Das Erste, was Max von Milland an diesem Morgen macht – er bindet sich einen blauen Schurz um. Den blauen Schurz, ohne den in Südtirol wohl kein Mann arbeitet. Egal, ob er die Weinreben schneidet, die Reifen wechselt oder – wie im Fall von Max von Milland – Vinschgerl bäckt. Der blaue Schurz ist ein Markenzeichen der autonomen Region südlich des Brenners, viele Touristen kaufen ihn als Souvenir für zu Hause.
Der Schurz von Max von Millan zeigt deutliche Gebrauchsspuren – „muss er auch“, sagt der Sänger mit einem breiten Grinsen. „Sonst würde es ja heißen, dass ich nicht arbeite.“
Das breite Grinsen ist ein Erkennungsmerkmal des Südtirolers, der sich vor ein paar Jahren in München niedergelassen hat. „München ist für uns Südtiroler perfekt. Die Nähe zur Heimat ist einfach da.“ Spätestens alle zwei Wochen ist er daheim in Brixen, bei der Familie, bei den Freunden und den geliebten Bergen. In Milland, einem ruhigen Stadtteil von Brixen, ist der 36-Jährige aufgewachsen.
Der Lockdown hat ihn hart getroffen. Nicht nur, weil er als Künstler nicht mehr auftreten konnte. „Bis bald.“ Eine SMS von der Mutter, als die Grenzen zwischen Italien, Österreich und Deutschland schlossen, führte ihm deutlich vor Augen, dass der europäische Gedanke erst einmal vorbei ist. Reisefreiheit ade, die er in all den Jahren so genossen hatte.
Max von Milland ist 14 Jahre alt, als er die Musik für sich entdeckt: In der Schule läuft es nicht gut, er fällt durch. In dieser Zeit kauft er sich eine Gitarre, und gründet eine Band – „da konnte ich noch kein Lied auf der Gitarre spielen“. Die Musik hat ihn seitdem nicht mehr losgelassen. „Ich wollte nichts lieber.“
Als die Schule vorbei ist, will er weg. Die Mutter sieht das gar nicht gerne. „Doch ich habe darum gekämpft, nach Berlin zu gehen“. Er studiert Politik. Der Mutter wäre ein „gescheiter Beruf“ lieber gewesen. Doch davon will der junge Südtiroler nichts wissen. Nebenbei singt er. Auf Englisch.
Irgendwann fängt er an, im Dialekt zu singen. „Das, was ich spüre, lässt sich besser in meiner Heimatsprache ausdrücken.“ Und ganz nebenbei vermindert es das Heimweh. Insbesondere nach den Bergen. Sein liebster Berg ist ihm die Plose. „Einmal im Jahr wandere ich mit Freunden hinauf zum Sonnenaufgang“, ein Pflichttermin im Kalender. Im vergangenen Jahr hat er auf 2500 Metern Höhe ein Konzert gegeben. Zum Sonnenaufgang. „Das war unbeschreiblich.“ Für den Sommer 2022 ist eine Wiederholung in Planung.
Nach dem Studium geht Max von Milland nach München, widmet sich ganz der Musik. Zu den Höhepunkten seiner Karriere gehört, dass er mit seiner Band als Vorgruppe der norwegischen Pop-Band A-ha auf Tour ging.
Häufig wird der Songwriter nach Konzerten nach Südtirol-Tipps gefragt. „Ich habe den Lockdown genutzt, um alle meine Tipps in einem Buch zusammenzufassen.“ Herausgekommen ist „Hoamkemmen“, ein Roadtrip durch Südtirol (erschienen bei Tappeiner, 112 Seiten, 18 Euro). Max von Milland stellt darin eine junge Generation Südtiroler vor, die ihre Heimat neu gestaltetn. Es geht um Nachhaltigkeit genauso wie ums Entdecken. „Denn Südtirol hat mehr zu bieten, als eine traumhafte Landschaft, Rotwein und Speck.“
Letzterer schmeckt am besten auf Vinschgerln. Weil Max von Milland in München noch keine guten gefunden hat, bäckt er sie kurzerhand selbst, nach dem Rezept seiner Mutter. Ein Stück Heimat mitten in München. Und Stärkung, bevor er im Herbst zu seiner Deutschland-Tournee aufbricht. Mit einem neuen Album und nach zwei Jahren Zwangs-Pause.