, eingeladen hatte, auch über diesee Krebsarten. Wenn Sie die Vorträge verpasst haben, ist das kein Problem, denn sie sind online abrufbar bis 20. November. Sie finden sich auf der Internetseite krebsinfotag-muenchen.de. Hier erklären wir in Kürze die wichtigsten Punkte zu den urologischen Krebsarten:

Prostatakarzinom

Krebs in der Prostata betrifft 25 Prozent der Krebserkrankungen beim Mann (60 000 Neuerkrankungen im Jahr) – und ist zudem die zweithäufigste Krebs-Todesursache bei Männern in Deutschland. An einem Prostatakarzinom versterben in Deutschland etwa 12 000 bis 14 000 Männer jährlich. Zwar kann man sich bei Prostatakrebs mehr Zeit lassen als etwa bei einem Gehirntumor, doch ist es entscheidend, zunächst zu analysieren, ob es sich um ein aggressives Karzinom handelt. „Das Kernproblem ist, dass sie das,was sieam Anfang falsch machen, erst nach vielen Jahren bemerken und dann eventuell bitter bereuen“, sagt Professor Jürgen Gschwend, Direktor der Urologie am Klinikum der TU München. Bei Verdacht auf Prostatakrebs muss man auch nicht gleich eine Biopsie machen und Gewebe entnehmen, sondern man kann mit modernen Bildgebungsverfahren nachsehen, ob es sich um Krebs oder nur um eine Entzündung oder eine Prostatavergrößerung handelt. Ärgerlich: Diese wenig invasive Kontrolle ist – anders als die Biopsie – keine Kassenleistung.

Bei einem Prostatakarzinom ist es entscheidend, genau zu analysieren, um welchen Krebs es sich handelt. Dann geht es darum, mit dem Patienten die Behandlungsoptionen durchzusprechen. „Dass ein solches Karzinom harmlos ist, ist ein Mythos aus einer Zeit, als die Lebenserwartung noch erheblich geringer war als heute“, sagt Professor Gschwend. Prostatakrebs kann operiert oder bestrahlt werden. Die Operationstechniken sind seit Jahrzehnten etabliert und heute vielfach verfeinert, um bei Funktionserhaltung den Tumor vollständig zu entfernen. „Heute ist es möglich, bei der überwiegenden Zahl der Patienten die Kontinenz und die Potenz und damit auch eine hohe Lebensqualität zu erhalten“, erklärt Gschwend. Wichtig ist, sich in einem erfahrenen Krebs-Zentrum behandeln zu lassen.

Bei Erkrankungen wie dem Prostatakarzinom kann die Strahlentherapie eine echte Alternative zu einer Operation sein, erklärt Professor Claus Belka, Direktor der Radio-Onkologie des LMU-Klinikums in München.

Spezifische Gerätetechnologien erlauben es unter Schonung von gesundem Gewebe, Tumorareale zu bestrahlen. Bedeutend ist dabei die Bildführung – so kann die Bewegung der Prostata eingegrenzt werden. Die Radioligandentherapien, die auch in München entwickelt worden sind, ermöglichen es, Krebszellen gezielt von innen zu bestrahlen. Beim Prostatakrebs können so beachtliche Erfolge erreicht werden.

Fortgeschrittene Tumoren

Nur in Deutschland praktizieren die Urologen auch die Systemtherapie der fortgeschrittenen Krebspatienten (Uro-Onkologie). Durch den Zusammenschluss können operative und medikamentöse Behandlung effizienter vereint werden, z. B. in Form der perioperativen Chemo/Immuntherapie, erklärt Dr. Jozefina Casuscelli, Leiterin der Uro-Onkologie am LMU Klinikum.

Blasenkrebs

16 000 Neuerkrankungen werden jährlich in Deutschland festgestellt, Männer sind fast dreimal so häufig betroffen wie Frauen. Ein großer Risikofaktor ist das Rauchen, wichtigstes Warnsignal ist Blut im Urin.

Ist der Tumor in der Blase nicht invasiv, lässt er sich durch Medikamente behandeln. Muss operiert werden, kann dies zu 75 Prozent endoskopisch geschehen. Teils steht vor der OP eine Chemo, um den Tumor operabel zu machen.

Nierenkrebs

Ein Warnsignal sind Rückenschmerzen in der Nierengegend. Meist wird Nierenkrebs spät erkannt. Wird er früh erkannt – was nur per Zufall passiert, kann er operativ heilbar sein – selbst wenn er einige wenige Metastasen gebildet hat.

In erster Linie wird Nierenkrebs operativ entfernt. Zudem spielt heute bei der Behandlung die Immuntherapie eine immer größere Rolle. Medikamente regen das Immunsystem dazu an, die Tumorzellen selbst zu bekämpfen.

Hodenkrebs

Hodenkrebs ist der häufigste Tumor des jungen Mannes. Wichtig ist Früherkennung: Männer sollten jede Schwellung ernst nehmen, und – ebenso wie die Frauen in Sachen Brustkrebs – regelmäßig kontrollieren. Die positive Nachricht: Während Hodenkrebs noch vor 20 Jahren fast immer tödlich war, liegt heute dieHeilungschance bei 90 Prozent, wenn die Therapie stadiengerecht erfolgt.

„Ein gutes Beispiel für den Fortschritt der Medizin“, sagt Dr. Robert Tauber, Urologe an der TUM. Der Radfahrer Lance Armstrong konnte geheilt werden, obwohl sich bei ihm der Hodenkrebs auf Gehirn, Lunge und Bauchraum ausgebreitet hatte. SUSANNE SASSE

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