Das Glaukom – auch grüner Star genannt – ist eine Augenkrankheit, bei der sich das Sehvermögen zunehmend verschlechtert, weil die Nervenfasern des Sehnervs allmählich absterben. Hauptrisikofaktor ist ein zu hoher Augeninnendruck, der z. B. entsteht, wenn die Abflusswege des Auges verlegt sind. „Ein Glaukom wird oft erst bemerkt, wenn die Schäden am Sehnerv schon weit fortgeschritten sind und bereits eine ausgeprägte Einschränkung des Gesichtsfelds besteht“, erklärt Prof. Siegfried Priglinger, Direktor der Augenklinik des LMU Klinikums.
Krankheitszeichen gibt es lange Zeit keine. Ohne Therapie kann das betroffene Auge am Ende erblinden: „Tatsächlich ist das Glaukom in Deutschland die zweithäufigste Ursache für einen schweren Sehverlust“, so der Augenspezialist.
Die Vorsorge
Zur Früherkennung wird in der Augenarztpraxis eine Messung des Augeninnendrucks angeboten. „Diese Untersuchung allein reicht allerdings nicht aus, um ein Glaukom oder ein erhöhtes Risiko dafür festzustellen. Denn manche Menschen entwickeln einen grünen Star, obwohl ihr Augeninnendruck im Normbereich liegt.
Umgekehrt kommt es vor, dass Personen zwar einen erhöhten Augeninnendruck haben, jedoch kein Glaukom entwickeln“, weiß Prof. Dr. Priglinger. Deshalb: Wenn schon Früherkennung, dann sollten neben einer Messung des Augeninnendrucks mindestens auch der Sehnerv und die Netzhaut eingehend untersucht werden. Der Berufsverband der Augenärzte (BVA) und die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) empfehlen Menschen ab 40 Jahren eine Glaukom-Früherkennung alle zwei Jahre und ab 60 Jahren jährlich. Ist ein Glaukom in der Familie bekannt, raten sie dazu, mit der Vorsorge schon ab 35 Jahren zu beginnen. Gleiches gilt, wenn jemand stark kurzsichtig ist oder Diabetes hat.
Die Untersuchungen
Die Untersuchungen sind völlig schmerzfrei und dauern jeweils nur wenige Minuten. Für die Messung des Augeninnendrucks werden die Augen mit einem Tropfen Lokalanästhetikum betäubt. Anschließend misst der Arzt mit einem kleinen Messkolben den Augeninnendruck. Die Begutachtung von Sehnerv(kopf) und Gefäßen der Netzhaut erfolgt mithilfe eines Spaltlampenmikroskops (Ophthalmoskopie). Ergänzend kommt heute die sogenannte optische Kohärenztomografie (OCT) zum Einsatz, ein bildgebendes Verfahren, mit dem auch die tieferen Netzhautschichten begutachtet werden können.
Die Fachwelt ist sich nicht einig, ob die Untersuchungen Menschen tatsächlich vor einer Sehverschlechterung oder Erblindung bewahren können. Richtig ist jedoch auch: „Das Glaukom lässt sich stoppen oder zumindest bremsen, wenn rechtzeitig eine Behandlung eingeleitet wird. Dafür muss die Erkrankung jedoch in einem möglichst frühen Stadium erkannt werden. Das gelingt nur mit einer eingehenden Früherkennungsuntersuchung“, betont der Augenspezialist des LMU Klinikums. Im Rahmen einer eingehenden Untersuchung mit den genannten Hilfsmitteln wird ein bestehendes Glaukom in nahezu allen Fällen erkannt. Mit den Untersuchungen selbst sind keinerlei Risiken verbunden.
Risiko falsche Diagnose
Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass es auch zu einer falsch-positiven Diagnose kommen kann – und dann wird der Untersuchte zum Patienten, obwohl er keine Augenkrankheit hat. Das wiederum bedeutet nicht nur unnötige Sorgen und Ängste, sondern unter Umständen auch weitere Untersuchungen. Aber es kann auch passieren, dass ein Glaukom unentdeckt bleibt – und man sich in falscher Sicherheit wiegt. Dennoch bewerten die meisten Augenspezialisten den Nutzen einer Früherkennungsuntersuchung höher als die Risiken: „Wie gesagt“, erklärt Prof. Dr. Priglinger, „beim Glaukom kommt es auf das richtige Timing an, um noch erfolgreich gegensteuern zu können. Und das heißt: So früh wie möglich!“
Die Kosten
Da die gesetzlichen Krankenkassen den Nutzen dieser Früherkennung als nicht ausreichend nachgewiesen anerkennen, übernehmen sie die Kosten in der Regel nur, wenn der Verdacht auf ein Glaukom besteht oder Risikofaktoren vorliegen. Auch privat Versicherte sollten vorsichtshalber bei ihrer Versicherung nachfragen, ob die Kosten für die Früherkennungsuntersuchung übernommen werden.