Osteoporose vermeiden und heilen

von Redaktion

Methoden, Übungen, Medikamente und Rezepte gegen die Volkskrankheit

VON SUSANNE SASSE

München – Osteoporose ist die häufigste Knochenkrankheit in Deutschland. Laut dem Aktionsbündnis Osteoporose sind in Deutschland rund 5,2 Millionen Frauen und 1,1 Millionen Männer ab 50 Jahren betroffen. Viele Betroffene wissen jedoch nichts davon. Dabei ist der Knochenschwund heutzutage gut behandelbar, macht der Münchner Prof. Reiner Bartl Hoffnung. Er sagt: „Osteoporose ist heute so überflüssig wie ein Kropf.“ Niemand müsse die Krankheit mehr als schicksalhaft hinnehmen.

„Osteoporose ist heute heilbar, vorausgesetzt, dass es noch nicht zu einer schweren, irreparablen Zerstörung des Skeletts mit zahlreichen Knocheneinbrüchen gekommen ist“, sagt Bartl. Der Professor für innere Medizin und Facharzt für Hämatologie, Onkologie und Osteologie, Oberarzt am Klinikum Großhadern der Ludwigs-Maximilians Universität hat gemeinsam mit der Fitness- und Gesundheitsexpertin Johanna Fellner ein Programm entwickelt, um Osteoporose keine Chance mehr zu geben: Durch Bewegung, Ernährung, Lebensstil, Medikamente und Fröhlichkeit. Die wichtigsten Punkte im Überblick:

Die Ursachen

Die Knochendichte nimmt ab dem 35. Lebensjahr ab. Patienten mit Osteoporose verlieren jedoch schneller und mehr Knochenmasse – zu 80 Prozent sind Frauen nach den Wechseljahren betroffen. Dies liegt daran, dass Hormone wie Östrogen eine wichtige Rolle für den Knochenstoffwechsel spielen.

Osteoporose kann auch familiär bedingt sein. Hier erleichtern Labortests zur Knochendichte eine genaue Diagnose. Auch Schilddrüsenfehlfunktionen, Hormonstörungen, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und rheumatische Erkrankungen können das Risiko erhöhen.

Beinflussbare Risiken

Chronischer Bewegungsmangel ist einer der wichtigsten Risikofaktoren. Sogar junge bettlägerige Patienten verlieren schon in wenigen Monaten bis zu 30 Prozent ihrer Knochenmasse – und brauchen oft viele Jahre, um die ursprüngliche Stabilität wieder zu erreichen. Vor allem eine gute Rückenmuskulatur ist entscheidend für eine hohe Knochenmasse der Wirbelkörper und der Oberschenkelknochen.

Aber auch zu viel Sport kann zu Osteoporose führen. Dauertraining, Diät und Gewichtskontrolle sorgen für einen geringen Anteil an Körperfett, der Östrogenspiegel sinkt ab und die Gefahr von Belastungsbrüchen steigt.

Wichtig ist auch die Gemütsverfassung. Studien zeigen, dass Frauen mit schwerer und langwieriger Depression eine um sechs Prozent verminderte Knochenmasse aufweisen als vergleichbare Frauen ohne Depression. Weiterhin steigt das Risiko durch Rauchen, Alkoholkonsum und Hormonmangel (bei Frauen Östrogen und Gestagen, bei Männern ein Mangel an Testosteron). Auch Medikamente beeinflussen die Aufnahme von Kalzium. Vor allem Kortison, aber auch Blutverdünner, Schilddrüsenhormone, Chemotherapeutika und aluminiumhaltige Säureblocker.

Rezepte für Stabilität

Bekommt der Körper durch die Nahrung nicht ausreichend Kalzium, Vitamin D, Mineralien und Vitamine, holt er sich diese Stoffe aus den Knochenspeichern. In Folge nimmt deren Dichte ab. Wichtig ist es also, bei der Ernährung ausreichend Vitamin A, E und C und ausreichend Spurenelemente zuzuführen. Wichtig ist auch das richtige Maß von Eiweiß – ein Zuviel beeinflusst die Kalziumaufnahme negativ, gleiches gilt für eine zu fette oder zu phosphatreiche Kost, insbesondere sollte man Wurst meiden, der Phosphat zugesetzt ist. Auch Stress behindert die Kalziumaufnahme.

Das richtige Training

Wer schon an Osteoporose leidet, sollte vor dem Training unbedingt mit seinem Arzt sprechen – Schmerzen sollten auf keinen Fall auftreten, betont Trainerin Johanna Fellner. Zudem ist auch Krafttraining wichtig, denn das stärkt die Muskulatur und die Knochen. Ebenso sollten Dehnübungen und Gleichgewichtstraining nicht vernachlässigt werden.

Heilung durch Medizin

Heute steht eine Vielzahl von Medikamenten zur Verfügung, die grob in zwei Gruppen unterteilt werden können: Die einen wirken antiresorptiv, also dem Knochenabbau entgegen, oder osteonabol, also knochenaufbauend. Wichtig ist es, die Medikamente noch vor Knochenbrüchen einzusetzen. Neben Bisphosphonaten, die sich auf der Oberfläche der Knochen ablagern und diese so stabilisieren, gibt es Denosumab, das den Knochenabbau stark verringert und die Knochenmasse steigert. Hormonersatztherapien wirken zwar gegen Osteoporose, steigern aber zugleich das Risiko für Brustkrebs, Thrombosen und Schlaganfälle. Insbesondere bei Knochenbrüchen werden befristet Peptide der Parathormonfamilie (PTH) eingesetzt. Es gibt Hoffnung, dass es bald gelingen kann, Osteoporose vollständig auszuheilen, und zwar mit Sklerostin-Antikörpern. Es handelt sich um einen Eiweißbaustein, der direkt in den Knochen produziert wird. Wird Sklerostin gehemmt, nimmt die Knochendichte deutlich zu. Damit besteht die Chance, dass Osteoporose in Zukunft geheilt werden kann. Dennoch rät Prof. Bartl, der Krankheit durch Sport und Ernährung vorzubeugen.

Artikel 3 von 7