So retten Sie Ihren Rücken

von Redaktion

Haltungsschäden nehmen zu – Orthopäden erklären das Anti-Schmerz-Programm für zu Hause

München – Die Corona-Zeit schadete dem Rücken: Kinder und Erwachsene verbrachten weit mehr Zeit als zuvor vor dem Bildschirm, und auch Senioren verschoben aus Angst vor Ansteckung sogar Spaziergänge. „Aus orthopädischer Sicht eine Katastrophe“, sagt Dr. Martin Marianowicz. Der 66-jährige Orthopäde aus München rät deshalb den Menschen jeder Altersklasse jetzt dringend zu mehr Bewegung!

„Ende des 19. Jahrhunderts liefen die Menschen pro Tag im Durchschnitt zwölf Kilometer, heute sind es gerade einmal 500 Meter“, sagt Dr. Marianowicz. Dramatisch, denn „Sport ist das lebensverlängerndste Medikament, das auf dem Markt ist: Eine Stunde Sport pro Tag verlängert das Leben um zehn Jahre“, sagt der Orthopäde.

Immer mehr Schäden bei jungen Menschen

Auch Jugendliche leiden neuerdings immer häufiger unter Rückenschmerzen, stellt seine Kollegin Dr. Nicole Wittmann fest. „Im Lockdown saßen die sechs- bis elfjährigen Kinder im Durchschnitt 4,6 Stunden pro Tag vor elektronischen Medien, hinzu kam das Homeschooling – das ist viel zu lange“, sagt die 44-jährige Fachärztin für Kinderorthopädie, Orthopädie und Unfallchirurgie am Marianowicz Medizin–Zentrum. Selbst die Allerkleinsten, die ja einen besonders starken Bewegungsdrang haben, bewegten sich im Lockdown viel zu wenig: Waren Kinder mit vier bis fünf Jahren vor Corona noch 189 Minuten täglich in Bewegung, waren es im und nach dem Lockdown nur noch 63 Minuten pro Tag. Viel zu wenig.

Kommen Sie in Bewegung! Wir zeigen Ihnen auf dieser Seite im unteren Text Übungen für alle Generationen, die den Rücken lockern und stärken. Hier im Anschluss lesen Sie die besten Sofortmaßnahmen gegen Schmerzen.

Stufenlagerung gegen akute Schmerzen

Die Stufenlagerung kann bei schmerzhaften Muskelverspannungen im Bereich der Lendenwirbelsäule entlastend wirken. Legen Sie sich auf den Rücken und legen Sie die Beine auf einem Stuhl ab oder auf einem oder mehreren Kissen. Sie können die Oberschenkel so hoch legen, dass sie mit den Unterschenkeln einen rechten Winkel bilden.

Hüft-Dehnung mit angewinkeltem Knie

Verspannungen und Blockaden rund um das Iliosakralgelenk im unteren Rücken können so heftig sein, dass man sich fast nicht mehr rühren kann. Meist ist eine Seite besonders betroffen. Dr. Nicole Wittmann empfiehlt, dieses Knie zu sich heranzuziehen und das andere Bein auszustrecken. Wenn möglich, kann man das Bein sogar nach unten stellen.

Linderung durch Wärme

Wärme hilft – besser als eine Wärmflasche, mit der man sich auch verbrühen kann, sind allerdings Kirschkern- oder Hirsekissen, die man in Ofen oder der Mikrowelle erwärmen kann. Wärmepflaster kann Dr. Wittmann dagegen nicht unbedingt empfehlen, denn der enthaltene Wirkstoff Capsaicin kann auch eine Schwellung und Rötung hervorrufen. Auch ein einfacher Nierenwärmer kann schon helfen – Motorradfahrer können auch einfach ihren Nierengurt anziehen, um so den schmerzenden Rücken zu wärmen.

Medikamente und Schmerzmittel

Achtung, hier sollten Patienten nicht selbst herumdoktern sondern erst ihren Arzt konsultieren, um ja gefährliche Neben- oder Wechselwirkungen auszuschließen. Auch Allergien und Vorerkrankungen sind Gefahrenquellen. Voltaren oder Ibuprofen können wegen antirheumatischer und abschwellender Wirkung helfen, aber Patienten mit schlechter Nierenfunktion müssen aufpassen. Paracetamol dagegen kann bei einem – auch bislang unerkannten – Leberschaden hochgefährlich sein. Zwar kann es sein, dass herkömmliche Schmerzmedikamente (NSAR: nichtsteroidale Antirheumatika) mit den Wirkstoffen Paracetamol oder Ibuprofen die Schmerzen im Kreuz lindern. Aber es besteht eben immer die Gefahr von potenziellen Nebenwirkungen oder Unverträglichkeiten – sowie die der Überdosierung, die ebenfalls schwere Schäden zur Folge haben kann. In bestimmten Fällen kann der Arzt auch andere Schmerzmittel wie beispielsweise Novalgin (Metamizol) verschreiben. Häufig empfehlen Ärzte die Kombination mit muskelentspannenden Präparaten – auch vor deren Einnahme sollte man zwingend mit einem Arzt gesprochen haben.

Salben dagegen bringen nichts, sagt Dr. Nicole Wittmann: „Sie haben eine Eindringungstiefe von 0,5 Zentimetern und landen damit im Zweifel nur in der Fettschicht.“

Bewährte Hausmittel, die helfen

Für eine Kartoffelauflage kochen Sie Kartoffeln, wickeln sie in ein Handtuch, legen sich dieses auf den Rücken. Auch Infrarot-Licht kann helfen, Schmerzen abzumildern. Wichtig ist es zudem, in Bewegung zu bleiben – dadurch lösen sich Verspannungen. Dr. Wittmann empfiehlt einen Spaziergang an der frischen Luft – das Schlechteste ist, sich im Bett zu verkriechen und zu hoffen, dass der Schmerz vorbeigeht. Stattdessen sollte man versuchen, die schmerzenden Stellen zu dehnen: „Denken Sie an die Katzen, die machen regelmäßig einen Buckel und strecken sich lang und lockern so ihre Wirbelsäule“, sagt die Orthopädin.

Achten Sie darauf, dass Sie beim Stehen kein Hohlkreuz machen und so die Bandscheiben überlasten. Wenn Sie starke Schmerzen verspüren, versuchen Sie, sich durch sanfte Bewegungen zu lockern. SUSANNE SASSE

Artikel 4 von 4