München – Im Kampf gegen Bluthochdruck – einer der schlimmsten Risikofaktoren für Herzinfarkte, Schlaganfälle und schwere Nierenschäden – spielen Medikamente eine Schlüsselrolle. Experten schätzen, dass die etwa 20 Millionen Hypertoniepatienten in Deutschland jedes Jahr über 15 Milliarden Tabletten schlucken. „Mit einer klugen Behandlungsstrategie aus Medikamenten und Lebensstilveränderungen lässt sich der Blutdruck sogar von sehr hohen Werten in den Normalbereich drücken“, betont der Münchner Präventionsmediziner Professor Martin Halle anlässlich der Herzwochen der Deutschen Herzstiftung (siehe Text rechts). Heuer liegt der Schwerpunkt auf Bluthochdruck. In unserem großen Gesundheitsreport erklärt Halle, wie die wichtigsten Medikamente wirken, welche Nebenwirkungen sie verursachen können und warum die Kombination von verschiedenen Arzneimitteltypen besonders effektiv ist.
In einer Checkliste erfahren Patienten zudem, worauf sie achten müssen, um ihre Erkrankung in Schach zu halten.
Das bringen die Medikamente:
Es gibt verschiedene Arten von Blutdrucksenkern. In der Regel werden zwei oder drei Medikamente kombiniert, dazu später mehr beim Punkt Behandlungsstrategie.
Als Faustregel gilt: Jedes einzelne Mittel senkt den Blutdruck um etwa fünf bis zehn mmHg – das bedeutet Millimeter Quecksilbersäule und ist die traditionelle Maßeinheit für die Blutdruckmessung.
So wirken die Mittel:
Der Blutdruck wird von zwei Faktoren beeinflusst: einerseits vom Blutvolumen. Je größer es ist, desto höher der Druck auf die Gefäßwände. Andererseits vom Zustand der Gefäßwände. Wenn sie an Elastizität verlieren, steif und spröde werden, dann steigt der Druck ebenso. An diesen beiden Stellschrauben setzen die gängigen Bluthochdruckmittel an, erklärt Prof. Martin Halle, Ärztlicher Direktor Präventive Sportmedizin und Sportkardiologie der TU München.
Behandlungsstrategie:
Die medikamentöse Therapie hat sich in den letzten Jahrzehnten geändert. Wahrend die Ärzte früher oft zunächst nur ein Mittel verordneten, werden heutzutage meist gleich zwei oder drei Präparate miteinander kombiniert, alle in möglichst niedriger Dosierung. Das ist viel effektiver als nur ein Mittel in Maximaldosis zu verschreiben. Unter anderem deshalb, weil sich die Wirkung der einzelnen Mittel in Kombination vervielfacht, weiß Halle. Als klassischer Einstieg in die Bluthochdrucktherapie gilt die Kombi aus ACE-Hemmern und AT1-Blockern. Sie haben Betablocker und Diuretika den Rang abgelaufen, weil sie weniger Nebenwirkungen auslösen. Häufig werden zu ACE-Hemmern und AT1-Blockern noch Kalziumantagonisten verschrieben. Mit solchen Dreierkombis kann man viel bewirken. Sie ermöglichen es beispielsweise, die Messwerte von 170/100 mmHg auf 130/80 zu drücken, berichtet Halle. Wenn man sich dann noch mehr bewegt und weniger Salz zu sich nimmt, sind durchaus wieder Blutdruckwerte im Normalbereich von 120/80 mm Hg drin. Wer den gesünderen Lebensstil wirklich durchzieht, kann in vielen Fällen nach ein, zwei Jahren die Medikamentendosis verringern oder sogar darauf verzichten. Im Beitrag unten finden Sie die wichtigsten Medikamentengruppen im Überblick. ANDREAS BEEZ