München – Sie sind der Meinung, dass es jeder selbst in der Hand hat, wie man sein Leben meistert? „Stimmt grundsätzlich, aber eben nicht ganz,“ schmunzelt der Internist, Kardiologe, ärztliche Osteopath und Experte für Stressmedizin, Dr. Milan Dinic. Denn er weiß: „Die wahren Chefs unseres Lebens sind die Hormone.“ Und die können – einmal ins Ungleichgewicht geraten – das Leben eines Menschen komplett auf den Kopf und manchmal sogar infrage stellen. Den häufig diffusen Symptomen einer Hormonschwankung auf die Schliche zu kommen und sie wieder ins Gleichgewicht zu bringen fällt in das Fach der noch jungen Hormon-Stressmedizin, die Dr. Dinic in seiner Praxis in der Münchner Innenstadt praktiziert.
In früheren Jahren hatte Dr. Milan Dinic manchmal das ungute Gefühl, einigen Patienten nicht wirklich helfen zu können. „Geht es um Hormone, sieht die Schulmedizin für den Mann das Testosteron und für die Frau Östrogen und vielleicht noch ein paar Schilddrüsenhormone und Antidepressiva vor. Aber so einfach ist das eben nicht.“ Ein typisches Beispiel: „Ein Patient fühlte sich depressiv und müde und hatte manchmal Herzrasen. Trotz intensiver Diagnostik fand sich dafür keine medizinische Erklärung.“ Also ging er zum Psychiater und bekam sogenannte Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, ein Antidepressivum. Nur: „Besser ging es ihm damit nicht.“
Inspiriert durch die Arbeiten des führenden deutschen Experten für Stressmedizin, Prof. Alfred Wolf, fand er den richtigen Untersuchungsansatz und damit die Lösung für seinen Patienten: Die umfassende Hormon-Analyse. „Serotoninmangel löst Depressionen und Erschöpfung aus. Sehr ähnliche Symptome verursacht aber auch der Mangel an Noradrenalin oder Dopamin. Ein Antidepressivum nutzt da gar nichts.“
Diese Analyse – gewonnen aus einer Blutprobe – offenbart die Konzentration und das Verhältnis der Stresshormone zu den Regenerationshormonen (siehe Kasten). „Das funktioniert wie bei einer Schweizer Uhr. Es genügt nicht, nur am Rädchen Testosteron zu drehen. Alle Rädchen müssen sich im richtigen Verhältnis zueinander bewegen. Dieses Gleichgewicht wiederherzustellen ist die Kunst der 4-Säulen-Therapie:
1. Die Suche
„Es wäre einfach, wenn man Patienten in einfarbige Schubladen mit der Aufschrift Herz, Magen oder Psyche stecken könnte. Aber Menschen sind nun mal kunterbunt“, so Dr. Dinic.
Viele Patienten klagen über eine Vielzahl körperlicher und auch psychischer Symptome von Herzrasen und Magendrücken bis hin zur Depression. „Wenn man sich dann bei der Diagnostik auch den Hormonspiegel anschaut, findet man oft die Erklärung.“
2. Die Behandlung
Dr. Dinic ist kein Freund künstlicher Hormone. „Ich behandle lieber mit natur- und bioidentischen Hormonen bzw. den Vorstufen, damit der Körper das fehlende Hormon selbst produzieren kann.“ Bei Serotoninmangel ist es zum Beispiel eine bestimmte Aminosäure. Aus dieser Vorstufe baut sich der Körper sofort eigenes Serotonin.“ Dabei muss man geschlechtsspezifische Unterschiede beachten. Das männliche Gehirn benötigt für die Serotoninbildung Testosteron, das weibliche Gehirn Östrogen.“ Die gesamte Behandlung wird akribisch dokumentiert.
3. Die richtige Dosis
Die richtige Dosis ergibt sich aus der Konstellation der einzelnen Hormone und ihrem Verhältnis zueinander. Bioidentische Hormone z.B. aus der Yamswurzel unterscheiden sich in nichts von menschlichen Hormonen. „Damit entfallen bereits Risiken wie Thrombosen oder Karzinome, die bei der chemischen Hormonbehandlung auftreten können.“ Auch Alter, Geschlecht und Vorerkrankungen spielen eine große Rolle. „Man muss sich meist mit der niedrigsten Dosis herantasten.“ Nach drei Monaten bestimmt Dr. Dinic den Hormonstatus erneut. Am Viktualienmarkt hat er eine Apotheke gefunden, die ihm individuelle Mischungen in Milligramm-Bruchteilen herstellt.
4. Sport & Achtsamkeit
Ab Behandlungsbeginn ist aktive Mitarbeit gefragt: „Meine Patienten geben mir regelmäßig Rückmeldung, was sich verändert hat.“ Zum Erfolg gehören auch gemäßigter Sport und ein Überdenken der Lebensführung. Es geht um Regeneration, Ernährung, Achtsamkeit und einen strukturierten Tagesablauf. „Eine Mittagspause zum Beispiel ist zwingend notwendig und sehr wichtig für die Stabilisierung des Hormonhaushalts und das vegetative Nervensystem. Andernfalls wäre der Behandlungserfolg schnell zerstört.“