Die Asiaten kommen! Man nennt es „Asian-Style“, wenn dem Hund der Kopf rund geschnitten wird, die Augen betont werden. Der Körper des Hundes ist kurz geschnitten, damit der Hund da nicht filzt, wo das Brustgeschirr aufliegt. Oder der Mantel: Asiatische Stylehunde tragen meist auch weitere Accessoires. Die Beine bleiben fellig, auch mal in Glockenform…
„Man sieht das zum Beispiel beim Pomeranian Spitz: Die Öhrchen sollen minimal rausspitzen aus dem runden Kopf“, sagt Cornelia Walter, die einen Hundesalon in Peißenberg führt. „Es geht immer ums Kindchenschema.“ Oder anders gesagt: Der erwachsene Hund soll aussehen wie ein Welpe. Das Kindchenschema löst bei Menschen und bei vielen Tierarten einen Schlüsselreiz aus, damit gewährleistet ist, dass sich die Eltern um ihre Jungen kümmern. Biologisch ist das natürlich wichtig.
„Ach, wie süß“, ist dann die Reaktion auf einen rundlichen Kopf, einen properen Körper, riesige Kulleraugen und ein kurzes Näschen. Weitere Zutat: der Puschelpelz! „Man muss sich aber dessen bewusst sein, dass nicht jedes Hundehaar das hergibt. So mancher Malteser hat einfach zu seidiges Haar“, erklärt Walter. „Die kurzen Körperhaare, die dicklichen Beine, das ist sehr schwer zu pflegen und echt unpraktisch!“
Bei Schur denken viele primär an den Pudel. Cornelia Walter: „Der Pudel wurde früher zur Wassergeflügeljagd eingesetzt. Was später Mode wurde, war zu den Wasserhundezeiten nur sinnvoll: Um die Lunge und das Herz vor dem kalten Wasser zu schützen, blieb das Fell über Stirn, Brust, Schulter und an den Fesseln stehen. Damit er besser schwimmen konnte, wurden die Bereiche um die Hinterschenkel, der Bauch und die Lenden geschoren.“ Auch die verschieden farbigen Schleifen hätten einen Sinn gehabt: So konnten die Jäger ihre Hunde unterscheiden.
Was man lästerlich als Nacktarsch mit Bommel bezeichnet, war also nur sinnvoll und ist heute der sogenannte Kontinentalschnitt, der auf Ausstellungen gefordert ist, auch weil der Richter so das Exterieur des Hundes gut sehen kann. Längst sind die Kunden von Hundesalons Fachleute geworden und verlangen mal den T-Clip, den Puppy-Clip oder die Modeschur. „Die sieht aus wie der T-Clip, aber an den Ohren bleiben mehr Haare stehen.“
Es ist eine Wissenschaft und insofern beachtlich, als es Leute gibt, die mit ein paar Wochenendkursen einen Salon eröffnen. „Früher gingen nur Pudel zum Friseur, nun gehen fast alle. Die wenigsten wegen Modegags, die meisten deshalb, weil ihre Halter beruflich eingespannt und mit der Pflege überfordert sind“, so Walter. Das liegt auch daran, dass die Züchtung neue Rassen hervorgebracht hat – wie all die -doodle und -poos –, die oftmals eine sehr komplizierte Haarstruktur mit sich bringen, grob gesagt: Pudelhaar mit Unterwolle. Zudem haben Hunde zuchtbedingt oft mehr Fell als vor 30 Jahren.
Viel Haar könnte zum Teddybär-Look werden, der sich für Hunde mit lockigem Fellhaar eignet, aber eben auch ständiges Nachschneiden erfordert. Das Fell muss aufgebürstet, geföhnt und frisiert werden. Und der sogenannte Kreativ-Stil beinhaltet außergewöhnliche Frisuren oder Strähnchen mit Bändern. Oder gar Felltattoos. „Das ist ein Trend in Großstädten, wo Muster mit angeblich unschädlicher Farbe aufgebracht werden“, erläutert die Peißenbergerin. Und erzählt lächelnd: „Es gibt Salons, da bekommt der Hund nach dem Baden eine Schlammpackung, die wird abgewaschen, dann kommen die Tattoos, weil das Fell die Farbe dann besser aufnimmt. Nun ja, ich kenne Hunde, die schaffen das mit der Schlammpackung selber. Und bekommen dann einen Rüffel und kein Tattoo.“
Walter sieht das gelassen: „Auch hier am Land habe ich einen Hund aus einem Kinderhaushalt, wo die Mädels dem Hund auch mal die Krallen lackieren.“ Dem Hund sei das egal. Wenn Hunde ausschauen wie Barbie, zeige das wohl, „dass Frauchen aus dem Barbiealter nicht so richtig rauskam“, vermutet Walter.