Intervallfasten schützt das Herz

von Redaktion

Neue Studie macht Mut: Forscher testen die Heilkräfte einer speziellen Variante

München – In Deutschland landen alljährlich rund 212 000 Menschen (Deutscher Herzbericht 2020) mit einem akuten Herzinfarkt in den Kliniken – 580 an jedem einzelnen Tag. Viele der Geretteten müssen danach mit Folgeschäden und Einschränkungen leben. Eine neue Studie untersucht nun, ob Intervallfasten Folge-Infarkten und chronischer Herzschwäche vorbeugen oder diese sogar reparieren kann. Intervallfasten als Therapiebestandteil? Erste Ergebnisse machen Mut. Die Deutsche Herzstiftung fördert das Projekt mit 68 000 Euro und stellt erste Ergebnisse vor.

Heilfasten fördert die Gewichtsabnahme und beeinflusst Herz-Risikokrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und erhöhtes Cholesterin. Das haben wissenschaftliche Studien bestätigt. Auf dieser Basis gehen Wissenschaftler der Universitätsklinik für Kardiologie in Halle an der Saale nun einen Schritt weiter: In ihrer Studie „Intervallfasten nach Myokardinfarkt (Interfast-MI)“ untersuchen Prof. Dr. Daniel Sedding, Dr. Jochen Dutzmann und die Doktorandin Zoe Kefalianakis mit ihrem Team die positiven Einflüsse des Intervallfastens auf Regeneration und drohende Herzinsuffizienz. „Intervallfasten löst Veränderungen im Zellstoffwechsel aus, die viele Gemeinsamkeiten mit genau den Zellprogrammen zeigen, die eine Heilung des Herzmuskels und eine Wiederherstellung der Durchblutung und der Pumpfunktion des Herzens begünstigen“, bestätigt Prof. Dr. Daniel Sedding, Direktor der Uniklinik für Kardiologie in Halle/Saale. Sedding leitet die Studie gemeinsam mit Dr. Dutzmann.

Die Wirkung

Fastenperioden setzen ein Regenerationsprogramm in Gang, das den Energiehaushalt im Körper optimiert und Schutzmechanismen der Zellen aktiviert. Dieser Vorgang versetzt Körperzellen in eine Art Winterschlaf (Hibernation) und verbessert so die Immunabwehr und Heilungsmechanismen. Zudem startet er in den Zellen eine Art Entrümpelungsprogramm (Autophagie) und verändert deren Stoffwechsel. Die Zellen konzentrieren sich auf einen effektiveren Super-Kraftstoff für Gehirn und Muskeln, die Ketonkörper. „Wir wollen klären, ob diese Prozesse während des Intervallfastens dazu beitragen können, Herzinfarktpatienten vor einer Herzinsuffizienz zu bewahren“, so Dr. Dutzmann.

Herzinsuffizienz

Bei einem Herzinfarkt wird ein Teil des Herzmuskels aufgrund der verstopften Herzkranzarterie von der Sauerstoffversorgung getrennt. Dieser Teil des Herzens verfällt in die Hibernation oder stirbt gar ab und vernarbt. In der Folge verliert das Herz an Leistung, eine chronische Herzinsuffizienz droht. Bei der Behandlung kommt es darauf an, die Pumpfunktion des Herzmuskels so weit wie möglich wiederherzustellen. Hier könnte das durch Fastenperioden ausgelöste Hunger-Notfallprogramm ins Spiel kommen, das Zellprogramme in Gang setzt, die die Heilung des Herzmuskels und die Wiederherstellung von Durchblutung und Pumpfunktion begünstigen.

So läuft die Studie

In der Studie werden Frauen und Männer nach schweren Infarkten anhand von Zufallskriterien auf zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe macht Intervallfasten (16 Stunden fasten, acht Stunden nach Belieben essen). Die andere Gruppe ernährt sich wie gewohnt. Wissenschaftler untersuchen die Herzfunktion jeweils nach einem, drei und sechs Monaten und vergleichen die Ergebnisse. Ziel ist es festzustellen, ob das Intervallfasten einen nicht medikamentösen, nebenwirkungsarmen Ansatz zur Heilung des Herzmuskels darstellen könnte. DORITA PLANGE

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