Die Bauchschlagader – auch Bauchaorta genannt – neigt mit fortschreitendem Alter dazu, an manchen Stellen auszuleiern. Betroffen sind vor allem Männer jenseits der 60 Jahre. Erreicht die Ausbuchtung eine Größe von drei Zentimetern und mehr, sprechen die Mediziner von einem Aneurysma. Das Problem: Ohne Vorwarnung kann ein Bauchaortenaneurysma plötzlich reißen. „Die Folge ist eine starke innere Blutung, die innerhalb kürzester Zeit zum Tod führen kann“, sagt der Direktor der Abteilung für Gefäßchirurgie am LMU Klinikum München Professor Dr. Nikolaos Tsilimparis.
Die Früherkennung
Die Bauchaortenaneurysma-Früherkennung zielt darauf ab, eine mögliche Ausbuchtung der Bauchschlagader rechtzeitig zu entdecken, bevor sie gefährlich wird. Die Untersuchung erfolgt mittels Ultraschall – also strahlenfrei. „Sie dauert nur wenige Minuten und ist vollkommen schmerzlos“, sagt der Gefäßspezialist des LMU Klinikums.
Kostenloses Screening
Männer ab 65 Jahren, also die Hauptrisikogruppe, können ein kostenfreies Screening in Anspruch nehmen. Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG e.V.) setzt sich bereits seit Jahren aktiv für die Einführung des Bauchaortenaneurysma-Screenings ein. Daes erst seit Anfang 2018 angeboten wird, stehen verlässliche Zahlen noch aus. Aber es gibt Schätzungen für 1000 Männer, die innerhalb von 13 Jahren die Früherkennungs-Untersuchung in Anspruch nehmen. Demnach werden drei von ihnen vor einem Riss der Bauchaorta bewahrt. Ohne Früherkennung sind es sieben, bei denen das Aneurysma reißt. Allerdings: Erst in Kombination mit einer OP kann die Untersuchung Leben retten. Den ausgesackten Gefäßabschnitt mittels eine Kunststoff- oder Stent-Prothese chirurgisch zu ersetzen, empfehlen die europäischen Leitlinien spätestens ab einer Größe von 5,5 Zentimetern. Kleinere Erweiterungen werden regelmäßig kontrolliert; hierzu hat die DGG e.V. den Screening-Pass entwickelt, in den alle Befunde eingetragen werden können.
Die Treffsicherheit
Mit der Ultraschall-Untersuchung lassen sich krankhafte Veränderungen der Bauchaorta auf den Millimeter genau erkennen und damit auch Risiken für einen lebensgefährlichen Riss gut einschätzen. Damit liegt die Treffsicherheit bei 95 Prozent. Bei der Früherkennungsuntersuchung werden sämtliche Veränderungen der Bauchaorta entdeckt, also auch kleine Ausbuchtungen, die nie gesundheitliche Probleme bereitet hätten. Dieses Wissen kann Ängste auslösen und für den Betroffenen sehr belastend sein. Und: Legt das Untersuchungsergebnis eine OP nahe, kommen die Risiken eines chirurgischen Eingriffs hinzu. „Richtig ist jedoch auch: Bei den Männern ist ein Bauchaortenaneurysma die zehnthäufigste Todesursache – eine Ursache, die vermieden werden kann, wenn die Gefahr rechtzeitig entdeckt und beseitigt wird“, gibt Professor Dr. Tsilimparis zu bedenken.
Die Kosten
Das Screening ist eine einmalige Kassenleistung für gesetzlich krankenversicherte Männer ab 65 Jahren. Erst bei einem auffälligen Befund, der weitere Kontrolluntersuchungen oder eine Operation nötig macht, werden auch diese Kosten von den Krankenkassen übernommen.