München – Die einen schaffen es mit 40 schon kaum mehr zu Fuß in den zweiten Stock, die anderen rennen auch mit 70 noch vielen Jüngeren davon. Alter ist relativ – das bestätigen Mediziner. „Das kalendarische und das biologische Alter können stark abweichen“, weiß der renommierte Sportkardiologe und Präventionsmediziner Prof. Martin Halle von der TU München. Wie aber lässt sich das biologische Alter bestimmen? Halle hat dazu einen Test entwickelt – und ein ganzes Buch darüber geschrieben, wie man länger jung bleibt. Dass Menschen von außen altern, sieht jeder: Die Haare werden grau, fallen aus, die Haut wird faltig. Daran lässt sich das kalendarische Alter in etwa einschätzen. „Über das biologische Alter sagt das allein aber nicht viel aus. Um das zu bestimmen, muss man das äußere Alter mit dem inneren verbinden – also einbeziehen, wie weit der Alterungsprozess der Organe und Gefäße vorangeschritten ist“, erklärt Halle. Dabei haben die Blutgefäße eine Schlüsselrolle inne. Das Gefäßsystem verzweigt sich in alle Organe, versorgt diese übers Blut mit Sauerstoff und Nährstoffen. Wenn dieses sensible Versorgungssystem altert, droht Arteriosklerose. „Bei dieser Erkrankung, die den ganzen Körper betreffen kann, werden die Gefäße zunehmend steifer. Es lagert sich Kalk ab, Entzündungsprozesse kommen in Gang. Das kann zu Engstellen und Gefäßverschlüssen führen“, erläutert Halle. Die Folgen können dramatisch sein: Schlaganfall, Herzinfarkt, Durchblutungsstörungen in den Beinen bis hin zur Amputation, Erblindung. Auch Organe wie Nieren und Leber können versagen. „Deshalb spricht man beim biologischen Alter auch vom Gefäßalter“, so der Präventionsmediziner.
Befeuert wird der Alterungsprozess von Risikofaktoren – etwa falsche, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht sowie Erkrankungen wie ein zu hoher Cholesterinspiegel, Bluthochdruck und Diabetes. „Es fallen aber nicht alle Faktoren gleichermaßen ins Gewicht: Starkes Rauchen und ein hoher Cholesterinwert beeinflussen das Risiko wesentlich stärker als Übergewicht“, weiß Halle. Umgekehrt gilt: Man kann etwas für sein biologisches Alter tun. „Es ist im Gegensatz zum kalendarischen Alter nicht starr, sondern variabel“, betont der Münchner Mediziner. „Wenn man viel sportelt, sich gesund ernährt und nicht raucht, wird man zwar nicht automatisch vom einen auf den anderen Tag jünger, man altert allerdings weniger schnell. Ein Beispiel: Eine Umstellung auf einen dauerhaft gesunden Lebensstil ohne Rauchen, einem BMI unter 30, wenig Alkohol, mindestens 30 Minuten Bewegung am Tag und eine vegetarisch-mediterrane Ernährung können das Leben verlängern: eines 50-jährigen Mannes um zwölf Jahre, einer 50-jährigen Frau sogar um 14 Jahre.“