Der heilige Franziskus aus Assisi wurde wohl 1182 in Assisi als Sohn eines Tuchhändlers geboren. Er hieß eigentlich Giovanni, aber weil der Vater zum Zeitpunkt der Geburt des Sohnes auf Reisen in Frankreich gewesen war, nannte er den Sohn Francesco („kleiner Franzose“). Der Bub bekam eine gute Schulbildung, trat mit 14 in das Unternehmen des Vaters ein – damals war man mit 14 schon volljährig. Er war ein recht feierwütiger Bursche, hatte viele Freunde. Weniger lustig wurde es erst, als er 1202 in einen Krieg gegen die Nachbarstadt Perugia zog, eingekerkert wurde und 1204 völlig verändert freikam. Um 1205 schloss er sich papsttreuen Rittern gegen Apulien an, kehrte aber um, weil er eine Eingebung hatte, sein Leben ändern zu müssen. Dass er dann Kleidung mit einem Bettler tauschte, Waren des Vaters als Almosen verschenkte, erzürnte den Vater. Franziskus baute sogar Kirchen mit Mitteln aus dem Geschäft wieder auf. 1207 kam es deswegen zu einem Gerichtsstreit, Franziskus verzichtete auf alles, wurde Bettelmönch, gründete seinen Orden und wollte vor allem das Leben Jesu Christi nachempfinden.
In der Vorweihnachtszeit 1223 hatte er die Idee, quasi ein neues Bethlehem auferstehen zu lassen. Und in den Bergen Umbriens entdeckte er den Ort Greccio und eine Felswand mit einer Höhle, wo er den Stall von Bethlehem nachbauen wollte. Ein Dorfbewohner namens Johannes sah ihn, lud ihn ein und Franziskus erklärte sein Vorhaben, dass Leute aus dem Dorf Maria, Joseph, die Hirten, die Könige, aber auch die musizierenden Engel darstellen sollten. Und er wollte auch Ochs und Esel haben, um die Ärmlichkeit zu verdeutlichen. Der Legende nach half das ganze Dorf mit, und jeder Bauer wollte natürlich, dass sein Ochs oder sein Esel mitmachen durfte.
Der pfiffige Johannes schlug vor, dass man das Tier nehmen müsste, das die größte Stimme habe, denn bei einem Freudenfest müssten ja auch die Tiere mit einstimmen. Es gab quasi ein Casting, es sollen 80 Ochsen und mehr als 100 Esel mitgemacht haben, bis man zwei lautstarke Sieger ermittelt hatte. Man beschloss den Altar in der Höhle stehen zu lassen, es gibt bis heute eine Mitternachtsmette dort….
Ob das alles so stimmt, ist eigentlich egal, denn die Geschichte ist in jedem Fall großartig. Und Franziskus gilt seitdem als Erfinder der weihnachtlichen Krippenlandschaft. Damals noch mit lebenden Tieren und Menschen. Das Ganze verselbstständigte sich. Die Krippe mit ihren dreidimensionalen Figuren entwickelte sich im 15. Jh., zuerst nur in Kirchen und Klöstern aufgestellt, ab dem 16. Jh. waren es auch Fürstenhöfe, die mit besonders edlen Krippen glänzen wollten. Wo auch immer eine Krippe stand: Ochs und Esel waren dabei. Obwohl davon nichts direkt in der Bibel steht.
Die Evangelisten Matthäus und Lukas erzählen zwar schon von der Geburt Christi in Betlehem, aber nichts von Tieren im Stall, nur von einem Futtertrog. Wahrscheinlich geht es um eine Stelle im Alten Testament, die beide Tiere in die Krippe „hoben“: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn“, steht beim Propheten Jesaja (Jes 1,3). Der Ochse als koscheres Tier galt dabei als Sinnbild für Israel, der Esel war ein Symbol für die Heiden. Beide – also Juden und Heiden – sollten Christus als ihren Erlöser sehen. Pragmatiker weisen darauf hin, dass der Esel als Reittier der schwangeren Maria natürlich mit im Stall war! Und der Esel spielte im Leben Jesu immer eine Rolle. Christus reitet am Palmsonntag auf einem Esel in Jerusalem ein. Und noch mehr Symbolik: Der Esel trägt schwere Lasten und Jesu die Sünden der Welt.
Aber in der Krippe treten noch andere Tiere auf: Schafe und Lämmer, auch hier gibt es eigentlich keinen Beleg in der Bibel. Was da steht: Der Engel des Herrn hatte den Hirten während ihrer Nachtwache die Geburt des Messias verkündet. So das Lukasevangelium. Die Hirten gehorchten dem Ruf und fanden schließlich das Kind im Stall (Lk 2,8-20). Es steht nirgends, dass ihre Tiere mit ihnen zur Krippe kamen, aber man geht davon aus, dass sie gute Hirten waren und sie natürlich mitgebracht hatten! Und das Lamm ist immer schon Symbol für Frömmigkeit. Jesus spricht auch über Schafe, so im Gleichnis vom verlorenen Schaf (Mt 18,12-13 und Lk 15,4-7). Er ist der „gute Hirte“. Er gibt „sein Leben hin für die Schafe“ (Joh 10,11).