Rückenschmerzen: Therapie mit Placeboeffekt

von Redaktion

Hamburg – Positive Behandlungserwartungen entstehen bei Rückenschmerzpatienten offenbar bereits dann, wenn sie beobachten, wie ein anderer Patient von einer Therapie profitiert. Dann stellt sich auch bei ihnen Besserung ein. Forscher der Universität Hamburg Eppendorf haben jetzt diesen Placeboeffekt durch Beobachtungslernen nachgewiesen.

Vier Wissenschafterinnen der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Bereich Schmerzmedizin und Schmerzpsychologie, am UKE Hamburg starteten 2019 ein Experiment: Rückenschmerzpatienten, die seit Monaten ein schmerzreduzierendes Medikament ohne durchschlagenden Erfolg einnahmen, wurden in die Ambulanz-Sprechstunde eingeladen, um an einer Studie teilzunehmen. Dort stießen sie vermeintlich zufällig auf einen Rückenschmerz-Patienten, der die Studie und ihre Behandlungserfolge in den höchsten Tönen lobte. „Soziales Beobachtungslernen“, nennt Dr. Regine Klinger, die Studienleiterin, dieses Phänomen. „Ganz offensichtlich bildet sich beim Patienten eine eigene positive Erwartungshaltung bezüglich seiner Therapie, denn in der Tat ging es den Patienten 14 Tage nach dieser gut inszenierten Beobachtung eines vermeintlich Genesenen deutlich besser als einer Kontrollgruppe.“ Bei den Patienten der Kontrollgruppe erschien auch ein Testpatient, der aber nur neutral berichtete, dass er auch an der Studie teilnehme. Keine Übungen, keine Demonstration der guten neuen Beweglichkeit. In beiden Gruppen empfanden die Patienten nach dem Experiment ihre Schmerzen weniger stark. Aber nur in der Gruppe, die die neue Beweglichkeit anschaulich beobachten konnte, stellten sich auch Verbesserungen bei Alltagsbewegungen ein. „Die Funktionskapazität der Beweglichkeit nahm signifikant zu.“ Für sie ist dies ein sehr wichtiges Ergebnis – ein therapeutischer Effekt ist also allein durch die Beobachtung zu erzielen.

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