Sichere Feiertage

von Redaktion

Wie Sie sich selbst helfen können und wann Sie unbedingt in die Klinik müssen

VON ANDREAS BEEZ

Trotz aller Vorfreude: Im dritten und bislang härtesten Corona-Winter wird Weihnachten heuer wieder zu einer Herausforderung: Einerseits gilt es, Ansteckungen im Familienkreis zu vermeiden. Andererseits sollte man sich die Feiertage nicht durch überbordenden Stress vermiesen lassen. Und ganz wichtig: Es gibt neben Corona auch andere Erkrankungen, die entschlossenes Handeln erfordern. Im heutigen Gesundheitsreport erklären erfahrene Ärzte, wie Sie sich an den Feiertagen selbst helfen können und wann Sie unbedingt in die Klinik müssen.

So handeln Sie im Notfall richtig

Corona kostet weiterhin viele Herzpatienten das Leben – selbst dann, wenn sie gar nicht mit dem Virus infiziert sind. Denn aus Angst vor einer Ansteckung im Krankenhaus verzichten noch immer viele Menschen darauf, den Sanka unter der Telefonnummer 112 zu rufen. Andere wollen den Ärzten und Pflegekräften in Covid-Zeiten nicht zur Last fallen. „Beide Gedanken sollte man schleunigst verwerfen. Im Zweifel gilt: lieber einmal zu viel den Notruf wählen als zu wenig“, rät Prof. Viktoria Bogner-Flatz, erfahrene Notärztin und neue Chefärztin in der Zentralen Notaufnahme der Kreisklinik Ebersberg. Der Hintergrund: Noch immer wird bei lebensbedrohlichen Notfällen wie Herzinfarkten und Schlaganfällen der Faktor Zeit unterschätzt. Dabei können Minuten den Ausschlag geben, ob der Patient überlebt bzw. wieder ganz gesund wird oder eine dauerhafte Behinderung davo´nträgt. So wappnen Sie sich gegen tückische Notfälle:

. Denken Sie auch an tückische Alarmzeichen. Nicht immer lassen sich Symptome auf Anhieb einer Erkrankung zuordnen. Beispiel Herzinfarkt: Bei Brustenge, Atemnot oder minutenlangen Schmerzen hinter dem Brustbein greifen die Betroffenen noch eher zum Hörer. „Allerdings kann sich ein Herzinfarkt auch mal durch unklare Oberbauchschmerzen ankündigen – gerade bei Frauen“, weiß Bogner-Flatz. An Weihnachten schieben manche Patienten die Beschwerden aber eher aufs üppige Essen. Ähnlich tückisch kann sich ein Schlaganfall äußern. Während Seh-, Sprech- und Bewegungsstörungen oder heftige Kopfschmerzen die Alarmglocken schrillen lassen, werden Schluckbeschwerden, Harninkontinenz oder Übelkeit selten gleich mit einem GAU im Gehirn in Verbindung gebracht. „Doch solche unspezifischen Schlaganfall-Symptome sind speziell bei Frauen gar nicht so selten“, berichtet Bogner-Flatz.

. Unterschätzen Sie die Gefahr durch schleichende Infekte nicht. Gerade bei älteren und pflegebedürftigen Menschen sei es ratsam, im Zweifel genauer hinzuschauen, so die Notärztin.„Sie bekommen mitunter nicht so schnell hohes Fieber wie jüngere Menschen, obwohl sie bereits eine schwere Infektion haben, etwa einen Harnwegsinfekt oder eine Lungenentzündung.“ Ein Anhaltspunkt können Wesensveränderungen sein: „Achten Sie darauf, ob Ihr Angehöriger ungewöhnlich still ist und wesentlich mehr schläft als sonst.“ Entzündungen sind nicht zu unterschätzen, eine Blutvergiftung – Mediziner sprechen von einer Sepsis – ist in Deutschland die dritthäufigste Todesursache. Sie fordert mehr Opfer als Brust- oder Darmkrebs.

. Wenn Sie Blutverdünner nehmen, gehen Sie auch nach vermeintlich harmlosen Stürzen auf den Kopf in die Klinik. Millionen Menschen schlucken aspirinhaltige Medikamente wie ASS sowie sogenannte Gerinnungshemmer wie Marcumar, Eliquis oder Xarelto. Sie sind wichtig, um das Schlaganfall-Risiko beispielsweise durch die Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern zu senken oder eine Gefäßstütze im Herzen (Stent) offen zu halten. Doch bei Stürzen können die Mittel auch zur Gefahr werden – vor allem, wenn man auf den Kopf fällt. „Selbst wenn man zunächst keine Schmerzen verspürt, kann sich eine Hirnblutung entwickeln“, warnt Bogner-Flatz. Vereinfacht erklärt: Eine größere Beule am Kopf sollten Patienten mit Blutverdünnern lieber rasch in der Klinik anschauen lassen. Dort können die Ärzte eine Computertomografie (CT) machen. Anhand der Bilder können Radiologen verletzte Blutgefäße in der Regel sofort erkennen.

. Nach Ausrutschern auf Eis und Schnee kühlen und auf Gefühlsstörungen achten: Bei Sturzverletzungen ist es wichtig, Schwellungen schnell zu kühlen. Dadurch kann man oft das Ausmaß der Einblutung verhindern und damit die Grundlage für eine schnellere Heilung schaffen. „Vorsicht ist bei Bewegungseinschränkungen und vor allem bei Gefühlsstörungen geboten“, weiß die Unfallchirurgin. „Denn das könnte auf einen verletzten Nerv hindeuten.“

. Bei bestimmten Bandverletzungen sollten Sie vorschnelle Operationen vermeiden: Wer sich etwa beim Skifahren das Kreuzband im Knie gerissen hat, muss sich in der Regel nicht sofort operieren lassen – im Gegenteil: Knie-Profis operieren nur ungern in ein gereiztes Gelenk hinein. Allerdings sollten zuvor mit einer gründlichen Diagnostik knöcherne Verletzungen ausgeschlossen werden.

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